Zuvor war er für rund zwei Jahre Bundesminister für Inneres.[3]
Von Jänner 2018 bis Jänner 2020 war er Generalsekretär der ÖVP und von November 2017 bis Jänner 2020 Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat. Im Dezember 2021 wurde er geschäftsführender Bundesparteiobmann der Österreichischen Volkspartei, zu deren Bundesparteiobmann er im Mai 2022 gewählt wurde.[4]
Im Oktober 2015 wurde er zum Generalsekretär-Stellvertreter und Bundesorganisationsreferenten des Österreichischen Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbundes (ÖAAB) bestellt. Von 2016 bis Jänner 2018 war er Generalsekretär des ÖAAB. Er folgte damit in dieser Funktion August Wöginger nach. Im November 2016 wurde er zum Landesobmann des ÖAAB Wien gewählt. Ab April 2017 war er Bezirksparteiobmann der ÖVP in seinem Wohnsitz-Bezirk[10] Wien-Hietzing.
Im Juni 2022 folgte ihm Johanna Sperker als Bezirksparteiobfrau nach.[11][12]
Am 9. April 2022 traf Karl Nehammer in Kiew ein und besuchte den ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Die Ukraine wird auf Befehl des russischen Präsidenten Putin seit dem 24. Februar 2022 völkerrechtswidrig angegriffen.[24]
Daran anschließend besuchte Nehammer am 11. April 2022 in Moskau Präsident Putin. Er ist damit der erste Regierungschef eines westlichen Landes, der ab Kriegsbeginn Putin besuchte.[25]
Im Juni 2020 wurden die von Innenminister Karl Nehammer präsentierten Umbaupläne für das Hitler-Geburtshaus heftig kritisiert. Das Mauthausen Komitee Österreich, das oberösterreichische Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus und der KZ-Verband/VdA OÖ (Landesverband Oberösterreich der AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus) vermuten, dass mit dem Umzug des Gedenksteines mit der Aufschrift „Für Frieden Freiheit und Demokratie – Nie wieder Faschismus – Millionen Tote mahnen“ ins Haus der Geschichte Österreich in Wien eine „Verdrängung statt Auseinandersetzung“ und eine „Verhöhnung aller Opfer des Faschismus“ erfolge. Netzwerk-Sprecher Robert Eiter[27] forderte Nehammer auf, den nationalen Aktionsplan gegen Rechtsextremismus in Angriff zu nehmen, statt einen antifaschistischen Mahnstein verschwinden zu lassen. Auch die erinnerungspolitische Sprecherin der SPÖ Sabine Schatz[28] und der grüne Nationalratsabgeordnete und Gemeinderat in Braunau David Stögmüller sprachen sich für den Erhalt des Gedenksteines an seinem bisherigen Platz aus.[29]
Die Gemeinde beschloss im Juli 2020, den Gedenkstein unverändert zu lassen.[30]
Terroranschlag in Wien 2020
Nach dem Terroranschlag in Wien am 2. November 2020 musste sich Nehammer als Innenminister dem Vorwurf stellen, das Attentat nicht verhindert zu haben, da sich herausstellte, dass das ihm unterstellte Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) nach Hinweisen auf einen versuchten Munitionskauf durch den damals bereits polizeibekannten Attentäter es durch einen Kommunikationsfehler verabsäumt hatte, entsprechend zu handeln.[31]
Er war in Folge auch dafür zuständig, dass mehrere Razzien im islamistischen Milieu stattfanden. Aufgrund der darauf folgenden Bedrohungen gegen seine Familie wurde sie unter Polizeischutz gestellt.[32]
Operation Luxor
Als „Nehammers Debakel“ bezeichnet das Nachrichtenmagazin Profil die Operation Luxor im November 2020. Dabei handelte es sich um eine Polizeiaktion gegen angebliche Muslimbrüder, bei der sich Nehammer im Morgengrauen an der Seite von Polizisten fotografieren ließ.[33] In einer Pressekonferenz verkündete er, die Wurzeln des Politischen Islam seien erfolgreich gekürzt worden. Tatsächlich entpuppte sich die Operation Luxor als kompletter Schlag ins Wasser und ein Großteil der Hausdurchsuchungen wurde als rechtswidrig eingestuft.[33]Der Standard bezeichnet die Operation Luxor als „klassische türkise Showaktion“ mit dem „nunmehrigen Kanzler als Hauptdarsteller“.[34]
Cobra-Affäre
Im Frühjahr 2022 sorgte ein Vorfall für mediales Aufsehen um Nehammer: Beamte der Polizei-Einheit Cobra verursachten alkoholisiert einen Unfall, als sich diese von einem Umtrunk bei der Ehegattin Nehammers auf dem Rückweg befanden. Danach wurde ein umfangreiches anonymes Schreiben bekannt, das schwerwiegende Vorwürfe gegen Nehammer, seine Gattin sowie die Führung der Sondereinheit Cobra enthalten hat. Cobra-Bedienstete sollen dem Schreiben zufolge zu auftragswidrigen fachfremden Tätigkeiten wie das Transportieren der Kinder des Kanzlers zu Terminen herangezogen worden sein.
Die Staatsanwaltschaft Korneuburg sah einen Anfangsverdacht bei folgendem Vorwurf gegeben: Es soll Interventionen gegeben haben, den Vorfall zu vertuschen und so darzustellen, dass die Verbindung zum Einsatz bei Katharina Nehammer, der Ehefrau Nehammers, verloren geht. Diese soll den Beamten nämlich Alkohol verabreicht haben.
Am 10. Oktober 2023 wurde das Verfahren nach anderthalbjähriger Ermittlung von der Staatsanwaltschaft Korneuburg eingestellt. Der Anfangsverdacht des Amtsmissbrauches habe sich nicht erhärtet.[35]
Katharina Nehammer
Im Juli 2021 wurde öffentlich kritisiert, dass Nehammers Frau, Katharina Nehammer, von mehreren Privatpersonen wegen des Teilens eines inhaltlich falschen Facebook-Posts eine Entschädigung von 3500 Euro zuzüglich Anwaltskosten fordert. In dem Post hieß es, Katharina Nehammer arbeitete für Hygiene Austria. Sie arbeitete jedoch für die PR-Agentur von Gregor Schütze, dem ehemaligen Pressesprecher der früheren ÖVP-Innenministerin Maria Fekter, die im Februar 2021 Pressearbeit für Hygiene Austria machte.[36][37]
Karl Nehammer verteidigte bei einem Medientermin in Wien das Vorgehen, da seine Frau eine Privatperson sei, die im Internet verleumdet worden sei und sich als Opfer von Hass im Netz wehre. Auch die Höhe der geforderten Entschädigung verteidigte Nehammer: „Das juristische Vorgehen legt der Experte fest, der Rechtsanwalt, es liegt weiter unter dem möglichen Strafrahmen, zehn Prozent darunter.“[38]
Im Dezember 2022 entschied das Oberlandesgericht Wien die Klage zugunsten von Katharina Nehammer, sie kündete an, die 3500 Euro spenden zu wollen.[39][40]
Burger-Video
Ende September 2023 wurde ein Video öffentlich, das bei einer ÖVP-Funktionärsveranstaltung in Hallein am 26. Juli 2023 entstanden war.[41] Darin spricht Nehammer unter anderem über Kinderarmut und Frauen in Teilzeitarbeit. In Zusammenhang mit der Diskussion, dass es armutsgefährdeten Kindern an warmen Mahlzeiten fehle, kritisierte er die Eltern, denn die günstigste warme Mahlzeit sei ein Hamburger mit Pommes frites von McDonald’s für (angeblich) 3,50 Euro.
Über die Quote von Frauen in Teilzeitarbeit sagte er: „Wenn ich zu wenig Geld habe, gehe ich mehr arbeiten. Weil dann muss ich ja mehr Geld haben.“ Zudem beklagte er den Einfluss der Sozialpartnerschaft in Österreich.[42] Das Video zog große mediale Aufmerksamkeit und heftige Kritik nach sich. Michael Landau, Präsident von Caritas Österreich, kommentierte: „Wer sagt, dass in Österreich niemand hungert oder friert, hat von der Wirklichkeit der Menschen keine Ahnung.“[43]
Neben der öffentlichen Aufregung wurden die Aussagen auch von den Oppositionsparteien NEOS, SPÖ und FPÖ kritisiert.[44] Als Reaktion auf diese Kritik lud Kanzler Nehammer für 12. Oktober 2023 zum Format „Frag den Kanzler“ zum Schutzhaus auf der Schmelz im 15. Bezirk Wiens, einer offenen Diskussion mit Kritikern und Betroffenen mit einer Dauer von etwa 90 Minuten, deren Diskussionsteilnehmer auf das Ersuchen Nehammers von mehreren Kammern, kirchlichen Stiftungen und Vereinen sowie Nichtregierungsorganisationen nominiert worden sind.[45] Er betonte in der diesbezüglichen Presseaussendung vom 8. Oktober 2023 jedoch, zu seinen gegenständlichen Aussagen weiterhin zu stehen.[46]
Kanzlermenü wurde zum Österreichischen Wort des Jahres 2023 gewählt. Laut Jury fasse dieses Wort in prägnanter und ironischer Weise den Inhalt der Aussage von Nehammer zusammen.[47]
Karl Nehammers Ehefrau Katharina ist eine Tochter des früheren ORF-Moderators Peter Nidetzky.[62][63][64][65][66]
Sie ist ebenfalls in der ÖVP verankert, im Juli 2020 wurde ihr Wechsel vom Minister-Kabinett der Verteidigungsministerin Klaudia Tanner in die Privatwirtschaft (Öffentlichkeitsarbeit) bekanntgegeben.[67] Bis August 2021 war Katharina Nehammer als PR-Beraterin bei einer ÖVP-nahen Agentur tätig.[68] Gemeinsam haben sie zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter.
Publikationen
Karl Nehammer. Strategie und Politische Kommunikation der Volkspartei Niederösterreich im Landtagswahlkampf 2013: Analyse der Kampagne und der Mobilisierungsmaßnahmen. 2013. Hochschulschrift. Donau-Universität Krems
als Hrsg. mit Bettina Rausch: Offen für Neues – Analysen und Einschätzungen zum ersten Jahr der neuen Volkspartei. Verlag Noir, Wien 2018, ISBN 978-3-9504382-2-2.