Katastrophe von AberfanDie Katastrophe von Aberfan war ein Haldenrutsch, der am 21. Oktober 1966 im Bergarbeiterdorf Aberfan nahe Merthyr Tydfil in Südwales 144 Menschenleben forderte, 116 davon Kinder. SituationDie zum Unglückszeitpunkt vom staatlichen National Coal Board (NCB) betriebene Zeche Merthyr Vale Colliery nutzte seit rund fünfzig Jahren die Flächen oberhalb des Ortes für die Aufschüttung von Halden. An den Hängen oberhalb von Aberfan gab es sieben Abraumhalden. Die Arbeit an der Halde 7 – die auf das Dorf rutschte – wurde 1958 begonnen. Sie war zum Zeitpunkt der Katastrophe 34 Meter hoch. Das Vorhandensein von Quellen an den Kippstellen war (unter anderem ausweislich von Eintragungen auf Ordnance-Survey-Karten von 1958) bekannt, blieb aber unbeachtet. VerlaufNach drei Wochen starken Regens war die Spitze der Halde 7 gesättigt. Am 21. Oktober 1966 rutschten um 9.15 Uhr Teile der Bergehalde den Merthyr-Berg hinab. Es handelte sich um etwa 110.000 Kubikmeter Abraum. Die Rutschung wurde durch eine Wasseransammlung verursacht; als eine Massenbewegung auftrat, verflüssigte sich das durchnässte, feine Material einer Abkippstelle und floss den Berg hinab. Der Leiter des NCB, Lord Robens, nannte als Unglücksursache zunächst „natürliche, unbekannte Quellen“.[1] Das am stärksten getroffene Gebäude war die Pantglas Junior School, wo der Unterricht gerade begonnen hatte; 5 Lehrer und 109 Kinder wurden in der Schule getötet. Insgesamt zerstörten die Massen zwanzig Häuser, eine Farm, fast die gesamte Pantglas-Grundschule und Teile der benachbarten Mittelschule. Insgesamt wurden 144 Menschen getötet, davon 116 Kinder.[2] UntersuchungEine offizielle Untersuchung wurde von Lord Justice Edmund Davies geleitet. Der Bericht gab dem NCB die Schuld. Der Vorsitzende der Organisation, Lord Robens, wurde kritisiert, weil er irreführende Erklärungen abgegeben habe und keine Klarheit über die Kenntnis des NCB über das Vorhandensein von Wasserquellen auf dem Berg gegeben habe. Der Aberfan Disaster Memorial Fund (ADMF) wurde am Tag der Katastrophe eingerichtet. Es gingen fast 88.000 Spenden im Gesamtwert von 1,75 Millionen Pfund ein. ProzessDas National Coal Board wurde wegen „Ignoranz, Inkompetenz und fehlender Kommunikation“ schuldig gesprochen. Die Instabilität der Halde war sowohl der Bergwerksleitung als auch den Arbeitern bekannt, jedoch wurde so gut wie nichts dagegen getan. Das Merthyr Tydfil Borough Council (Gemeinderat) und die National Union of Mineworkers (Bergarbeitergewerkschaft) wurden freigesprochen. Das NCB wurde zu einer Ausgleichszahlung in Höhe von 500 Pfund, was heute ungefähr 9.900 Euro[3] entspricht, pro Kind verurteilt. Erhaltene Spenden wurden darauf angerechnet. Das NCB lehnte eine volle Verantwortung für die Haldensicherung ab, so dass ein Teil der Spende genutzt wurde, um die restliche Halde zu sichern. Auf Initiative des walisischen Politikers Ron Davies musste das NCB die Summe 1997 zurückzahlen.[2] Die verbleibenden Halden wurden erst nach einem langen Kampf der Bewohner von Aberfan entfernt, gegen den Widerstand der NCB und der Regierung, welche Kostengründe anführten. Die Aufräumarbeiten wurden durch einen Zuschuss der Regierung und einen Zwangsbeitrag von 150.000 £ aus dem Gedenkfonds bezahlt. Im Jahr 1997 zahlte die britische Regierung die £ 150.000 an die ADMF, und im Jahr 2007 spendete die Nationalversammlung für Wales £ 1,5 Millionen an den Fonds und £ 500.000 an die Aberfan Education Charity als Entschädigung für das zu Unrecht eingenommene Geld. Viele Bewohner des Dorfes erlitten gesundheitliche Probleme, die Hälfte der Überlebenden erkrankte an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Die Merthyr Vale Colliery wurde 1989 geschlossen. TriviaThom Parrott schrieb ein Lied über das Unglück.[4] Sir Karl Jenkins komponierte zum fünfzigsten Jahrestag die Cantata Memoria zum Gedenken an die Opfer.[5] Die Katastrophe war 2019 das Hauptmotiv der dritten Folge der dritten Staffel der britischen Fernsehserie The Crown. Liste der OpferKinder
Erwachsene
Unbekanntes Alter
WeblinksCommons: Katastrophe von Aberfan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 51° 41′ 41″ N, 3° 20′ 51″ W |