Joseph A. Schneiderfranken, geboren als Joseph Anton Schneider, wuchs in Aschaffenburg und Frankfurt am Main auf. In seiner Jugend besuchte er verschiedene Malerakademien in Frankfurt, München, Paris und Wien. Er wurde in dieser Zeit auch unentgeltlich vom Maler Hans Thoma unterrichtet. Als junger Maler änderte er seinen bürgerlichen Namen in „Schneider-Franken“.[1] 1903 heiratete er seine erste Frau Irma Schönfeld, die 1915 an Diabetes starb. Von seinen verschiedenen Reisen innerhalb Europas sind viele Gemälde und Schriften bekannt, wobei diejenigen aus Griechenland, wo er sich von 1912 bis 1913 aufhielt, besonders hervorstechen. Seine Bilder verarbeiten sowohl landschaftliche Motive wie auch spirituelle Inhalte. Nach Ende des Ersten Weltkrieges, in dem er ab 1916 Kriegsdienst leisten musste (ohne Waffe als Dolmetscher für griechische Gefangene), heiratete er seine zweite Frau Helene Hoffmann in Görlitz und gründete 1921 den Jakob-Böhme-Bund. 1919 kam die Tochter Devadatti zur Welt[2]. 1923 zog er mit seiner Familie in die Schweiz.[3]
Joseph A. Schneiderfranken schrieb seit 1913 Bücher, in denen es um geistig-individuelle Erweckung geht. Seine Schriften erschienen unter dem Namen Bô Yin Râ größtenteils im Kober Verlag, der bis 2013 die Rechte an seinem Werk hielt. Alfred Kober-Staehelin, damaliger Verleger und Bewunderer Bô Yin Râs, beschrieb die Wirkung der Bücher als „praktische Kraft“ zur Erlangung von Gewissheit und Lebensfreude.[4] Eine Anzeige des Verlages von 1932 in der Weltbühne lautete: „Wenn Sie die wirklichen Ursachen heutiger Weltwirrnis erkennen wollen, lesen Sie Das Gespenst der Freiheit von Bô Yin Râ. An diesem Buche könnte die ganze Menschheit gesunden.“ (Weltbühne 28. Februar 1932, S. 521).[5] Das 32-bändige Hauptwerk Bô Yin Râs, das er selbst als „Geistiges Lehrwerk“ bezeichnete, trägt den Titel Hortus Conclusus. Seine Schriften wurden in der Zeit des Nationalsozialismus als staatsgefährdend eingestuft.[1] Nach Angaben Schneiderfrankens geht die nicht-freimaurerische „Ermächtigte Bruderschaft der alten Riten“, kurz „Ebdar“ genannt, auf sein Wirken zurück. Er war jedoch weder Gründer noch Mitglied dieser Bruderschaft.[6]
Stiftung
Die Deutsche Bô Yin Râ-Stiftung wurde 1973 in Darmstadt gegründet, der heutige Sitz ist in Marburg.[7] Die Schweizer Stiftung Bô Yin Râ mit Rechtsdomizil in Basel wurde 1974 unter dem Patronat von Schneiderfrankens Witwe Helene gegründet. Stiftungszweck ist die unverfälschte Erhaltung und Förderung des Gesamtwerks sowie die Erhaltung der Villa Gladiola in Massagno, dem Wohnsitz der Familie Schneiderfranken.[8]
Bô Yin Râ – Joseph Anton Schneiderfranken – Ornamenten. De Boekenvriend, Albergen (NL) 2005, ISBN 90-74263-09-7.
Felix Weingartner
Felix Weingartner (Verf.): Bô Yin Râ. Die Bilder und ornamentalen Blätter dieses Buches stammen von der Hand des Bô Yin Râ. Rhein-Verlag, Basel/Leipzig 1923.
Wolfgang Nastali: Ursein – Urlicht – Urwort, Die Überlieferung der religiösen „Urquelle“ nach Joseph Anton Schneiderfranken Bô Yin Râ. AT Edition, 1999, ISBN 3-8258-4406-4
Rudolf Schott: Bô Yin Râ, Leben und Werk. Kober, 1954, ISBN 3-85767-065-7
Otto Zsok: Der religiöse Urquell: Dargestellt im Lichte des geistigen Lehrwerks von Joseph Anton Schneiderfranken Bô Yin Râ (1876–1943). EOS-Verlag, ISBN 3-8306-7073-7.
↑Wolfgang Nastali: Ursein, Urlicht, Urwort: die Überlieferung der religiösen „Urquelle“ nach Joseph Schneiderfranken Bô Yin Râ. Lit, Münster 1999, ISBN 978-3-8258-4406-6.