Erzbischof von Rauscher war maßgeblich am Zustandekommen des Konkordates zwischen der katholischen Kirche und dem Kaiserhaus beteiligt.[3] Es wurde am 18. August 1855 unterzeichnet und beendete den Josephinismus. 1856 gründete er das Erzbischöfliche Knabenseminar in Wien VI. Er sah sich als Verteidiger der kirchlichen Ehe und bezeichnete die Zivilehe in einem Hirtenbrief als „sündhaftes Konkubinat“.
Kardinal von Rauscher nahm als Konzilsvater am Ersten Vatikanischen Konzil teil und war ein Führer der „Inopportunisten“, die gegen das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes auftraten, weil sie es als nicht „opportun“ ansahen. Er reiste am 17. Juli 1870 (am Vortag der Beschlussfassung zur Infallibilität) aus Rom ab. Das Dogma selbst erkannte er an. Das Unfehlbarkeitsdogma war der Grund für die Aufhebung des Konkordats durch die Regierung im Jahr 1870.
Nach ihm benannt sind die Rauscherstraße im 2. und 20. Bezirk Leopoldstadt bzw. Brigittenau (1869), die Othmargasse (1869) und der dortige Kardinal-Rauscher-Hof im 20. Bezirk sowie der Kardinal-Rauscher-Platz im 15. Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus (1891). Auch wurde die Othmarkirche in Wien-Landstraße aus Dankbarkeit für Joseph Othmar von Rauschers Unterstützung dem heiligen Othmar geweiht.
Schriften (Auswahl)
Geschichte der christlichen Kirche. Seidl, Sulzbach 1829. – Volltext online: Band 1/2, Band 2/2.
Hirtenbriefe, Predigten, Anreden. Manz, Wien 1858. – Volltext online
Der Papst und Italien: ein Hirtenschreiben. Gerhard, Leipzig 1860. (Beigefügte Werke: Villemain: Frankreich, das Kaiserreich und das Papstthum, sowie Hippolyte Castille: Napoleon III. und der Klerus). – Volltext online
Die weltliche Herrschaft des heiligen Stuhles. Rede, gehalten in der Versammlung der St. Michaels Bruderschaft am 25. Jänner 1863. Jacob & Holzhausen, Wien 1863. – archive.org.
Der Staat ohne Gott. Hirtenschreiben an die Erzdiöcese Wien, erlassen am 25. Jänner 1865. Mayer, Wien 1865. – Volltext online
Ansprache Sr. Eminenz des hochwürdigsten Herrn Kardinales Fürst-Erzbischofes von Wien, gehalten bei der Eidesleistung der freiwilligen Tiroler Scharfschützen in der Metropolitankirche bei St. Stephan am 12. Junius 1866, sowie Zweites Hirtenschreiben (…). Carl Sartori, Wien 1866. – archive.org.
Gefahr und Rettung. Hirtenschreiben seiner Eminenz (…). (Zweite Auflage). Carl Sartori, Wien 1866. – archive.org.
Die Ehe und das zweite Hauptstück des bürgerlichen Gesetzbuches. (Zweite Auflage). Braumüller, Wien 1868. – Volltext online
Das allgemeine Concil von Vatican. Zwei Hirtenschreiben. Braumüller, Wien 1870. – Volltext online
↑Üblicherweise wurde nur sein zweiter Taufname verwandt, siehe Erwin Gatz: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder von 1785/1803 bis 1945. Bemerkungen zu einem biographischen Lexikon. In: Stimmen der Zeit, Bd. 202 (1984), S. 137–141, hier S. 140.
↑ abErwin Gatz: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder von 1785/1803 bis 1945. Bemerkungen zu einem biographischen Lexikon. In: Stimmen der Zeit, Bd. 202 (1984), S. 137–141, hier S. 140.
↑Die Protestnote von Unter Lanzendorf. In: Wiener Kirchenzeitung. 29. August 1868, Nr. 35/1868, S. 547–550, online (Image 132); Noch eine Antwort auf den Protest von Unter-Lanzendorf. In: Wiener Kirchenzeitung. 19. September 1868, Nr. 38/1868, S. 593 ff., online (Image 178).
↑Zwei Antworten auf den Protest von Unter-Lanzendorf. Zur Erinnerung an die kanonische Visitation der Pfarre Maria Lanzendorf durch Se(ine) Eminenz Cardinal Rauscher (…) am 9. und 10. September 1868. Ludwig Wagner, Wien 1868, OBV.