John IrvingJohn Winslow Irving (* 2. März 1942 in Exeter, New Hampshire) ist ein US-amerikanisch-kanadischer Schriftsteller. WerdegangJohn Irving wurde als John Wallace Blunt, Jr. geboren. Benannt war er nach seinem Vater, einem Kampfpiloten. Seine Mutter, Helen Frances Winslow, eine Krankenschwester, ließ sich jedoch schon vor der Geburt des Sohnes scheiden. Im Alter von sechs Jahren wurde der Name geändert, nachdem sein Stiefvater, Colin Franklin Newell Irving, ein Professor für russische Geschichte, ihn adoptiert hatte. Er hat einen jüngeren Bruder und eine jüngere Schwester, Zwillinge, die beide homosexuell sind.[1] Mit 14 Jahren begann John zu ringen und zu schreiben. Wegen seiner Legasthenie hatte er in der Schule Schwierigkeiten.[2] Im Alter von 19 Jahren wusste er, was er wollte: Ringen und Romane schreiben. „Schreiben ist wie Ringen. Man braucht Disziplin und Technik. Man muss auf eine Geschichte zugehen wie auf einen Gegner.“ (John Irving[3]) Irving studierte ab 1961 an der Universität von Pittsburgh englische Literatur, dann, 1962/1963, zwei Semester in Wien, wo er die Idee zu seinem ersten Roman hatte: Er verbrachte seine Zeit im Tiergarten und in Kaffeehäusern (da es in seinem Zimmer zu kalt war), fuhr Motorrad, las Die Blechtrommel von Günter Grass und schrieb, davon inspiriert, sein erstes Buch Laßt die Bären los!, das 1968 erschien. Nach der Zeit in Wien ging Irving auf die Universität von New Hampshire, wo er 1965 mit dem Bachelor abschloss. Seinen Master of Fine Arts schloss er 1967 an der University of Iowa ab und trat anschließend eine Dozentenstelle an einem College in Vermont an. Da er nach seinem dritten Roman der Meinung war, sein bisheriger Verlag unterstütze ihn nur unzureichend, brachte er sein viertes Buch Garp und wie er die Welt sah 1978 bei einem anderen Verlag heraus und schaffte damit seinen Durchbruch. Der Roman erzählt die Lebensgeschichte des Schriftstellers T. S. Garp und seiner feministischen Mutter. Der Erfolg war so überwältigend, dass Irving sich fortan vollständig der Schriftstellerei widmen konnte und seine Dozententätigkeit aufgab. 1999 verfasste Irving das Drehbuch zur Verfilmung seines Romans Gottes Werk und Teufels Beitrag selbst, für das er mehrfach ausgezeichnet wurde, unter anderem mit einem Oscar. Im Jahr zuvor hatte er sich von der Verfilmung seines Romans Owen Meany distanziert und eine Änderung des Titels in Simon Birch bewirkt. Als Auskopplung aus dem Roman Witwe für ein Jahr (1998) erschien im Jahre 2003 sein erstes Kinderbuch Ein Geräusch, wie wenn einer versucht, kein Geräusch zu machen mit Zeichnungen von Tatjana Hauptmann. Für das Schreiben seines Romans The Last Chairlift brauchte er sechs Jahre.[1] John Irving hat aus seiner ersten Ehe zwei Söhne und ist in zweiter Ehe seit 1987 mit seiner Agentin verheiratet, mit der er eine Tochter[4] hat (die als Sohn geboren wurde[1]). Bis 2014 lebte er abwechselnd in Vermont und Toronto, seit 2014 lebt er nur noch in Toronto.[5] 2019 nahm er zusätzlich die kanadische Staatsangehörigkeit an.[6] Themen und MotiveDie unwahrscheinlichsten, oftmals äußerst skurrilen und makabren Begebenheiten, die gleichzeitig wiederum ins Urkomische übergehen, zeichnen John Irvings Romane aus. Der Ton ist tragikomisch; gesellschaftliche Tabus werden gebrochen. Diese vielfachen Überzeichnungen und Verzerrungen führen zu grotesken Satiren auf die amerikanische Gesellschaft. Ein weiteres Hauptthema sind die Höhen und Tiefen zwischenmenschlicher Beziehungen, die er meistens überdeutlich und krass darstellt: „… ich habe schon immer über Menschen geschrieben, die mit irgendeinem Verlust leben müssen – ganz egal, ob sie ein Körperteil verloren haben, einen geliebten Menschen oder Kinder. Wenn es Themen gibt, die sich ständig wiederholen in fast all meinen Büchern, dann sind es die Themen Verlust und Gewalt, die bizarr und völlig unerwartet passieren. Ich sehe jeden verdammten Tag Dinge in meiner Fantasie, die schrecklicher sind als der 11. September.“ Einige Motive sind in Irvings Romanen häufig zu finden: Körperbetonte Sportarten (Ringen, Football); wiederkehrende Regionalbezüge bzw. Schauplätze (Maine, New Hampshire, Staten Island, auch Europa, v. a. Wien und Amsterdam); Charakteristika von Figuren (schüchterne Männer, starke Frauenfiguren[7], vaterlos aufwachsende Söhne, Prostituierte); Beziehungen (sexuelle Beziehungen zwischen älteren Frauen und jüngeren Männern, Inzest, häufig homoerotische Beziehungen) und Milieus (Rotlichtmilieus, Internatsschulen, Hotels/Pensionen, Zirkus) sowie die Schriftstellerei, Motorräder, Religion und immer wieder Bären. Manche Kritiker werfen Irving vor, sehr autobiographisch zu schreiben und sich ständig zu wiederholen; ein Problem, mit dem er sich auch in Witwe für ein Jahr auseinandersetzt. Irving bewundert Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Insbesondere Charles Dickens hat einen großen Einfluss auf ihn ausgeübt. In Rettungsversuch für Piggy Sneed schreibt er, dass die Lektüre von Große Erwartungen ihm den Anstoß gegeben habe, Schriftsteller zu werden, um Leser so zu berühren, wie er selbst berührt worden sei. Beeinflusst von seinem Vater, einem Russischlehrer, las er Dostojewski, Turgenjew und Tolstoi. Er verschrieb sich dem Stil der Autoren des 19. Jahrhunderts, etwa Thomas Hardy, Herman Melville oder Nathaniel Hawthorne, das heißt lange, verwickelte, gleichzeitig komische und traurige Geschichten. Auch unter den zeitgenössischen Autoren bewundert er vor allem solche, die diesem Stil nahekommen wie etwa Gabriel García Márquez, Salman Rushdie, Robertson Davies und Günter Grass.[8] Er beginnt seine Werke mit dem Schreiben des letzten Satzes.[9][10] Auszeichnungen und Ehrungen
RezeptionAm Tag vor seinem 70. Geburtstag kam 2012 unter dem Titel John Irving und wie er die Welt sieht ein von André Schäfer gestalteter deutscher Dokumentarfilm über Irvings Leben in die Kinos.[12] WerkeRomane
Weitere Bücher
Verfilmungen
In der Verfilmung von Garp und wie er die Welt sah spielte Irving in einer Nebenrolle einen Kampfrichter, der einen Schulkampf leitet, in Gottes Werk und Teufels Beitrag einen Bahnhofsvorsteher. Literatur
WeblinksCommons: John Irving – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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