Jovanka Bončić-Katerinić

Jovanka Bončić-Katerinić, kyrillisch Јованка Бончић-Катеринић, damalige Eindeutschung: Jovanka Bontschits (* 5. Juli 1887 in Niš[1]; † 1966 in Belgrad) war eine serbische und jugoslawische Architektin. Im Jahr 1913 absolvierte sie als erste Frau die Technische Hochschule Darmstadt.[2]

Leben und Ausbildung

Bončić-Katerinić wurde als Tochter des Kassationsrates Michael Bončić (* 1848) und von Katharina, geb. Petrovitsch (* 1862) geboren.[3] Sie studierte sieben Semester lang an der Universität Belgrad, bevor sie zum Wintersemester 1909/10 an die damalige Technische Hochschule Darmstadt wechselte. Zuvor hatte sie ein Praktikum bei der serbischen Staatsbahn absolviert. In Darmstadt studierte sie Architektur mit dem Schwerpunkt Hochbau. Nach ihrer Vordiplom-Prüfung am 28. April 1911, die sie mit „ziemlich gut“ bestand, erhielt sie am 18. Juli 1913 ihr Diplom.[4] In der Prüfung wählte sie den Schwerpunkt Städtebau und das Sondergebiet Schulgebäude. Die Berliner Illustrirte Zeitung würdigte die Verleihung mit einem Bild auf ihrer Titelseite.[5] Mit ihrem Mann, dem Diplom-Ingenieur Andrej Katerinić (geboren in der Ukraine, gestorben 1968 in Belgrad), den sie während ihres Studiums an der Technischen Hochschule kennenlernte, lebte sie in Sankt Petersburg, Kiew und ab 1922 in Belgrad. 1945 ging sie in den Ruhestand.

Arbeit und Werk

Der „Kursalon“ in Banja Koviljača
Das Kulturzentrum „Banski Dvor“ in Banja Luka

Im jugoslawischen Bauministerium leitete sie das Referat für Universitätsbau und verantwortete von 1930 bis 1941 zahlreiche öffentliche Vorhaben. So entstanden unter ihrer Mitwirkung neben einem Kursalon und einem Badehaus in Banja Koviljača (1929–32) auch das Kulturzentrum Banski dvor (kyrillisch: Бански двор) in Banja Luka (1930–38) sowie die Universitätsbauten für Lehrerinnenausbildung (1933) und Veterinärmedizin (begonnen 1939) in Belgrad.[6]

Ehrungen

Der Magistrat der Stadt Darmstadt beschloss 2012, eine Straße auf dem Campus Lichtwiese der Technischen Universität Darmstadt nach ihr zu benennen.[7] Die Umbenennung wurde am 15. Oktober 2013 vorgenommen.[8]

Förderpreis

Seit dem Wintersemester 2011 vergibt der Fachbereich Material- und Geowissenschaften der TU Darmstadt jährlich den Jovanka-Bontschits-Förderpreis.[9] Er würdigt die Forschung und Studienleistung von Frauen in den Material- und Geowissenschaften und fördert die weitere wissenschaftliche Tätigkeit.

Literatur

  • Vladimir Konjikušić: Bončić-Katerinić, Jovanka. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 12, Saur, München u. a. 1995, ISBN 3-598-22752-3, S. 485.
  • Ljubinka Trgovčević-Mitrović: Studenten aus Serbien an deutschen Universitäten bis 1914, in: Dittmar Dahlmann, Milan Kosanović (Hrsg.): Deutsch-serbische Beziehungen vom Berliner Kongress bis heute. Internationales Symposium der Michael-Zikic-Stiftung Bonn, 25. und 26. September 2000, Bonn 2003, S. 51–67
  • Uta Zybell, Verena Kümmel (Hrsg.): 100 Jahre Studium von Frauen an der TU Darmstadt. Dokumentation zur Ausstellung, Darmstadt 2008, S. 8–9, 20–21

Einzelnachweise

  1. Brigitte Emig: Frauen in der Wissenschaft. Dokumentation der Ringvorlesung vom Wintersemester 1985/86 an der Technischen Hochschule Darmstadt, Darmstadt 1988, S. 45; Angaben in den Einschreibungsunterlagen in: TU Archiv, Bestand 102 Nr. 975. So auch in: Ljubinka Trgovčević-Mitrović: Studenten aus Serbien an deutschen Universitäten bis 1914, in: Dittmar Dahlmann, Milan Kosanović (Hrsg.): Deutsch-serbische Beziehungen vom Berliner Kongress bis heute. Internationales Symposium der Michael-Zikic-Stiftung Bonn, 25. und 26. September 2000, Bonn 2003, S. 60. Bei Vladimir Konjikušić: Bončić-Katerinić, Jovanka. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 12, Saur, München u. a. 1995, ISBN 3-598-22752-3, S. 485. ist hingegen fälschlich als Geburtsort Belgrad genannt
  2. Technische Universität Darmstadt: Jovanka Bončić-Katerinić. Abgerufen am 7. November 2024.
  3. Brigitte Emig: Frauen in der Wissenschaft. Dokumentation der Ringvorlesung vom Wintersemester 1985/86 an der Technischen Hochschule Darmstadt, Darmstadt 1988, S. 45. In der Literatur wird sie gelegentlich als Tochter eines serbischen Justizministers bezeichnet.
  4. Eckhart G. Franz, Friedrich Battenberg: Die Chronik Hessens. Dortmund 1991, S. 319
  5. Berliner Illustrirte Zeitung vom 3. August 1913, Abbildung: tu-darmstadt.de: Vor 100 Jahren: Die erste Ingenieurin Deutschlands. online, abgerufen am 23. Juli 2013
  6. Vladimir Konjikušić: Bončić-Katerinić, Jovanka. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 12, Saur, München u. a. 1995, ISBN 3-598-22752-3, S. 485. – Maskareli Draginja: O delatnosti architekte Jovanke Bončić-Katerinić (dt. Über das Werk der Architektin Jovanka Bončić-Katerinić), online, abgerufen am 23. Juli 2013
  7. Von Behnisch bis Weiss. 18. September 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Juni 2019; abgerufen am 29. Oktober 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.intern.tu-darmstadt.de
  8. Von Behnisch bis Weiss - Neue Straßennamen auf der Lichtwiese. hoch3 #6/2013 der TU Darmstadt, 28. November 2013, abgerufen am 29. Oktober 2020.
  9. Jovanka-Bontschits-Preis. Abgerufen am 29. Oktober 2020.