Der Vater Georg Austen (bzw. Aust), ein Lederer, gehörte zur wohlhabenden Bürgerschicht Kronstadts. Neben dem Wohnhaus besaß er noch eine Gerberei und einen Meierhof. Die Familie lebte in der Kronstädter Schwarzgasse.[1]
Johannes erhielt in Kronstadt eine gründliche Schulausbildung, vermutlich durch die Dominikaner. Dank des wohlhabenden Vaters schrieb er sich 1520 an der Universität in Wien als Johannes Aust ex Corona ein und erhielt dort Anfang 1525 den Magistertitel als Johannes Holler Coronensis.
Als Wien 1529 von den Türken belagert wurde, flüchtete Honterus nach Regensburg, wo er bereits den latinisierten Namen Johannes Hynter-Hunterus führte. Im Frühjahr 1530 befand er sich an der Universität von Krakau, wo er eine griechische und lateinische Grammatik schrieb. Hier ließ er auch die Erstausgabe seiner Kosmographie mit dem Titel »Rudimentorum Cosmographicae libri duo« drucken. Diese umfasste zwei Druckbögen, also nur 16 Blätter.[2] Im darauffolgenden Jahr hielt sich Honterus wenige Monate in Nürnberg auf. In Basel verweilte er als Verlagslektor und Holzschneider und kehrte im Januar 1533 nach Kronstadt zurück, wo er 1539 eine Druckerei einrichtete, um seinen eigenen Werken die Verbreitung zu ermöglichen. In dieser Druckerei gab Honterus 1541 die »Kosmographie« unter dem Titel »Rudimenta Cosmographica cum vocabulis rerum« erneut heraus. Er hatte zwischenzeitlich den Text in 1260 Hexametern umgedichtet und hatte ihn inhaltlich erheblich verändert.[2] Ein Exemplar dieser Fassung gelangte über den Kronstädter Stadtphysikus Paulus Kyr an den Weißenburger Propst Anton Verantius, ein weiteres nach Breslau. Die vollendete Fassung der Kosmographie erschien 1542 in Kronstadt ohne Angabe des Autors in 1366 Hexametern unter dem verkürzten Titel »Rudimenta cosmographica«.[2]
Auch das Gebiet der vorbeugenden Medizin sowie der Kranken- und Armenfürsorge wurde von Honterus in seiner „Kirchenordnung aller Deutschen in Sybembürgen“ aus dem Jahr 1547 betrachtet. Im 11. Kapitel sprach er über die Kranken, Alten und Armen, „die in kelten und regen in gassen uberal ligen“ und stellte es als Werk der Barmherzigkeit der Kirchengemeinde zur Aufgabe, dass die Kranken in Spitälern untergebracht werden und eigens dazu bestimmte Senatoren und Hundertmänner die zu wohltätigen Zwecken bestimmte Summen wöchentlich unter die Hilfsbedürftigen verteilen sollten.[3]
Nach seiner Rückkehr nach Kronstadt verließ Honterus seine Heimatstadt nur noch einmal, um Luther in Wittenberg zu treffen.
22. April 1544: Wahl zum Kronstädter Stadtpfarrer[4]
Johannes Honterus gründete die berühmte SchülerverbindungCoetus Honteri, die von 1544 bis 1941 bestand. 1543 gründete er in Kronstadt das Studium Coronense, welches heute noch als deutschsprachiges Honterusgymnasium besteht. Zu dessen erstem Rektor macht Honterus den Siebenbürger Theologen Valentin Wagner.
Veröffentlichungen
1532 zwei Sternkarten und die erste Karte Siebenbürgens (herausgegeben in Basel)
1541 eine Weltbeschreibung in Versen und Karten
1543 Reformationsbüchlein über die Durchführung der Reformation in Siebenbürgen (Nachdruck in Wittenberg im gleichen Jahr mit einem Vorwort von Philipp Melanchthon), sowie die erste siebenbürgische Schulordnung
1544 Handbuch des bürgerlichen Rechts (compendium iuris civilis in usum civitatum ac sedium Saxonicarum in Transylvania – Zusammenfassung des Zivilrechtes zum Gebrauch der Sächsischen Bürger und Bewohner in Siebenbürgen)
Erich Roth (1954): Die Geschichte des Gottesdienstes der Siebenbürger Sachsen. §6: Die Gottesdienstordnung in Honters Reformschrift 1543. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 71f.
Erich Roth (1962): Die Reformation in Siebenbürgen. Ihr Verhältnis zu Wittenberg und der Schweiz. Köln, Graz: Böhlau.
Gernot Nussbächer: Johannes Honterus. Sein Leben und Werk im Bild. Kriterion Verlag, Bukarest 1974.
Arnold Huttmann: Die Medizin in der lateinischen Kosmographie des Humanisten Johannes Honterus (1498–1549), aus: Humanistica Lovaniensia, Univ. Press Leuven Jg. 23 (1974) S. 128–144.
Arnold Huttmann: Johannes Honterus und die Medizin, in: Arnold Huttmann: Medizin im alten Siebenbürgen. Beiträge zur Geschichte der Medizin in Siebenbürgen. Hrsg. von Robert Offner. Hermannstadt (Sibiu) 2000.
Gernot Nussbächer, Astrid Philippi: Odae cum harmoniis 1548. Facsimilia und Transkriptionen. Editura Muzical, Bukarest 1983.
Gernot Nussbächer: Johannes Honterus (1498–1549). In: Hans Barth (Hrsg.): Von Honterus zu Oberth. Bedeutende siebenbürgisch-deutsche Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner. Kriterion, Bukarest 1980.
Gedeon Borsa: Johannes Honterus als Buchillustrator; in: Gutenberg-Jahrbuch 61, 1986, S. 35–56, ill.
Gernot Nussbächer: Die Schulreform des Honterus und die Ausstrahlung der Honterusschule im 16. Jahrhundert. In: Walter König (Hrsg.): Schola seminarium rei publicae. Aufsätze zur Geschichte und Gegenwart des Schulwesens in Siebenbürgen und Rumänien (= Siebenbürgisches Archiv. 38), Köln/Weimar/Wien 1996.
Walter König: Johannes Honterus – praeceptor Saxonum. In: Walter König: Schola seminarium rei publicae. Aufsätze zur Geschichte und Gegenwart des Schulwesens in Siebenbürgen und Rumänien (= Siebenbürgisches Archiv. 38), Köln/Weimar/Wien 1996.
Gernot Nussbächer: Beiträge zur Honterus-Forschung 1966–1989. Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e. V., Heidelberg 2003, ISBN 3-929848-33-3, 271 Seiten.
Robert Offner, Harald Roth, Thomas Şindliariu, Ulrich Andreas (Hrsg.): Johannes Honterus. Rudimenta Cosmographica. Grundzüge der Weltbeschreibung (Corona/Kronstadt 1542), ins Deutsche, Rumänische und Ungarische übersetzte und kommentierte Faksimile-Ausgabe, im Auftrag des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e. V. Heidelberg, Schiller-Verlag Hermannstadt und Bonn, 1. Aufl. 2015, 2. Aufl. 2017. (mit finanzieller Unterstützung durch Peter Maffay).
↑Arnold Huttmann: Johannes Honterus und die Medizin, in: Arnold Huttmann: Medizin im alten Siebenbürgen, Hermannstadt/Sibiu 2000, S. 145 f.
↑Heinrich Zeidner: Chroniken und Tagebücher, Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt Bd. 4. Kronstadt 1903, S.504–505: „Dito den 22. Tag Aprilis mit gemeiner Wahl der gelehrt und gottesfürchtig Mann Herr Johannes Honterus zum Pfarr in Cronstadt erwählet worden.“ Nach: Emese Sarkadi: Produced for Transylvania - Local Workshops and Foreign Connections. Studies of Late Medieval Altarpieces in Transylvania. PhD dissertation in Medieval Studies. Central European University, Budapest 2008 (ceu.hu [PDF; abgerufen am 29. Oktober 2017]).