Johann Samuel KaulfußJohann Samuel Kaulfuß (* 17. Februar 1780 in Bojanowo, Königreich Polen; † 25. September 1832 in Neustettin, Provinz Pommern) war ein deutscher Altphilologe, Gymnasiallehrer und Literaturhistoriker.[1] LebenKaulfuß stammte aus einer deutschen Familie, die das polnische Indigenat erhalten hatte.[2] Das Studium der Philosophie an der Friedrichs-Universität Halle schloss er 1803 mit der Promotion ab.[3] 1804 kam er als Lehrer für Philosophie und Geschichte an das Königliche Gymnasium in Posen. Er wendete sich gegen die Herabsetzung der Polen und rühmte den Reichtum, die lexikalische und grammatikalische Bildsamkeit, die Energie, den Wohlklang und das Musikalische der polnischen Sprache. Wegen dieser Schrift Ueber den Geist der polnischen Sprache (1804) wurde er in die Königliche Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften und in die Literarische Gesellschaft der Universität in Krakau aufgenommen. 1806, im Jahr der Schlacht bei Jena und Auerstedt, schlug Kaulfuß dem Erziehungskomité im Herzogtum Warschau eine „Nationalerziehung für unsern Staat“ vor. Stanisław Staszic war angetan.[4] Am Königliche Gymnasium zu Posen wurde er 1815 Gymnasialprofessor und Rektor. Um die Französische Sprache zurückzudrängen, warb er 1816 in einer öffentlichen Rede für die Deutsche Sprache.[5] Sie eigne sich zur „Bildung des Geistes und des Herzens“ besser als alle anderen Sprachen. Das führte in Posen zu einem heftigen Sprachenstreit.[6] 1822 nahm er den Philologen Julius Maximilian Schottky (1794–1849) mit großem Wohlwollen an seiner Schule auf. Dessen ungeachtet ging Schottky Kaulfuß’ Duldung von Polenbegeisterung zu weit. Er denunzierte ihn beim Oberpräsidenten Joseph von Zerboni di Sposetti. Dessen eingeschworene Gegner Heinrich von Bülow, Friedrich von Schuckmann und Wilhelm zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein nahmen Friedrich Wilhelm IV. gegen Kaulfuß ein.[7] Am 15. März 1824 wurde er seines Amtes in Posen enthoben und als Direktor an die damals weniger bedeutende Fürstin-Hedwig-Schule in Neustettin versetzt.[8] Altenstein blieb ihm zeitlebens verbunden.[7] In sieben Jahren brachte Kaulfuß die heruntergekommene Schule zu ungeahnter Blüte.[9] Als er mit 52 Jahren gestorben war, wurde er von Schülern und Kollegen auf dem Friedhof zwischen St.-Nikolai-Kirche und Fürstin-Hedwig-Schule feierlich beigesetzt. Er hinterließ die Söhne Felicyan und Roman.[7] Das Postament wurde 1868 an die Südseite der Schule unweit vom Streitzigsee versetzt. Die deutsche Inschrift lautet:[9] HIER RUHET IN GOTT JOHANN SAMUEL KAULFUSS, GEBOREN 17.2.1780, GESTORBEN 25.9.1832. SEIN GUTES GING AUF ANDERE ÜBER. BedeutungKaulfuß gab Georg Gustav Fülleborns Encyclopaedia philologica neu heraus.[10] Im Umgang mit Minderheiten und ihren Sprachen stand Kaulfuß wie sein Dienstherr Karl vom Stein zum Altenstein für die souveräne Toleranz der Krone Preußen. Die Überhöhung von Volkssprachen – auch des Deutschen – lehnte er ab. Deutsch sollte als Verkehrssprache in Ostmitteleuropa und als Amtssprache in der Provinz Posen dienen.[11] Die Schule sollte nach seiner Ansicht nicht zum „Räsonieren“ und zum unreifen „Diskutieren“, sondern zu Fleiß und Bescheidenheit, Hochachtung, Ehrerbietung und Gehorsam anleiten.[12]
– Johann Samuel Kaulfuß Ehrungen
Schriften
Literatur
Siehe auchWeblinksEinzelnachweise
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