Kassin entstammte einer Familie aus der damals selbständigen Gemeinde St. Ruprecht, die heute ein Ortsteil Klagenfurts ist. Das Geburtshaus trägt die Nummer 69 in der Sankt Ruprechter Straße und ist ein gut erhaltenes zweigeschoßiges Gebäude (siehe Bild). 1871, als Kassin fünfzehn Jahre alt war, verstarb sein Vater, ein angesehener Mann, Bürgermeister von St. Ruprecht und von Beruf Bierbrauer und Landwirt. Josef Kassin besuchte damals gerade die Klagenfurter Realschule.
Als der Bildhauer Franz Pönninger wegen eines neuen Denkmals für Kaiserin Maria Theresia nach Klagenfurt kam, wurde ihm der künstlerisch begabte Kassin vorgestellt. Im Jahr 1873 holte ihn Pönninger nach Wien, wo er zwei Jahre später die Akademie der bildenden Künste besuchen durfte. 1885 erhielt Kassin für die Bronzegruppe Samson und Delila den Rompreis, woraufhin ein fünfjähriger Studienaufenthalt in Italien folgte.[1] Danach wurde Wien zu seinem festen Wohnsitz. Der Bildhauer galt als liebenswürdiger und bescheidener Mensch mit viel Humor, er spielte auch Cello.
In Kärnten war man stolz auf ihn. So erhielt Kassin immer wieder kleinere Aufträge aus seiner Heimat.
Kassin arbeitete in einem höchst merkwürdigenAtelier, unter anderem ein Hort verschiedener Sammelgegenstände, in der Bäckerstraße (ON 20[2]), Wien-Innere Stadt.[3] Als Wohnadresse vermerkte Lehmann’s Allgemeinem Wohnungsanzeiger im Jahr des Ablebens Dominikanerbastei 6, Wien-Innere Stadt.[2]
Geschwächt durch eine schwere Erkältungskrankheit,[3] verstarb der Künstler im Alter von 75 Jahren. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem St. Ruprechter Friedhof in Klagenfurt; den einfachen Grabstein schmückt ein Marmormedaillon mit einem Mädchenantlitz, signiert „J. Kassin 1929“.
Bildergalerie
Brunnenmaske am Fluderbrunnen im Schillerpark, Klagenfurt
Kassin-Familiengrab auf dem Klagenfurter Friedhof in Sankt Ruprecht
Kink-Büste aus Carrara-Marmor unterhalb des Schweizerhauses am Klagenfurter Kreuzbergl (1899)
Steinfigur der hl. Barbara für die Kirche St. Jakob in Villach (1906)
Bronzerelief „Abschied“ von 1910 für die Mauergruft der Arztfamilie Herbst in Klagenfurt-Annabichl, die 1909 das Söhnchen Walter im Alter von sieben Jahren verloren hatte
Marmormedaillon mit einem Mädchenantlitz für den Grabstein des eigenen Familiengrabes in Klagenfurt-St. Ruprecht (1929)
Delphinbrunnen am Erzherzog-Johann-Platz in Klagenfurt (1924)
Spanheimerdenkmal am alten Platz. Diese Bronzeplastik wurde 1932 errichtet und bereits 1940 zur Waffenproduktion eingeschmolzen
Maske des Fluderbrunnens im Klagenfurter Schillerpark. Der Brunnen stand ursprünglich vor dem Stadthaus und wurde vom Wasser des Feuerbachs gespeist. 1971 wurde er abgetragen und 1985 wieder im Schillerpark errichtet