Josef AndergassenJosef Andergassen (* 4. August 1861 in Schwaz, Kaisertum Österreich; † 3. August 1929 in Innsbruck, Republik Österreich) war ein österr.-ungar. Kunsttischler, Altarbauer und Bildhauer. Herkunft und FamilieJosef Andergassens Vater war Franz Alexander Andergassen, der Gräflich Enzenbergischer Haustischlermeister in Schloss Tratzberg war. Franz Alexander war Mitglied der Salva Guardia zu Schwaz und stammte von der Marcus-Linie der Kalterer Andergassen-Familien ab, wo er 1829 auch geboren wurde. Gemeinsam mit seiner Frau Anna, geb. Rothmüller, einer Magd, hatte er elf Nachkommen. Diese Familie war höchstwahrscheinlich die erste Andergassen-Familie aus dem heutigen Südtirol, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts dauerhaft in Nordtirol niederließ. Josef Andergassens erste Frau war Katharina, geb. Sailer aus Seefeld. Sie verstarb 1907. Seine zweite Ehefrau war Margarethe, geb. Wurnitsch aus Rauris (Salzburg). Sie ist 1936 verstorben. Sie hatten fünf Nachkommen: Albert Josef (1890–1978), Maria Anna Katharina (1891–1971), Josef (1893–1960), Aloisia (1874–1915) aus erster Ehe, Anton Johann (1910–1972) aus zweiter Ehe. Andergassen lebte in Schwaz, Hall, Kufstein und Innsbruck.[1] Leben und WerkAndergassen war ein bekannter Kunsthandwerker in Sinne der Neugotik und des Historismus in Nordtirol. Er erlernte das Kunstgewerbe bei den Tischlern Kirchmair und Lasen in Schwaz, Wirth in Eppan und Jaitner in Girlan.[2] Durch die Förderung des Altphilologen und Direktors der Tiroler Glasmalerei- und Mosaikanstalt Dr. Albert Jele (1844–1900) wurde es Andergassen ab dem Zeitpunkt der Eheschließung möglich, sein Gewerbe selbständig zu etablieren.[5] Er eröffnete in Hall-Kugelanger ein Atelier für kirchl. Kunst-Altarbau (Gewerbeschein aus dem Jahre 1887). Die Hauptwerke schuf Andergassen in Zusammenarbeit mit Dichtl und dessen damaligen jungen Gehilfen Josef Bachlechner d. Ä. Dichtl (1852–1935) stammte aus Virgen in Osttirol und absolvierte eine Ausbildung beim Altarbauer Raffeiner in Schwaz. Einige Monate war er Hospitant an der Münchner Kunstakademie, später lernte er beim Bildhauer Josef Waßler in Meran.[6] Bachlechner stammte aus Bruneck und stieß auf Gesellenwanderschaft nach Hall, er besuchte zuvor die k.k. Fachschule für Holzindustrie in Bozen, später studierte er auf Vermittlung von Franz von Defregger Bildhauerei an der Münchner Kunstakademie.[7] Hall war gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Künstlerkolonie. Nicht nur die Kunstanstalt Vogl, aufgrund derer viele Künstler nach Hall zogen, sondern auch eine große Anzahl anderer Künstler, brachten einen enormen Impuls für die Kunststadt. Sie alle schufen ein kunstfreundliches Mikroklima in der Salzstadt, das lange herrschte und vielleicht dazu beigetragen hat, dass aus Hall im 20. Jahrhundert eine ganze Reihe bekannter Künstler hervorgingen.[8] Nach 1883 arbeitete der Bildhauer Franz Egg aus Nasserreith für einige Zeit in der Altarbauerfirma Dichtl u. Andergassen.[9]
Ein weiterer Kompagnon des Altarbauers war der Schwager Eduard Sailer, der Vergolder und Fassmaler in Innsbruck-Wilten war und bei dem Andergassens erster Sohn Josef jun. eine Lehre absolvierte.
Als Auszeichnung für den gemeinsam mit anderen Kunsthandwerkern gefertigten historistischen Herz-Mariä-Altar erhielt Andergassen im Rahmen der 1. Tiroler Landesausstellung 1893 die bronzene Staatsmedaille. Dieser Altar, und der 1898 auch von Andergassen & Co. gefertigte Herz-Jesu-Altar befinden sich im Langhaus des Bozner Doms.[11] Der Bruder Anton Dichtls absolvierte eine Kunsttischlerlehre bei Josef Andergassen und eröffnete in der Folge ein Geschäft für Kunsttischler- und Bildhauerarbeiten in Virgen in Osttirol, das bis zum Jahre 1933 bestand.[6] 1895 erfüllte sich Anton Dichtl einen langersehnten Wunsch und trat als Laienbruder Josef bei den Zisterziensern im Chorherrenstift Stams ein. Er fand bis zu seinem Tod im Jahre 1935 ein großes Aufgabengebiet vor und renovierte Altäre und Tabernakel im Stift und im gesamten Tiroler Oberland. Er hatte großen Anteil am Bau und an der Sammlung des Stiftmuseums.[6] Bachlechner übernahm ab 1895 das Atelier und Quartier seines Meisters in Hall. Dieses Gebäude, Krippgasse 3, ehemals Hall 133, (Bachlechnerhaus) kaufte Josef Bachlechner im Jahre 1900. Der bekannte Bildhauer und letzte Neugotiker in Tirol arbeitete dort in der Werkstätte bis zu seinem Tod im Jahre 1923.[12] Aufgrund einer Änderung in der Gewerbeordnung war es Josef Andergassen nicht mehr möglich, selbständig zu arbeiten, und er musste seine Werkstätte am Kugelanger aufgeben. Um das Jahr 1903 zog er nach Innsbruck und arbeitete für die Altarbaufirma Josef Linser und Söhne in Innsbruck-Wilten (Friedhofsallee). Er wurde dann in Elbing/Elbląg im damaligen Westpreußen und heutigen Polen, bei G. & J. Müller, Bau- und Kunsttischlerei mit Dampfbetrieb, „Hoflieferanten Seiner Majestät des Kaisers und König“ tätig. Nach dem Tod seiner ersten Frau Katharina im Jahre 1907 zog er nach Kufstein und arbeitete als Ornamentiker, Zeichner und Holzschnitzer in der kunstgewerblichen Werkstätte von Josef Kerschbauer. Dort heiratete er 1909 seine zweite Frau Margarethe und ein dritter Sohn wurde geboren. In der Folge trat er eine Anstellung bei der Kunstanstalt Vogl in Hall am Stadtgraben an, wo er als Bildhauerei-Werkführer angestellt war. Von 1921 bis 1924 lebte Andergassen wieder in Hall am Oberen Stadtplatz 2 im Rosenhaus.[14] Die Kunstanstalt Vogl wurde 1888 von Adolf Vogl (1850–1924) nach dem Vorbild Grödner Schnitzwerkstätten gegründet, sie war auf die künstlerische Ausstattung von Kirchen spezialisiert. Die Kunstanstalt war sehr erfolgreich und beschäftigte bis zu 20 Bildschnitzer. Oft lieferte der am Haller Gymnasium tätige Pater Johann Maria Reiter im Stil der Nazarener die Entwürfe für die Kirchenausstattungen. Eine Reihe von ladinischen Künstlern zogen nach Hall und arbeiteten in der Kunstanstalt: Paul Costa (1863–1919), sein Sohn Bruno Costa wurde auch Bildhauer, Andreas Crepaz (1877–1963), Johann Colliselli (1880–1961), Peter Pizzini (1873–1964). Vogl verstarb 1924, die Kunstanstalt bestand bis zum Jahre 1933, aufgrund der Wirtschaftskrise musste sie Konkurs anmelden.[15][16]
Seit 1924 wohnte Josef Andergassens in einem mittelalterlich-anmutenden ehemaligen Plattnerhaus in Innsbruck-Mühlau. Bis zu seinem Lebensende war er in der Kunstanstalt Vogl tätig. Die letzte schriftl. Bescheinigung über eine seiner Arbeiten wurde in Raron, Kanton Wallis (Schweiz) 1924 ausgestellt. Altäre und Ausstattungen
Literatur
Quellen und Weblinks
Einzelnachweise
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