Karl Otto Weber

Carl Otto Weber

Karl Otto Weber, auch Carl Otto Weber (* 29. Dezember 1827 in Frankfurt am Main; † 11. Juni 1867 in Heidelberg) war ein deutscher Chirurg, Pathologe und Paläobotaniker.

Leben

Weber wuchs in Bremen auf, wo sein Vater Gymnasialdirektor war.

Ab 1846 studierte er in Bonn Medizin und wurde 1851 zum Doktor der Medizin promoviert. Er hatte ein ausgeprägtes Interesse an der Paläobotanik und veröffentlichte bereits im Dezember 1851 eine umfangreiche Schrift über die Tertiärflora der Niederrheinischen Braunkohlenformation, der er gemeinsam mit dem kurz zuvor im Juni verstorbenen Geographen Philipp Wessel bereits im Dezember 1855 neue Beiträge folgen ließ.

Nach seinem Staatsexamen in Berlin folgte ein Auslandsaufenthalt in Paris.

Ende 1852 wurde er Assistenzarzt an der Chirurgischen Klinik in Bonn bei Carl Wilhelm Wutzer, welcher aufgrund seines Alters und einer fortschreitenden Erblindung ihm kaum Lehrer sein konnte und er sich autodidaktisch weiterbildete.[1] Er habilitierte 1853 in Chirurgie, konnte aber 1855 den vakanten Lehrstuhl nicht übernehmen,[2] wodurch er sich der pathologischen Anatomie zuwandte.[1] Er blieb an der Bonner Klinik bis April 1857.[3]

Nach schadlosem Überstehen der Schauenburg/Weber-Affäre, bei der er beschuldigt wurde, eine Frau geschwängert und bei dieser danach mehrere schmerzhafte Abtreibungsversuche durchgeführt zu haben, wurde er außerordentliche Professor für Pathologie und damit erster Fachvertreter dieses Wissenschaftszweiges.[1] Fünf Jahre später wurde er zum ordentlichen Professor der pathologischen Anatomie ernannt.[1] Zusätzlich war er Direktor der chirurgischen Abteilung der evangelischen Klinik und Prosektor für die Kliniken, wodurch er auch die Verantwortung für die mikroskopische Auswertung der bei den Operationen anfallenden Präparate hat.[4]

1865 erhielt er als Nachfolger von Maximilian von Chelius den Lehrstuhl für Chirurgie an der Universität in Heidelberg[5][6] und wurde auch dort Direktor der chirurgischen Klinik.

Weber war spezialisiert in pathologischer Anatomie[7] und eine Fachkraft im Bereich der Histologie und Histogenese. Ihm gelang der Nachweis, dass Fieber eine Folge von Blutintoxikation ist.[8] Durch seine Arbeiten zu Tumoren konnte er eine Modifikation bei der Schnittführung nach Dieffenbach zur Operation von Oberkiefertumoren erreichen, welche als Schnittführung nach Dieffenbach-Weber bezeichnet wird.[9]

An der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg separierte er die Augenklinik aus seinem Verantwortungsbereich, übergab diese an Hermann Jakob Knapp und gab den Anstoß zum Bau der Klinikgebäude in Heidelberg/Bergheim.

In dieser Zeit äußerte er sich vermehrt über die schlechten hygienischen Zustände in den Krankenhäusern. Besonders Diphtherie würde die Operationen mit den Ergebnissen maßgeblich beeinflussen. Hieraus ergab sich sein spezielles Interesse an der Behandlung der Krankheit. Sehr wahrscheinlich wurde er bei seinen Untersuchungen infiziert, erkrankte im Juni 1867 an einer Angina, welche im Krankheitsverlauf die Diphtherie anzeigte.

Weber starb knapp 40-jährig an der Diphtherie. Er wurde durch seinen Freund Julius Arnold seziert, welcher neben der Diphtherie auch eine Degeneration des Herzens, vielleicht durch eine Scharlacherkrankung 1850 verursacht, feststellte.

Er war seit 1858 verheiratet und war Vater eines Sohnes.

Schriften (Auswahl)

Literatur

Commons: Carl Otto Weber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Georg Dhom: Geschichte der Histopathologie. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 2013, ISBN 978-3-642-56794-0, S. 561, doi:10.1007/978-3-642-56794-0 (Scan [2013] in der Google-Buchsuche [abgerufen am 29. November 2019]).
  2. Heinrich Krebs, Heinrich Schipperges: Heidelberger Chirurgie 1818–1968. Eine Gedenkschrift zum 150jährigen Bestehen der Chirurgischen Universitätsklinik. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 1968, ISBN 3-642-48059-4, S. 45 (eingeschränkte Vorschau des Scans [2013] in der Google-Buchsuche [abgerufen am 29. November 2019]).
  3. Carl Otto Weber: Chirurgische Erfahrungen und Untersuchungen nebst zahlreichen Beobachtungen aus der chirurgischen Klinik und dem evangelischen Krankenhause zu Bonn. Georg Reimer, Berlin 1859, ISBN 3-11-196684-4, S. VIII (Scan von Walter de Gruyter Incorporated in der Google-Buchsuche [abgerufen am 29. November 2019]).
  4. Georg Dhom: Geschichte der Histopathologie. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 2013, ISBN 978-3-642-56794-0, S. 562, doi:10.1007/978-3-642-56794-0 (Scan [2013] in der Google-Buchsuche [abgerufen am 29. November 2019]).
  5. Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie. Teil der Chirurgischen Klinik (Zentrum). Chirurgische Ordinarien. In: uni-heidelberg.de. Universitätsklinikum Heidelberg, abgerufen am 29. November 2019.
  6. Fritz Schoell: Heidelberger Professoren aus dem 19. Jahrhundert. Festschrift der Universität zur Zentenarfeier ihrer Erneuerung durch Karl Friedrich. Band 2. Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1903, OCLC 833532409, S. 142 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 29. November 2019]).
  7. Axel W. Bauer, Yvonne Spranz: Pathologie der Lebertumoren in Virchows Archiv zwischen 1900 und 1930: Innovation oder Stagnation in der Krebsforschung? In: Ingo Wirth (Hrsg.): Virchow-Forschung als Lebensaufgabe. Festschrift zum 80. Geburtstag von Christian Andree (= Christian Andree [Hrsg.]: Rudolf Virchow. Sämtliche Werke. Abt. V: Virchowiana. Materialien und Dokumente. Band 3). Georg Olms Verlag, Hildesheim/Zürich/New York 2018, ISBN 978-3-487-15703-0, S. 3–26, hier S. 7 (Scan in der Google-Buchsuche [abgerufen am 29. November 2019]).
  8. Otto Haxel: Semper apertus: Sechshundert Jahre Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, 1386–1986. Festschrift in sechs Bänden. Hrsg.: Wilhelm Doerr. Springer, Berlin/Heidelberg 1985, ISBN 3-540-15425-6, S. 191 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 29. November 2019]).
  9. Johannes Kleinheinz, Ulrich Joos: 3.3 Grundzüge der Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie. Historische Erstbeschreibung. In: Dag Moskopp (Hrsg.): Neurochirurgie. Handbuch für die Weiterbildung und interdisziplinäres Nachschlagewerk. Schattauer Verlag, Berlin/New York 2005, ISBN 3-7945-1991-4, S. 146–152, hier S. 146 (Scan des 1. Nachdrucks in der Google-Buchsuche [abgerufen am 29. November 2019]).