Johann Strauß (Schiff)

Johann Strauß
Schiffsdaten
Flagge Osterreich Österreich
andere Schiffsnamen

Carl Ludwig (1853–1938)
Grein (1938–1945)

Schiffstyp Passagierschiff
Bauwerft Schiffswerft Óbuda

Schiffswerft Linz

Stapellauf 1853
Verbleib 2019 verschrottet in Komarno
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 68,38 m (Lüa)
Breite 15,85 m
Tiefgang (max.) 1,2 m
Maschinenanlage
Maschine Dampfmaschine
Maschinen­leistung 650 PS (478 kW)

Die Johann Strauß war ein ehemaliger Schaufelraddampfer der Donaudampfschiffahrtsgesellschaft (DDSG).

Geschichte

Carl Ludwig (Rumpf)

Die Carl Ludwig im Jahr 1938

Die spätere Johann Strauß wurde 1853 in der DDSG-eigenen Schiffswerft Óbuda in Budapest gebaut. Das Schiff trug ursprünglich den Namen Carl Ludwig nach dem Bruder des Kaisers und zählte zusammen mit den Schwesterschiffen Hildegarde, Ferdinand Max, Elisabeth und Josef Carl zum größten Donauschiffstyp der damaligen Zeit[1] und war mit einem Fassungsvermögen von 1.400 Personen und 11 Kabinen für den Linienverkehr vorgesehen. Die ursprüngliche Carl Ludwig war bis zu ihrem Umbau das letzte noch existente Schiff dieser Serie. Sie war 68,38 m lang, 15,85 m breit und hatte einen Tiefgang von maximal 1,20 m. Die Maße der Baureihe waren so bemessen, dass die Schiffe die Donau von Regensburg bis Sulina im Donaudelta befahren konnten. Der Antrieb erfolgte mittels einer oszillierenden Dampfmaschine mit 650 PS von Escher Wyss & Co. aus Zürich über zwei seitliche Schaufelräder. Ab 1938 trug die Carl Ludwig den Namen Grein.

Erzherzog Franz Ferdinand (Maschine)

Der 1913 in Dienst gestellte Eildampfer Erzherzog Franz Ferdinand stellte gemeinsam mit seinem Schwesterschiff Herzogin von Hohenberg einen neuen Schiffstyp der DDSG dar. Bei den beiden von der Schiffswerft Linz gebauten, jeweils 64 m langen und 15,3 m breiten Schiffen war erstmals die erste Klasse nicht im Heck, sondern im Vorderschiff untergebracht. Der Antrieb erfolgte über eine 740 PS leistende Zweizylinder-Verbunddampfmaschine der Gebrüder Sachsenberg aus Roßlau an der Elbe.

Nach dem Untergang der Donaumonarchie 1918 erfolgte die Umbenennung in Johann Strauß (I), das Schwesterschiff erhielt den Namen Franz Schubert.

Johann Strauß (II)

1945 wurde der Raddampfer Johann Strauß durch einen Bombentreffer in Linz zerstört, seine Maschine blieb allerdings intakt. Die Grein hingegen besaß eine vollkommen zerschlissene Maschine. Kurzerhand baute man daher die Dampfmaschine des alten Johann Strauß in den Rumpf der Grein ein und versah das nun wieder Johann Strauß genannte Schiff in der Schiffswerft Linz mit neuen Aufbauten. Der so neu entstandene Dampfer zeichnete sich durch eine holzverkleidete Kommandobrücke und einen silbern lackierten Rauchfang aus. Die Johann Strauß war nun lange Jahre das eleganteste Schiff der DDSG und diente als deren Salondampfer. 1952 eröffnete das unter amerikanischer Flagge fahrende Schiff gemeinsam mit der Stadt Wien wieder den regelmäßigen Schiffsverkehr zwischen Wien und Linz.

Nach einem Bruch der Antriebswelle am 19. Juli 1972 wurde die Johann Strauß noch im selben Jahr wegen zu hoher Reparaturkosten ausgemustert.

Nachnutzung

DFS Johann Strauß, Liegeplatz Donaukanal, August 1989

1974 kaufte der Gastwirt Ronesch das Schiff, aber seine Bemühungen, es auf Stromkilometer 1921 als Restaurant zu betreiben, scheiterten. Nachmaliger Eigner war die Firma Brandner in Wallsee. Diese verkaufte das Schiff 1979 an die Brauerei zum Kuchlbauer, welche es zwischen 1980 und 1985 in Regensburg unweit der Eisernen Brücke als Restaurant nutzte. Durch die Wigast gelangte das Schiff 1985 wieder nach Wien, wo es ab dem 27. Februar 1986 am rechten Ufer des Donaukanals (km 6,150) lag, später unter wechselnden Besitzern und Pächtern. Für die Nutzung als Restaurant- und Partyschiff wurden wesentliche Teile (Maschine, Schaufelräder, Ruderanlage) ausgebaut und das Schiff stark umgestaltet.

Ende November 2017 wurde publik, dass die Stadt Wien dem Eigentümer eine Frist gesetzt habe, das Schiff zu entfernen und dass diese Frist schon verstrichen sei. Norbert Weber, Ex-Copa-Cagrana-Pächter und nunmehr namens Norbert Michael Waldenburg gab an, nicht mehr unmittelbarer Eigner zu sein. Die Stadt Wien beabsichtigte, Schlot und Ruderhaus abzubauen, um das Schiff unter Brücken durchschleppen zu können, rechnete mit 100.000 € Kosten und kündigte an, das Schiff zu versteigern, wenn der Eigner dafür nicht aufkommt.[2][3] Im Dezember 2017 wurde das Schiff in den Hafen Freudenau verlegt.[4] Eine für 1. März 2018 geplante Versteigerung wurde wegen Einwendungen gegen das Exekutionsverfahren verschoben. Bei der am 4. Mai 2018 durchgeführten Versteigerung war der Ausrufpreis 22.150 Euro. Schlussendlich wurde das Schiff zwecks Verschrottung in der Slowakei um 22.568 Euro ersteigert.[5]

2019 wurde die ehemalige Johann Strauß in Komarno verschrottet.

Trivia

Einige Szenen des Films Before Sunrise wurden am Schiff gedreht.

Literatur

  • Hans Scherer: Vom Raddampfer zum Schubverband. Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft, Wien 1984.
  • Erich Krenn, Marin Fuchs: Dampfschiffe auf der Donau. Die Schönbrunn und andere Raddampfer. Verlag Martin Fuchs, Wien 2001, ISBN 3-9501257-4-4.
  • Franz Dosch: 180 Jahre Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft. Sutton Verlag, Erfurt 2009, ISBN 978-3-86680-522-4.
  • Erwin Hauke: Donaudampfschifffahrt – Ansichtskarten erzählen Geschichte, Band 2: Schiffe und Kähne der Donaureedereien. bahnmedien.at, Wien 2017, ISBN 978-3-903177-00-0.
Commons: Johann Strauß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Historische Flottenliste der DDGS (Memento des Originals vom 1. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schiffs-agentur.ch
  2. Letzte Fahrt für Partyschiff orf.at, 30. November 2017, abgerufen am 30. November 2017.
  3. Wertgutachten vom 9. Mai 2016
  4. orf.at: Partyschiff aus Donaukanal abgeschleppt. Artikel vom 15. Dezember 2017, abgerufen am 15. Dezember 2017.
  5. Partyschiff wird endgültig versteigert orf.at, 4. Mai 2018, abgerufen am 4. Mai 2018.