Die Geschichte der Königlich Preußischen Forstakademie Hannoversch Münden in Hannoversch Münden reicht zurück bis zur Abspaltung der Forstschule von der Bergschule in Clausthal im Jahre 1844 und der Verlegung der Forstschule nach Hannoversch Münden. 1849 jedoch musste die Forstschule Münden mangels Schülern schließen.
Am 27. April 1868 wurde dann die Königlich Preußische Forstakademie Hannoversch Münden in Anwesenheit des Preußischen Oberlandforstmeisters eröffnet. Die Gründung einer zweiten Forstakademie war durch die großen Gebietszuwächse Preußens nach dem Deutschen Krieg von 1866 notwendig geworden. Sie ging unter anderem auf Betreiben von Heinrich Christian Burckhardt zurück.
1922 wurde die Umformung in eine Forstliche Hochschule mit Rektoratsverfassung, Promotionsrecht, Habilitations- und Berufungsrecht beschlossen und am 3. Mai 1923 proklamiert. Am 6. Mai 1939 wurde die Hochschule als Forstliche Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen angegliedert und zum Wintersemester 1970/1971 nach Göttingen verlegt. Hier wurden zuvor fünf neue Fakultätsgebäude errichtet (Büsgenweg 1–5). Heute ist die einstige Forstakademie als Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen in zwei Institute, sieben Forschungszentren und den Forstbotanischen Garten gegliedert.
Forstbotanischer Garten
Der Forstbotanische Garten auf dem Gelände der Forstakademie in Hannoversch Münden wurde 1870 eröffnet. Er bestand aus einem kleinen Garten als Arboretum und einem großen Garten auf etwa 5 Hektar Fläche. Im großen Garten wurden zunächst forstliche Versuche durchgeführt und Obstbäume gezogen, später wurde er ebenfalls zum Arboretum. 1895 verfügte der Garten über 210 Arten von Eichen, 881 Formen von Rosengewächsen, 312 Arten Heckenkirschen und 574 Weidenarten. Während des Zweiten Weltkriegs kam es durch alliierte Bombenangriffe auf den nahe gelegenen Güterbahnhof zu schweren Schäden im Forstbotanischen Garten. Im Laufe der Zeit wurde der Garten, unter anderem durch Straßenbau, auf 2,5 Hektar verkleinert. Nach dem Weggang der Forstlichen Hochschule nach Göttingen 1970 und dem Abriss des 1872 erbauten Fakultätsgebäudes 1974 verblieb als letzter Überrest der forstlichen Tradition in Hannoversch Münden der Forstbotanische Garten. 1988 wurde er als Naturdenkmal unter Schutz gestellt.
Georg Hermann Grenacher (1843–1923), Zoologe und Histologe, Lehrer an der Forstakademie Münden, ab 1873 Professor in Rostock
Julius Lehr (1845–1894), Forstwissenschaftler und Nationalökonom, Privatdozent an der Forstakademie Hannoversch Münden, später Professor in Karlsruhe und München
Hans Mayer-Wegelin (1897–1983), Forstwissenschaftler (Forstbenutzung), Professor in Münden 1927–1937 und 1948–1955, in Ankara 1937–1940 und Wien 1940–1945, nach 1955 Professor an der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft Hamburg
Karl E. Schedl (1898–1979), Entomologe, Dozent an der Forstlichen Hochschule Hann. Münden 1936–1939, dann Professor an der Forstlichen Hochschule Eberswalde
Fritz Nüßlein (1899–1984), Jagd- und Forstwissenschaftler
Kurt Mantel (1905–1982), ab 1945 Dozent, ab 1950 Direktor des Instituts für Forstrecht und Forstgeschichte, verbunden mit einem planmäßigen außerordentlichen Lehrstuhl, 1952 persönlicher Ordinarius; 1953 und 1954 Dekan der Forstlichen Fakultät; ab 1954 ordentlicher Professor an der Universität Freiburg im Breisgau
Friedrich Erdmann (1859–1943), Förster in Neubruchhausen und Verfechter einer naturgemäßen Waldbehandlung
Ernst Gustav Freiherr von dem Bussche-Haddenhausen (1863–1944), Leiter der Preußischen Staatsforstverwaltung (1919–1925), Preußischer Oberlandforstmeister
Walter Liebrecht (1879–1945), preußischer Offizier, Sonderkurier von Kaiser Wilhelm II.,[1] 1919 im Auftrag der Regierung mittätig bei den Reparationsverhandlungen in Versailles und Paris sowie Landesforstmeister[2]
Karl Blume (1875–1963), Oberlandforstmeister, Blume-Leiss-Höhenmesser und Blume-Formel
Karl Hausmann (1889–1971), Leiter der Niedersächsischen Landesforstverwaltung (1945–1952), Präsident des Niedersächsischen Roten Kreuzes (1953–1963)
Joseph von Wrede (1896–1981), deutscher Kommunalpolitiker und Landrat (CDU)
Karl Hasel (Bearbeitung/Herausgeber): Quellen zur Geschichte der Forstlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen. Forstliche Fakultät der Universität Göttingen, Hann. Münden 1968
Autorenkollektiv: Forstliche Hochschule Hannoversch Münden 1868–1939. Festschrift. Hann. Münden 1939
Otto Sommer (Hrsg.): Die Georg-Augustus-Universität zu Göttingen als Forschungs- und Lehrstätte für Forstwissenschaft in Vergangenheit und Zukunft. Erschienen aus Anlass der Überführung der Forsthochschule Hannoversch Münden in die Universität Göttingen, Göttingen 1939
Karl Brethauer: Botanischer Garten. In: Münden. Gesammelte Aufsätze. Dritte Folge. Verlag Hans Fiedler, Hann. Münden 1986, S. 38–40.
↑Carl H. Liebrecht: Chronik der Familie Liebrecht, korrigierte und überarbeitete Neuauflage, Norderstedt: Books on Demand, 2018, ISBN 978-3-7448-5108-4, v. a. S. 101–103; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche,