Karl Ludwig von PöllnitzKarl Ludwig Wilhelm Freiherr von Pöllnitz, auch Charles Louis Baron de Pöllnitz, kurz auch Carl Ludwig Wilhelm von Poellnitz (* 25. Februar 1692 in Issum, bei Geldern; † 23. Juni 1775 in Berlin), war ein preußischer Abenteurer, Schriftsteller und vor allem – seit 1740 fast ausschließlich – Höfling bei Friedrich II. von Preußen. HerkunftEr stammte aus der thüringischen Adelsfamilie von Pölnitz und wurde in Issum bei Rheinberg, damals zu Kurköln gehörend, geboren. Die Familie kam mit seinem Großvater Gerhard Bernhard von Pölnitz – der mit einer Tochter von Moritz von Oranien und engen Freundin der ersten Frau des Großen Kurfürsten verheiratet war – nach Brandenburg-Preußen. Dieser wurde dort 1670 in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Seine Eltern waren Wilhelm Ludwig Freiherr von Pöllnitz († 1693) und dessen Ehefrau Freiin Louise Catharina zu Eulenburg (1663–1711). Sein Vater war brandenburgischer Oberst und starb bereits ein Jahr nach der Geburt seines Sohnes. Seine Mutter heiratete als Witwe den Minister Franz von Meinders (1630–1695) und als dieser starb den Hofmarschall Christian Ludwig von der Wense. Sein Bruder Friedrich Moritz wurde königlich großbritannischer und kurbraunschweigisch-lüneburgischer Generalmajor. LebenPöllnitz verbrachte einen Großteil seiner Jugend (bis 1710) in Berlin, wo er als Spielgefährte des späteren preußischen Königs Friedrich Wilhelm aufwuchs. Mit seinem Bruder erbte er 1700 die Güter Buch, Karow und Birkholz, als ihre Großmutter Eleonore Freifrau von Pölnitz verstarb, die ihre eigenen Kinder überlebt hatte. Da sein Vater ihm nicht viel hinterließ, wählte auch er zunächst den Militärdienst und kämpfte in Flandern. Nach Angaben seiner nicht sehr verlässlichen Memoiren (die aber nur bis 1723 gehen) ist er danach weit gereist, an die kleineren Höfe Deutschlands, aber auch bis Madrid (wo er angeblich Oberst war), London, Warschau, Rom und Sizilien. Er ging auch an den Hof von Hannover, verlor dort sein gesamtes Geld am Spieltisch und zog mit Empfehlung der Kurfürstin Sophie 1713 weiter nach Paris, wo er von Liselotte von der Pfalz, der Herzoginwitwe von Orléans, bei Hofe eingeführt wurde. Der Frieden von Utrecht machte aber militärischen Karriereplänen ein Ende. Er reiste weiter durch Preußen, Polen und Sachsen, wo er, wie später noch häufiger, wegen Spielschulden einsaß, und versuchte in arger Geldnot 1716 wieder sein Glück in Paris. Er wollte eine reiche Witwe heiraten, die aber vorher starb, lieh sich Geld von der Herzogin von Orleans und trat, um seine Karriereaussichten zu fördern, 1717 zum katholischen Glauben über. Später scheint er aber noch mehrfach die Konfession gewechselt zu haben. Als dies aber dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, seinem alten Freund aus Kindheitstagen, zu Ohren kam, zog er sein Angebot auf eine Kammerjunkerstelle 1718 in Berlin zurück. Nach der Beteiligung an der Verschwörung von Cellamare 1718 gegen den Regenten verscherzte er es sich auch mit der Herzogin von Orleans, der Mutter des Regenten, die über ihn sagte: „Er kann wohl reden und redet auch nicht wenig“ (dieselbe Meinung hatte Pöllnitz umgekehrt von ihr). Weiter zum Reisen durch Europa gezwungen, warf er sich in Rom angeblich sogar dem Papst zu Füßen, in der Hoffnung, als Priester Karriere zu machen, fand dann aber eine bessere Einnahmequelle als Autor von unterhaltsamen Klatschgeschichten. Ab 1730 machte er seine (sehr unzuverlässigen) Memoiren in Amsterdam zu Geld (gedruckt in Lüttich 1734), die im Grunde Reiseberichte von den Städten Europas sind und damals einen ähnlichen Erfolg wie der Baedeker hatten. Es folgte 1732 ein Buch über den Hof in Hannover oder genauer über die Prinzessin von Ahlden, worin er die Königsmarckaffaire aufwärmte, gestützt auf so zweifelhafte Quellen wie die Romane Anton Ulrichs von Braunschweig-Wolfenbüttel. Das Buch war trotzdem in England ein großer Erfolg, wo man gerne mehr von den „Leichen im Keller“ von Georg I. erfuhr. Sein insgesamt größter Erfolg war La Saxe Galante von 1734 über die Liebschaften von August dem Starken. Weiterhin verfasste er Reiseberichte von modischen Badeorten (und Zentren des Glücksspiels) wie Spa und Aix (Aachen). 1737 folgte die Fortsetzung seiner Memoiren, diesmal mit der Schilderung des Berliner Hofes in der Zeit von 1688 bis 1710. 1735 kehrte er über Wien nach Berlin zurück und fand, nachdem er wieder protestantisch geworden war, Anstellung beim Soldatenkönig, spionierte aber gleichzeitig für Wien und Dresden. Er wurde Mitglied des Tabakskollegiums und Kammerherr. In dieser Position übernahm ihn auch Friedrich II., der ihn als amüsante Plaudertasche schätzte. Als Kronprinz hatte seine Meinung über Pöllnitz noch knapp gelautet: „Divertissant beim Essen, hernach einsperren“.[1] Friedrich erhöhte seine unter dem Soldatenkönig kargen Einkünfte von 250 Talern jährlich um das Sechsfache, zahlte seine 6000 Taler Schulden zurück und ernannte ihn 1740 zum Oberzeremonienmeister. Anno 1741 reiste Pöllnitz dem jungen König im Ersten Schlesischen Krieg ins Soldatenquartier nach und eilte ihm im August 1742 zum Kuraufenthalt in Aachen voraus. Im Mai 1746 weilte er mit dem König zum Kuraufenthalt in Bad Pyrmont. Im Kreis von Friedrich dem Großen war er oft das Objekt derber Scherze, sodass er 1744 vorübergehend seinen Abschied nahm. Als Pöllnitz 1775 verarmt starb, wurde er, wie Friedrich an Voltaire schrieb, von niemandem betrauert als von seinen Gläubigern. Werke
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
|