Karl Theodor GaedertzKarl Theodor Gaedertz (* 8. Januar 1855 in Lübeck; † 8. Juli 1912 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller, Bibliothekar, Literaturhistoriker, plattdeutscher Dichter und Übersetzer. LebenKarl Theodor Gaedertz war ein Sohn des Juristen Theodor Gaedertz (1815–1903) und dessen Ehefrau Emilie, geb. von Leesen (1828–1910), sowie ein entfernter Verwandter des Lübecker Dichters Emanuel Geibel. Er besuchte das Katharineum zu Lübeck bis zum Abitur 1876.[1] 1876 bis 1879 studierte er in Leipzig und Berlin Germanistik und wurde in Halle 1881 mit einem Jahr Verspätung zum Dr. phil. mit einer Dissertation über den Dichter Gabriel Rollenhagen promoviert, nachdem ihm die abgabereife Dissertation in Berlin ein Jahr zuvor gestohlen worden war und er diese neu anfertigen musste. Gaedertz war seit dem 13. Mai 1880 Beamter an der Königlichen Bibliothek in Berlin und wurde zeitweise zur Ordnung der dortigen Bibliothek ans Kultusministerium in Berlin „verborgt“. Dabei lernte Gaedertz den damaligen preußischen Kultusminister Gustav von Goßler kennen, der ihm zukünftig jahrelange dienstliche Beurlaubungen und großzügige Forschungsstipendien zu germanistischen Forschungsreisen in Deutschland und Europa (Niederlande, England, Schweden, Dänemark) zukommen ließ. Obwohl die meisten der großangelegten Forschungsprojekte von Gaedertz zur Erforschung des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen deutschen Theaters und zur Erforschung der niederdeutschen Sprache Desiderat blieben, fand er in dieser Zeit zu seinem künftigen Forschungsobjekt, dem Werk des Dichters und Schriftstellers Fritz Reuter. Gaedertz war im persönlichen Auftreten sehr fordernd, egoistisch und zugleich ruhmsüchtig gesinnt. Er scheute nicht davor zurück, bei Vorgesetzten und deutschen Fürstlichkeiten Ehrungen, Beförderungen und Ordensauszeichnungen zu verlangen. Im Umgang mit den anderen Bibliothekaren der Kgl. Bibliothek zu Berlin galt er als sehr unkollegial und pflegte seinen häufigen, mitunter sehr kleinlichen Forderungen unter Umgehung aller Dienstvorgesetzten meist direkt beim Kultusminister einzureichen. Seine spätere Versetzung von Berlin an die kleine Universitätsbibliothek Greifswald glich einer notdürftig kaschierten Strafversetzung, weil sich Gaedertz in Berlin unmöglich gemacht hatte und niemand mehr mit ihm auskam. 1900 bis 1905 war er Oberbibliothekar an der Universitätsbibliothek Greifswald und ging mittels einiger Tricks (vorgeschobene Krankheitsatteste) noch vor Ablauf der 25-jährigen Mindestzeit in Pension, wobei er anlässlich seines Übergangs in den Ruhestand um Pensionshöhe, Orden und Rangerhöhungen feilschte. In seiner Dienstzeit als preußischer Bibliothekar versuchte Gaedertz mehrfach, unter Ausnützung von Protektion und seiner guten Beziehungen zu den verschiedenen preußischen Kultusministern und zum einflussreichen Geheimrat Althoff, eine Stelle als Universitätsprofessor für Germanistik zu erlangen. Er scheiterte regelmäßig am Einspruch der germanistischen Fachwelt und an seiner fehlenden Habilitation, obgleich man ihm zugestand, dass seine Dissertation durchaus wissenschaftliche Qualität aufwies. In seiner zweiten Lebenshälfte profilierte Gaedertz sich als bedeutendster Sammler und Publizist seiner Zeit rund um den niederdeutschen Dichter Fritz Reuter (1810–1874). Aus zeitlicher Nähe zu Reuter und seinem Familien- und Freundeskreis brachte Gaedertz eine einzigartige Sammlung und Dokumentation zu Reuters Leben und Werk zusammen. Zu seinen bleibenden Verdiensten zählt auch, dass Gaedertz zahlreiche Persönlichkeiten aus Reuters privatem Umfeld und mutmaßliche Vorbilder für verschiedene Werkfiguren aufgespürt und häufig auch vor eine Fotokamera gebracht hatte. Seine anhaltenden Bemühungen, auf Basis seiner Privatsammlung in Mecklenburg ein „Fritz-Reuter-Nationalmuseum“ zu stiften, blieben jedoch ohne Erfolg. Durch Testamentsverfügungen fielen die Sammlungen 1912 der Stadt Neubrandenburg zu und wurden in den 1920ern zum Kernbestand eines ersten Reutermuseums dort, das allerdings bei Kriegsende 1945 durch Brand in Teilen zerstört wurde. Ob und in welchem Umfang es zuvor kriegsbedingte Auslagerungen von Sammlungsbeständen gegeben hatte, ist bis heute ungeklärt. Reste der Gaedertz-Sammlung, darunter zahlreiche Autographen, Manuskripte und Fotos des Dichters, gelangten in den 1970er Jahren aus Neubrandenburg ins Fritz-Reuter-Literaturmuseum in Stavenhagen. Zudem übersetzte Gaedertz Werke von Pierre Corneille, Jean Racine und Washington Irving aus dem Französischen bzw. Englischen. Gaedertz war seit 1902 verheiratet mit Agnes Elisabeth Anna, geb. von Vangerow (* 1872). Seine Schwester Magda war seit 1902 mit Arthur Kopp verheiratet, der einer seiner Berliner Kollegen war.[2] Mit nur 57 Jahren verstarb der kinderlos gebliebene Gaedertz 1912 in Berlin an einer Brustfellentzündung. Er wurde auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof in Schöneberg beigesetzt. Das Grab ist nicht erhalten.[3] Werke (Auswahl)
Briefe
Literatur
WeblinksWikisource: Karl Theodor Gaedertz – Quellen und Volltexte
Einzelnachweise
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