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Joseph August Schultes (* 15. April 1773 in Wien; † 21. April 1831 in Landshut) war ein österreichischer Mediziner, Botaniker, Naturwissenschaftler und Reiseschriftsteller. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Schult.“ Schultes war königlich-bayerischer Hofrat und erster Direktor der Chirurgischen Schule in Landshut.
Leben und Wirken
Schultes war Professor in Wien, Krakau und Innsbruck. Ab 1809 lehrte Schultes als Professor für Naturgeschichte und Botanik an der Universität Landshut. Als König Ludwig I. die Universität 1826 nach München holte, blieb Schultes als Direktor der Chirurgischen Schule in Landshut. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit verfasste er ausführliche Reiseberichte.
Gemeinsam mit Johann Jacob Römer gab er die „16. Auflage“ von Systema vegetabilium (1817–1830) heraus.
Schultes erster Sohn, Julius Hermann Schultes wurde ebenfalls Botaniker. Der zweite Sohn, ebenfalls Julius Hermann Schultes (1820–1887) war ein österreichischer Arzt und Botaniker.
Tauchgerät
Schultes beschäftigte sich Ende des 18. Jahrhunderts unter anderem mit den Eigenschaften des Sauerstoffs und der Berechnung des Atemluftverbrauchs des Menschen. 1792 erfand er einen offenen Taucherhelm mit separater Versorgung mit komprimiertem Sauerstoff und war davon überzeugt, dass „diese Sache ins Grosse gehen kann“. Schultes selbst konnte das Gerät aufgrund verschiedener technischer Schwierigkeiten in Wien selbst nicht bauen, und auch bei seinen Freunden im Ausland, denen er die Idee anvertraute, fand er keine Hilfe.
Einige Jahre später wurden in England und Frankreich zwei fast baugleiche Tauchgeräte veröffentlicht, die nach der Überzeugung von Schultes nach seinen Ideen entstanden sind. Für Schultes, der inzwischen in Landshut wohnte, begann damit ein Kampf um das Vorrecht an seiner Erfindung, der bis zu seinem Tod anhielt.
Heute muss Joseph August Schultes als bedeutender Techniker und Naturwissenschaftler gesehen werden, der nicht nur bereits 1792 und damit als erster die Idee hatte, in Druckluftflaschen komprimierte Luft zur Versorgung von Tauchern, Taucherglocken und Unterseebooten einzusetzen, sondern auch mit seinem Vorschlag, reinen Sauerstoff zum Tauchen zu verwenden, vielen anderen Erfindern voraus war.[1]
Ehrungen
Noch zu Schultes Lebzeiten wurden in mehreren Pflanzenfamilien neue Gattungen aufgestellt und ihm zu Ehren Schultesia benannt. Der heute akzeptierte Gattungsname Schultesia wurde 1826 durch Martius geschaffen und gehört zur Familie der Enziangewächse (Gentianaceae).[2] Verworfene Gattungsnamen Schultesia gehörten zu den Familien der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae), der Glockenblumengewächse (Campanulaceae) und der Süßgräser (Poaceae).[3]
Er ist Namensgeber der Schultessteine am Königssee.
Schultes war Mitglied
- der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Turin,
- der königlichen Akademie in Schweden,
- der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen,[4]
- der Wetterau’schen Gesellschaft für die gesamte Naturgeschichte,
- der Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften zu Marburg,
- der botanischen Gesellschaften zu Regensburg und Altenburg,
- der Großherzoglichen Mineralogischen Societät zu Jena,
- der Zürcher und Genfer naturforschenden Gesellschaft,
- der Erlanger kameralistisch-ökonomischen Societät,
- der Société pour l’enseignement zu Paris,
- des ärztlichen Kunstvereins,
- des pharmazeutischen Vereins in Bayern,
- des Württembergischen Landwirtschaftlichen Vereins
und mehrerer anderer in- und ausländischen Gesellschaften.
Schriften (Auswahl)
- Flora austriaca. 2 Teile, Wien 1874 (Teil 1, Teil 2) – anonym.
- Neue Auflage. Wien 1800.
- 2. umgearbeitete, vermehrte und verbesserte Auflage: Österreichs Flora. 2 Teile, Wien 1814 (Teil 1, Teil 2).
- Reisen durch Oberösterreich in den Jahren 1794, 1795, 1802, 1803, 1804 und 1808. 2 Bände, Cotta, Tübingen 1809 (Band 1, Band 2).
- Ausflüge nach dem Schneeberge in Unterösterreich.
- Reise auf den Glockner. 4 Bände, J. V. Degenm, Wien 1804 (Band 1, Band 2, Band 3, Band 4).
- Catalogus I. plantarum horti bot. C.R. Universitatis Cracoviensis anno mdcccvi. Krakau 1806 (Digitalisat).
- Observationes botanicae in Linnea Species plantarum ex editione C. L. Willdenow. Innsbruck 1809 (Digitalisat).
- Baiern’s Flora. Vollständige Beschreibung der im Königreiche Baiern wildwachsenden Pflanzen […] I. Centurie. Philipp Krüll, Landshut 1811 (Digitalisat).
- Anleitung zum gründlichen Studium der Botanik, zum Gebrauche bey Vorlesungen und zum Selbstunterrichte […]. Schaumburg und Compagnie, Wien 1817 (Digitalisat).
- Caroli a Linné equitis Systema vegetabilium secundum classes ordines genera species. Cum characteribus, differentiis et synonymiis. 7 Bände, Cotta, Stuttgart 1817–1830.
- Band 1, Cotta, Stuttgart 1817 (Digitalisat) – mit Johann Jacob Römer.
- Band 2, Cotta, Stuttgart 1817 (Digitalisat) – mit Johann Jacob Römer.
- Band 3, Cotta, Stuttgart 1818 (Digitalisat) – mit Johann Jacob Römer.
- Band 4, Cotta, Stuttgart 1819 (Digitalisat) – mit Johann Jacob Römer.
- Band 5, Cotta, Stuttgart 1819 (Digitalisat).
- Band 6, Cotta, Stuttgart 1820 (Digitalisat) – mit Kurt Sprengel (Umbelliferae).
- Band 7, Cotta, Stuttgart 1829–1830 (Teil 1, Teil 2) – mit Julius Hermann Schultes.
- Mantissa […] Systematis vegetabilium Caroli a Linné […]. 3 Bände, J. C. Cotta, Stuttgart 1822–1827 (Band 1, Band 2, Band 3) – Band 3 mit Julius Hermann Schultes.
- Donau-Fahrten. Handbuch für Reisende auf der Donau. 2 Bände, 1819–1827:
Zeitschriftenbeiträge
- Neue Taucher-Maschine. In: Polytechnisches Journal. Band 18, 1825, S. 176–186 (Digitalisat).
Literatur
- Michael Jung: Joseph August Schultes. (= Tauchgeschichtekompendium. Band 2) Andrea Kriesbach-Jung, Merzig-Weiler 1998, ISBN 3-933234-02-6.
Biografische Abrisse
- Nekrolog. In: Polytechnisches Journal. 42, 1831, Miszelle 18, S. 222–232.
- Schultes (Jos. Aug.). In: Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände. 1836, Band 9, S. 888–889 (Digitalisat).
- Christa Riedl-Dorn: Schultes, Joseph August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 692–694 (Digitalisat).
- Wilhelm Heß: Schultes, Joseph August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 693.
- M. Martischnig: Schultes Joseph August. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 11, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1999, ISBN 3-7001-2803-7, S. 338 f. (Direktlinks auf S. 338, S. 339).
- Constantin von Wurzbach: Schultes, Joseph August. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 32. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1876, S. 171–176 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Michael Jung: Tauchgeschichtekompendium Joseph August Schultes. Merzig, 1998, ISBN 3-933234-02-6.
- ↑ L. Struwe und J. S. Pringle: Gentianaceae - Gentianaceae Juss., Gen. Pl. 141 (1789), “Gentianae”, nom. Cons. In: Joachim W. Kadereit und Volker Bittrich (Hrsg.): The Families and Genera of Vascular Plants. XV Flowering Plants – Eudicots: Apiales, Gentianales (except Rubiaceae). Springer, Cham 2018, ISBN 978-3-319-93604-8, S. 453–503, doi:10.1007/978-3-319-93605-5.
- ↑ H. W. Rickett and F. A. Stafleu: Nomina generica conservanda et rejicienda spermatophytorum IV. In: Taxon. Band 9, Nr. 3, 1959, S. 67–86, doi:10.2307/1216832.
- ↑ Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 219.
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