José Eduardo AgualusaJosé Eduardo Agualusa (* 13. Dezember 1960 in Huambo) ist ein angolanischer Schriftsteller.[1] Leben und WerkJosé Eduardo Agualusa studierte zunächst Land- und Forstwirtschaft in Lissabon, betätigte sich aber bald als Journalist und Schriftsteller. Sein erster Roman erschien 1989 in Portugal. Neben Romanen, Kurzgeschichten und Lyrik verfasste er auch Kinder- und Jugendliteratur sowie mehrere Theaterstücke, drei davon gemeinsam mit dem mosambikanischen Schriftsteller Mia Couto. Daneben ist er weiterhin als Journalist tätig und schreibt Kolumnen für die brasilianische Tageszeitung O Globo. Für den portugiesischen Sender RDP África moderiert er seit Jahren eine Sendung über afrikanische Musik und Literatur. Seine inzwischen fast 50 Bücher wurden in mehr als 25 Sprachen übersetzt. In deutscher Übersetzung liegen bislang fünf Romane vor. Das Portugiesisch, in dem er schreibt, ist für Agualusa nicht mehr die Sprache der einstigen Kolonialherren, sondern „eine afrikanische Sprache, die Begriffe, Ausdrücke, die Rhythmen und die Gefühle des angolanischen Volkes aufgenommen hat“. In dieser Hinsicht steht er in der Nähe von Luandino Vieira und Pepetela, die – wie er – Angolaner portugiesischer Abstammung sind. Agualusas erster Roman, A Conjura („Die Verschwörung“), erschien 1989. Zentrales Thema dieses historischen Romans, der in São Paulo de Luanda der Jahre 1880 bis 1911 angesiedelt ist, ist die Vermischung der Kulturen in der modernen angolanischen Gesellschaft. Das wachsende Selbstbewusstsein der kreolischen Minderheit innerhalb einer von Gegensätzen geprägten Gesellschaft ist auch Thema seines zweiten Romans A Feira dos Assombrados („Der Markt der Verdammten“, 1992). In Zusammenarbeit mit Fernando Semedo und der Fotografin Elza Rocha brachte Agualusa 1993 den Band Lisboa Africana („Afrikanisches Lissabon“) heraus, der die vielfältigen kulturellen Impulse, die die portugiesische Gesellschaft durch ihre afrikanische Bevölkerungsgruppe erfahren hat, dokumentiert. In seinem Gegenwartsroman Estação das chuvas („Regenzeit“) von 1996 entwirft der mit autobiografischen Zügen ausgestattete Ich-Erzähler um die fiktive Lebensgeschichte der angolanischen Dichterin und Historikerin Lidia do Carmo Ferreira eine nüchterne Gesellschaftschronik aus Fakten und Fiktionen, die dem Leser die verheerenden Folgen von 30 Jahren Krieg und Bürgerkrieg auf beklemmende Weise vor Augen führt. Die Hauptfigur seines Romanprojekts Nação Crioula (Dt.: „Ein Stein unter Wasser“) von 1997 entlehnte Agualusa einem Briefroman des großen portugiesischen Schriftstellers Eça de Queiroz (1845–1900). In einem geistreichen literarischen Spiel erweitert er die Vorlage um die Perspektive der Kolonie Angola auf Europa und auch auf das vor allem von Angola aus kolonisierte Brasilien. Im Jahr 2000 erhielt er ein Stipendium der Fundação Oriente für einen Aufenthalt in Goa, der in dem Roman Um estranho em Goa mündete, 2001 war er für ein Jahr Stipendiat des DAAD in Berlin und schrieb dort O ano em que Zumbi tomou o Rio. Der Roman Barroco Tropical entstand während eines Stipendiatenaufenthalts in Amsterdam. 2006 initiierte er die Gründung des brasilianischen Verlags „Língua Geral“, der nur Werke herausgibt, die ursprünglich auf Portugiesisch geschrieben wurden. 2007 erhielt er als erster afrikanischer Schriftsteller den Independent Foreign Fiction Prize für den Roman O vendedor de Passados (Engl. Übersetzung von Daniel Hahn: The Book of Chameleons, deutsche Übersetzung von Michael Kegler: Das Lachen des Geckos). Sein 2009 im Original und 2011 in deutscher Übersetzung vorgelegter Roman Barroco Tropical war 2012 nominiert für den Internationalen Literaturpreis Haus der Kulturen der Welt. 2017 erhielt er gemeinsam mit seinem Übersetzer Daniel Hahn den International DUBLIN Literary Award für Teoria geral do esquecimento (2012; engl. Übersetzung A general theory of oblivion, dt. Ausgabe: Eine allgemeine Theorie des Vergessens.) Abermals war er der erste Afrikaner, der diese Auszeichnung erhielt. Agualusa lebt abwechselnd in Lissabon und auf der Ilha de Moçambique. SonstigesJosé Eduardo Agualusa war mehrfach Teilnehmer beim internationalen literaturfestival berlin. Er lebte als Teilnehmer des Berliner Künstlerprogramms des DAAD 2001/2002 in Berlin, wo er den Roman O Ano em que Zumbi Tomou o Rio schrieb. 2018 war er Gast des Literaturfestivals Poetische Quellen in Bad Oeynhausen, 2020 Headliner des African Book Festivals Berlin. Auszeichnungen
Werke
WeblinksCommons: José Eduardo Agualusa – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
Aufsätze
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