Jim Cummins (Pädagoge)Jim Cummins (* 1949 als James Patrick Cummins) ist ein kanadischer Pädagoge. Er ist Professor am Ontario Institute for Studies in Education, University of Toronto, Department of Curriculum, Teaching, and Learning sowie Canada Research Chair in Language Learning and Literacy Development in Multilingual Contexts. Das Forschungsinteresse von Jim Cummins gilt der Sprachentwicklung und Entwicklung der Literalität bei Schülern mit Englisch als Fremdsprache im Kontext der multilingualen Schule. Hierbei beschäftigt er sich insbesondere mit sprachlichen und pädagogischen Barrieren, die einem schulischen Erfolg von Schülern mit einem anderen kulturellen Hintergrund im Wege stehen können, sowie mit Möglichkeit einer technologischen Unterstützung der Förderung sprachlicher Kompetenzen. Akademisches WirkenIm Jahre 1971 schloss Cummins die National University of Ireland mit einem Diplom in Angewandter Psychologie ab. Seinen Ph.D.-Titel erwarb er 1974 an der University of Alberta im Fachbereich Pädagogische Psychologie. Er hat zahlreiche Schriften zu den Themen Zweitspracherwerb und Literalitätsentwicklung veröffentlicht und ist bei verschiedenen internationalen Institutionen als Berater für Sprachplanung im schulischen Kontext tätig. Cummins entwickelte zwei Hypothesen, mit denen widersprüchliche Ergebnisse aus früheren Untersuchungen zum Zweitspracherwerb erklärt werden sollen (beispielsweise große Unterschiede zwischen den Ergebnissen der kanadischen Immersionsprogramme und denen der Submersions-Programme). BICS und CALPDie Unterscheidung zwischen BICS und CALP wurde von Cummins 1979 eingeführt. Sie stützt sich u. a. auf Arbeiten von Skutnabb-Kangas und Toukomaa (1976); diese hatten bei Untersuchungen über finnische Einwandererkinder festgestellt, dass Schüler, die bereits eine Grundschulbildung in ihrem Herkunftsland absolviert hatten, die Zweitsprache besser und schneller lernten. Eine linguistische Definition der BICS/CALP-Unterscheidung wird von Cummins weder angestrebt noch beansprucht. Think-Tank-ModelIn seinem Think-Tank-Model postuliert Cummins „einen übergeordneten, mit Sprache verbundenen, aber einzelsprachlich neutralen Wissensspeicher bzw. ein allgemeines Denkvermögen, das über mehrere Sprachen gleichzeitig gespeist und entwickelt werden kann“.[1] Diese Kompetenz bezeichnet er als CUP (common underlying proficiency). Im Deutschen werden hierfür die Begriffe „sprachübergreifendes kognitives Potenzial“ oder auch „allgemeine sprachliche Kompetenz“ verwendet. Doppel-Eisberg-Modell der bilingualen SprachprofizienzZur Veranschaulichung von CUP verwendet Cummins das Bild eines Eisberges: Ein großer Teil befindet sich unter Wasser und ist daher nicht sichtbar; dies ist CUP, also das sprachübergreifende kognitive Potenzial. Zu sehen sind hingegen die sprachgebundenen Oberflächenerscheinungen („surface features“) wie z. B. Artikulationsmuster und grammatische Regelsysteme. Im Falle einer zweisprachigen Person gibt es zwei „Eisberge“ („First language surface feature“ und „Second language surface feature“). Interdependenzhypothese (Interdependence Hypothesis)Diese Hypothese postuliert, dass die L2-Entwicklung abhängig ist vom Stand der L1 zum Zeitpunkt der ersten intensiven Konfrontation mit der L2 (z. B. bei Beginn der Schulzeit): Wenn die Kompetenzen in der L1 zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichend entwickelt waren, kann sich ein intensiver Kontakt mit der L2 in den ersten Schuljahren negativ auf die Entwicklung der L1 auswirken. Dies beeinträchtigt wiederum die Entwicklung der L2. Schwellenniveauhypothese (Threshold Hypothesis)Diese auch Schwellenniveauhypothese genannte Hypothese versucht, die kognitiven und schulischen Folgen verschiedener Formen von Zweisprachigkeit zu erklären. Sie postuliert eine Abhängigkeit der kognitiv-akademischen Kompetenz von der Sprachkompetenz in beiden Sprachen. Cummins geht davon aus, dass es Schwellen gibt, die ein zweisprachiges Kind überschreiten muss, damit sich die Zweisprachigkeit positiv auf seine kognitiv-akademische Kompetenz auswirken kann. Die erste Schwelle muss in beiden Sprachen überschritten sein, damit sich keine negativen Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung ergeben. Wird diese Schwelle nicht überschritten, entsteht Semilingualismus: In beiden Sprachen liegen keine ausreichenden Kompetenzen vor. Liegen die Sprachkompetenzen über der ersten Schwelle, ergibt sich eine dominante Zweisprachigkeit: Bei einer der beiden Sprachen liegt eine altersgemäße Kompetenz vor. Positive Effekte auf die kognitive Entwicklung ergeben sich erst nach Überschreiten der zweiten Schwelle. In diesem Fall handelt es sich um eine additive Zweisprachigkeit: In beiden Sprachen liegt eine altersgemäße Kompetenz vor. Auf der Grundlage dieser Hypothesen wurden zahlreiche Modelle und Programme entwickelt, die zum Ziel hatten, die L1 in den schulischen Unterricht mit einzubeziehen und zu fördern. Auszeichnungen und Anerkennungen
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