Julius Sternheim (Filmproduzent)

Julius Sternheim (Pseudonyme Ernst J. Heim und Ulli Stheim; 12. Juni 1881 in Hannover10. Oktober 1940 in Johannesburg) war ein deutscher Drehbuchautor, Filmproduzent und Produktionsleiter.

Leben und Wirken

Sternheim übersiedelte bereits als Kind mit seinen Eltern nach Berlin. Er besuchte das Friedrichswerdersche Gymnasium und absolvierte eine kaufmännische Lehre in einer Lederfabrik. 1904 schiffte er sich nach New York ein, wo er eine Zeit lang bei Goldman Sachs arbeitete. Anschließend war er als Journalist für eine Zeitung in Denver tätig, ehe er um 1908 wieder nach Berlin zurückkehrte. Ab 1909 mit Berta „Bella“ Lewinski verheiratet,[1] übernahm er kurz darauf auf Wunsch seines Schwiegervaters die Leitung einer Berliner Piano-Fabrik. Im Ersten Weltkrieg wurde er zur Artillerie einberufen. Nach seiner Heimkehr begann er sich filmisch zu betätigen. Er war Prokurist der Decla-Film-Gesellschaft Holz & Co. OHG[2] und der Deutschen Bioscop AG,[3] dem nach dem Zusammenschluss zur Decla-Bioscop AG neben der UFA größten deutschen Filmkonzern.[4] 1923 gründete er seine eigene Sternheim-Film GmbH (1923–1932).[5] Parallel dazu schrieb er Drehbücher und Theaterstücke und bekleidete diverse Ehrenämter, etwa als Arbeitsrichter für Film und Bühne am Arbeitsgericht Berlin sowie als Mitglied der Filmprüfstellen Berlin und München.

Wegen seiner jüdischen Herkunft verlor Sternheim nach der NS-Machtergreifung 1933 seine wirtschaftliche und soziale Stellung und konnte sich nicht mehr künstlerisch betätigen. Im März 1939 emigrierte er mit seiner Frau nach Johannesburg in Südafrika, wo der gemeinsame Sohn Walter bereits seit 1933 lebte. Auch dort bot sich für Julius Sternheim aber keine Möglichkeit mehr, schriftstellerisch oder filmisch zu arbeiten, und er starb bereits nach anderthalb Jahren im Exil an einem Aortenaneurysma.[6]

Familie

Sein älterer Bruder war der Dramatiker Carl Sternheim. Daneben hatte er noch den jüngeren Bruder Felix (1882–1946) sowie die drei Schwestern Maria (1879–1922), Gertrude Jeanette Jeaffreson geb. Sternheim (1880–1958) und Edith Lea Bing geb. Sternheim (1883–1957).[7] Sein Vater Carl Jakob Sternheim (1852–1918) war wie der Großvater Julius Carl Sternheim (1820–1877) Bankier, außerdem Börsenmakler und Eigentümer des Hannoverschen Tageblatts. Sein Onkel war der Hannoversche Journalist und spätere Direktor des Berliner Belle-Alliance-Theaters, Hermann Sternheim.[8][9]

Julius Sternheims Witwe Bella (* 1890) starb 1957 in Johannesburg, Sohn Walter (* 1910) im Jahr 1974 ebenda. Zur Tochter Grete, verehelichte Fritz (* 1911), liegt derzeit kein Sterbedatum vor.

Filmografie (Auswahl)

(D: als Drehbuchautor, P: als Produzent)

Schriften

Einzelnachweise

  1. Landesarchiv Berlin, Heiratsregister Standesamt Berlin XII a, Nr. 452/1909 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  2. HRA Nr. 43460, Eintrag im Berliner Handelsregister am 23. Januar 1918.
  3. HRB Nr. 17719, Eintrag im Berliner Handelsregister am 3. April 1920.
  4. Friedrich von Zglinicki: Der Weg des Films. Rembrandt-Verlag, Berlin 1956, S. 403.
  5. Handelsregister Berlin HRB Nr. 30996.
  6. Death Register Johannesburg, Nr. 6830/40/251.
  7. Klaus Kreimeier: The Ufa story. A History of Germany’s Greatest Film Company, 1918–1945. University of California Press, 1999 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  8. Hugo Thielen: STERNHEIM, (1) Hermann. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 349.
  9. Mirja Plischke: Carl Sternheim ein Expressionist? Gesellschaftskritik und „eigene nuance“ in seinem Werk. Grin Verlag, 2002 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  10. Hans Bach: Der Weg, der zur Verdammnis führt. Das Schicksal der Aenne Wolter. Nach dem gleichnamigen Film von Julius Sternheim, Buch-Film-Verlag, Berlin 1920.
  11. Hans Bach: Hyänen der Lust. Nach dem gleichnamigen Film von Julius Sternheim, Buch-Film-Verlag, Berlin 1920.