Joachim Krebs studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe Klavier (bei Günter Reinhold) und Komposition bei Eugen Werner Velte, bei dem er 1984 sein Diplom in Komposition ablegte. Von 1968 bis 1978 war er, als Komponist und Musiker (Keyboards), Mitglied der deutschen Polit-Rockmusiktheatergruppe „Checkpoint Charlie“[1]. Er komponierte Musiken und Songs für Sprecher und Rockgruppe über Texte u. a. von Allen Ginsberg, Charles Bukowski und Rolf Dieter Brinkmann. Ab 1978 entstanden Instrumentalkompositionen für Orchester und Kammermusik, für die er nationale und internationale Stipendien und Preise erhielt. Alle Instrumentalwerke von 1978 bis 1989 sind bei Peermusik Hamburg/New York verlegt.
1980 gründete er die Folk-Jazz-Rock-Musikgruppe „Sohra“ (Helmut Bieler-Wendt, Hakim Ludin). Gefördert unter anderem durch den German Marshall Fund absolvierte er 1983 Studienaufenthalte in Indien (Bombay) und den USA (New York, Washington, San Francisco), wo er mit außereuropäischen Musikern und amerikanischen Komponisten der Minimalmusic im Austausch stand. 1984 und 1986 war er Kursleiter für freie Improvisation bei den Internationalen Ferienkursen für Zeitgenössische Musik in Darmstadt (die er seit 1978 besuchte). Von 1983 bis 1985 unterrichtete er an der Hochschule für Musik Karlsruhe Analyse, Instrumentation und Musiktheorie und hatte dort seit 1986 einen Lehrauftrag für freie Improvisation[2].
Sein besonderes Interesse an der Elektroakustischen Musik war in seiner gesamten künstlerischen Laufbahn präsent. Insbesondere entwickelte er zwischen 1994 und 1996, im Rahmen seiner Reihe „Artificial Soundscapes“[3] ein originäres Verfahren, genannt „EndoMikroSonoSkopie“, um die zuvor mit dem menschlichen Ohr nicht wahrnehmbaren Klangstrukturen natürlicher Stimmen und Geräusche hörbar – und damit auch für die eigene musikalische Komposition fruchtbar – zu machen. Diese Kompositionstechnik gewann zunehmend Bedeutung in den Werken, die gemeinsam mit Sabine Schäfer entstanden. Seit 1998 arbeitete das Künstlerpaar <sabine schäfer // joachim krebs> von 2009 bis 2013 unter dem Namen <SA/JO> auf dem Gebiet der Raumklangkunst, der Klang-Licht-Kunst sowie der Audio-Video-Installation.
Eine wesentliche Grundlage zur Gewinnung ihres künstlerischen Basismaterials ist ihre Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und wissenschaftlichen Institutionen. Für die von Peter Weibel 2009 initiierte Kooperation von ZKM und KIT[4] entwickelten sie das Auftaktprojekt „MicroSonical Shining Biospheres No. 1“.[5] Ihr Ausstellungsprojekt „SolarSonical Insects #2“ mit einem Public Viewing von Natur und Wissenschaft als Kunst, das sie 2012 für das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe realisierten, erhielt eine Spitzenförderung durch den „Innovationsfonds KUNST des Landes Baden-Württemberg“.[6]
Seit Januar 2016 befindet sich der künstlerische Nachlass von Joachim Krebs, samt den Originalhandschriften seiner Instrumentalkompositionen im Archiv der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe.[7]
Werke (Auswahl)
Solo-Werke 1968–1999
Werke für Sprecher und Rockgruppe
Notwehr, Rockoper 1972
Blutsturz, Rockrevue 1977
Frühling der Krüppel, Rockrevue 1978
Orchester und kleine Instrumentalensembles
Musik für kleines Orchester, 1979
Brennend erstarrte Augenblicke – Triptychon Epitaph für Orchester, 1980–83
Traumkraut, 1981
Slow Mobile, 1985
Offene Ringe, 1989
(und langsam schnitt ich mir meine Zeit aus Stille) – Skizze über R.D. Brinkmann, 1989
Doubles and Echoes, 1991
Kammermusik und Solo-Instrumentalwerke
Streichquartett Nr. 1, 1978
Quartettomanie, 1979
… tief Unten – traumversunken …, 1979
Rhizom I, 1981
Klangsplitter, 1982
… zusammenfließend singen wir die Gegenwart …, 1985
Musik für Akkordeon, 1986
Cello Lines, 1987
Quartett, 1989
… Rufer – auf Plateau …, 1990
Alien Lines and Fields, 1993
Multimedia-Projekte
Narrncartan mit Peripetie oder ein ganz gewöhnlicher Tag im Leben des großen Gurglers, Internationale Ferienkurse für Zeitgenössische Musik Darmstadt, 1988
ProsaPhon(ie) – eine sonotopologische SprachKlangKonsistenzMaschine, SWR 2002
TopoSonicSpheres – eine Raumklangkomposition, SWR 2004
Diskographie (Auswahl)
Grüss Gott mit hellem Klang Checkpoint Charlie, LP CPM 1970.
Frühling der Krüppel, LP Schneeball Records 1978.
Joachim Krebs, Portrait-CD, Ed. Zeitgenössische Musik, WERGO 1995.
AquaAngelusVox <sabine schäfer // joachim krebs>, CD/DVD MDG 2003.
TopoSonic Spheres <sabine schäfer // joachim krebs>, „artist.cd“ Schott Music 2004.
Schriften (Auswahl)
Die Raumklanginstallationen des Künstlerpaares <sabine schäfer // joachim krebs> in: „Die Zeit in der neueren Musik und den angrenzenden Künsten“ Pfau-Verlag Saarbrücken 2001. ISBN 3-89727-207-5
Die Projektreihe Artificial Soundscapes, in: „TopoSonic Arts“, Kehrer Verlag Heidelberg 2007. ISBN 978-3-939583-52-3
Deleuze and the Sampler as an Audio-Microscope, (Coauthor: Sabine Schäfer) in: “Philosophical Reflections on Recorded Music”, Middlesex University Press London 2008.
Mikroklang-Architektur und Farblicht-Räume, Interview in: “KlangRaum”, Kunst und Kirche 03/2009 Springer Wien New York, ISBN 978-3-211-99282-1
Literatur und Rundfunksendungen über Joachim Krebs
Hanno Ehrler: Mikrostrukturaler Kosmos: Die Installation “Microsonical Shining Biospheres No. 1” von Sabine Schäfer und Joachim Krebs, Portrait-Sendung, Bayerischer Rundfunk 2010.