Karl Heinz Mai begann 1939 eine Ausbildung zum Kaufmannsgehilfen in der Maschinenfabrik Ernst Kirchner & Co. Nach wenigen Monaten wurde er 1940 zum Wehrdienst einberufen. 1941 erlitt er eine so schwere Verwundung, dass ihm beide Beine amputiert werden mussten. Nach mehreren Lazarettaufenthalten wurde er im Sommer 1943 entlassen und kehrte nach Leipzig in sein Elternhaus zurück.[1] Eine Rückkehr in seinen alten Beruf war nicht möglich.[2]
Beim schwersten Luftangriff auf Leipzig am 4. Dezember 1943 wurde das Haus der elterlichen Wohnung ausgebombt. Familie Mai fand Unterkunft im Erzgebirge in Niederwiesa und erlebte dort das Kriegsende. Sie kehrten nach dem Krieg im Jahr 1945 nach Leipzig zurück.[2][3] Durch die Beschäftigung mit der Fotografie hatte Mai Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, nahm Kontakte zu Kriegsheimkehrern, Trümmerfrauen, Kindern und Soldaten der Roten Armee auf und hielt sie in seinen Bildern fest.[1][3]
Seine spätere Frau lernte er in der Katharinenstraße 10–12 kennen, wo er im Fotolabor Tempo Leipzig Fotoarbeiten ausführen ließ.[3] 1949 heirateten sie und zogen in die Dantestraße in Möckern.[4] Im selben Jahr wurde ihr einziger Sohn Karl Detlef Mai geboren.
Karl Heinz Mai starb im Alter von 44 Jahren;[2] Sein früher Tod wird mit seiner Kriegsverletzung in Verbindung gebracht. Die Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof Leipzig-Möckern.[3]
Werk
Karl Heinz Mai interessierte sich bereits mit 18 Jahren für die Fotografie. Er war Autodidakt. Es sind Aufnahmen aus der Zeit seiner Grundausbildung, seines Kriegseinsatzes als Soldat und dem Leben in den besetzten Gebieten erhalten.[1] Nach seiner Kriegsverletzung verstärkten sich seine fotografischen Aktivitäten.[2] So fotografierte er die letzten Kriegstage in Niederwiesa.[1][3] Sein Hauptwerk ist die Dokumentation des kriegszerstörten Leipzig und die Stadtentwicklung bis 1964. Dazu gehören Porträts und Aufnahmen von Alltagssituationen der Menschen dieser Zeit. Sie sind exemplarisch für die deutsche Nachkriegsgeschichte.
Mai arbeitete im Auftrag von Zeitungen, öffentlichen und kirchlichen Einrichtungen, vor allem aber im Selbstauftrag. Ab Mitte der 1950er Jahre führte er Auftragsarbeiten für das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig, das Sächsische Landesamt für Denkmalpflege und das Leipziger Messeamt durch.[2] Sein Archiv umfasst ca. 25.000 Aufnahmen[2][3] aus einer Zeit, als fotografisches Material knapp war und alle Mittel für das tägliche Leben eingesetzt werden mussten.
In den 1980er Jahren verstärkte sich das öffentliche Interesse an Mais Arbeiten. Es folgten Personalausstellungen,[5] Ausstellungsbeteiligungen[6] sowie Publikationen.[2] 2009 erschien ein vom Mitteldeutschen Rundfunk produzierter Dokumentarfilm[3] über das Leben und Werk von Karl Heinz Mai. Der Nachlass wird von seinem Sohn Karl Detlef Mai verwaltet.
Ausstellungen (Auswahl)
1980: Aller Anfang ist schwer, Galerie des künstlerischen Volksschaffens Leipzig, Barfußgäßchen, Kabinett für Kulturarbeit der Stadt Leipzig, April – Mai 1980
1983: Karl Heinz Mai, Dum Panu z Kunstatu, Kabinet Fotografie J. Funka, Brünn, April – Mai 1983
Karl Detlef Mai: Menschenwerte erhalten, statt sie zu vernichten. Zum Leben und Wirken des Leipziger Fotografen Karl Heinz Mai. In: Leipzig. Aus Vergangenheit und Gegenwart, Beiträge zur Stadtgeschichte 6. Hrsg.: Museum für Geschichte der Stadt Leipzig, VEB Fachbuchverlag Leipzig, 1989, ISSN0232-1661, S. 203–225.