Jussuff Abbu wurde in eine große jüdische Familie von Landarbeitern geboren. Er gewann ein Stipendium zum Besuch der von der Alliance Israélite Universelle unterhaltenen Schule in Jerusalem. Der deutsche Architekt Otto Hoffmann beschäftigte ihn in seinem Architektenbüro in Jerusalem und vermittelte ihm einen Studienplatz an der Hochschule für bildende Künste in Charlottenburg, wo er ab 1913 Malerei und Bildhauerei studierte. 1919 hatte er ein Meisteratelier an der Akademie der Künste als Bildhauer und wurde Mitglied im Deutschen Künstlerbund, auf dessen 25ster Jahresausstellung (1929 im Kölner Staatenhaus) er mit einem bronzenen Frauentorso und einem Bleiguss vertreten war.[2] Im August 1921 widmete die hannoversche Galerie von Garvens ihm eine Einzelausstellung. Abbo wurde Mitglied der Hannoverschen Sezession.[3] Nachdem er 1923 an einer Kollektiv-Ausstellung im Berliner Kunstsalon Ferdinand Möller teilgenommen hatte, folgte 1926 eine weitere Ausstellung in der Galerie Neue Kunst Fides in Dresden.[4] Abbo gehörte in den Zwanziger Jahren zum Freundeskreis von Else Lasker-Schüler, die ein Gedicht auf ihn schrieb.[5] Er arbeitete als Bildhauer und brannte in der Werkstatt von Otto Douglas-Hill seine keramischen Arbeiten.
Er musste 1935 mit seiner Frau Ruth Schulz aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Großbritannien emigrieren, er hatte noch die ägyptische Staatsangehörigkeit. Seine Skulpturen musste er zunächst zurücklassen und war dadurch gehindert, mit einer Ausstellungsbeteiligung sein Werk in dem Gastland zu präsentieren und Fuß zu fassen. Er konnte dann 1937 auch nur einen Teil nachholen.[6] Sein Werk wurde in Deutschland als Entartete Kunst gebrandmarkt.[7] 1937 wurden in der Aktion „Entartete Kunst“ aus der Kunsthütte Chemnitz elf Druckgrafiken Abbos beschlagnahmt und vernichtet.[8]
Abbo erhielt 1937 einen Auftrag für eine Büste des Politikers George Lansbury.[9] 1939 traf er in Paris Charles Despiau. Während des Krieges konnte er sein Atelier in London nicht nutzen und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Abbo zerstörte 1945 aus Enttäuschung einen Großteil der in England entstandenen Werke.[6]
Seine finanzielle Situation sowie Krieg, Flucht und die schwere körperliche Arbeit führen zu körperlichen und seelischen Leiden. Nach langer Krankheit starb Jussuf Abbo am 29. August 1953 in London.
Sein Sohn Jerome Abbo (1935–2016) arbeitete ebenfalls als Bildhauer.
Abbo, Jussuff. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band1: A–D. E. A. Seemann, Leipzig 1953, S.3 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
Hajo Hahn (Hrsg.): Der blaue Reiter ist gefallen: Else-Lasker-Schüler-Jubiläumsalmanach, aus Anlass des 25jährigen Bestehens der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft; Dokumentation eines Vierteljahrhunderts und des XX. ELS-Forums vom 27. – 30. März 2014 in Solingen und Wuppertal. Hammer, Wuppertal 2015 [Beiträge über Else Lasker-Schüler und ihre Freundschaft zum Bildhauer Jussuf Abbo].
Dorothea Schöne: Jussuff Abbo. In: Karin Althaus u. a. (Hrsg.): Kunst und Leben. 1918 bis 1955. Lenbachhaus, München / Deutscher Kunstverlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-88645-210-1, S. 64–67.
Jussuf Abbo. Skulpturen, Zeichnungen, Druckgrafik. Verzeichnis der Bestände des Sprengel Museum Hannover. Sprengel Museum Hannover, 2019. ISBN 978-3-89169-247-9; 3891692471
↑Akten im: Landesverwaltungsamt Berlin, Abteilung I - Entschädigungsbehörde, Berlin Fehrbelliner Platz.
↑s. Katalog Deutscher Künstlerbund Köln 1929. Mai–September 1929 im Staatenhaus, M. DuMont Schauberg, Köln 1929, S. 13: Abbo, Jussuff, Berlin. Kat.nr. 11: Frauen-Torso (br.), 12: Kopf (Bleiguß).
↑Henning Rischbieter: Die zwanziger Jahre in Hannover. Hrsg.: Kunstverein Hannover. Kunstverein, Hannover 1962, S.45, 68.
↑s. Abbo, Jussuff. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band1: A–D. E. A. Seemann, Leipzig 1953, S.3 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
↑ abBurcu Dogramaci: Scheitern und Bestehen in der Fremde. Deutschsprachige Künstler im britischen Exil nach 1933. In: Uwe Fleckner, Maike Steinkamp, Hendrik Ziegler (Hrsg.): Der Künstler in der Fremde : Migration - Reise - Exil. De Gruyter, Berlin 2015, S. 267 und Anmerkung 8 auf S. 280.