Im Februar 1796 wurde Alibert zum Studium an der 1794 neu gegründeten Pariser École de santé zugelassen.[1] Hier hörte er medizinische Klinik bei Jean-Nicolas Corvisart, Psychiatrie bei Philippe Pinel sowie Anatomie und Chirurgie bei Pierre-Joseph Desault und bei Xavier Bichat. Im November 1799 verteidigte er erfolgreich seine Promotions-These mit dem Titel: „Dissertation sur les fièvres pernicieuses ou ataxiques intermittentes“ („Über bösartige oder unregelmäßig wechselnde Fieber“).
1815 wurde Alibert beratender Arzt, 1818 erster beratender Arzt des französischen Königs Ludwig XVIII. Im Dezember 1820 nahm die Medizinabteilung der Académie des sciences ihn auf. Im April 1821 wurde er zum Offizier der Ehrenlegion ernannt. Weitere Ämter waren: 1821 Professor der Botanik und 1823 Lehrstuhlinhaber für Therapie und Materia medica. Im Oktober 1827 wurde er geadelt.
Hautkrankheiten
1801 ernannte das Komitee der Pariser Spitäler, dem auch Cabanis angehörte, Alibert zum Arzt am Hôpital Saint-Louis. In dieser nordöstlich vom Pariser Zentrum gelegenen Klinik wurden vor allem chronische und ansteckende Krankheiten behandelt. Hier entschied sich Alibert, das Gebiet der Hautkrankheiten zu seinem Hauptarbeitsgebiet zu machen. Er konnte sich dabei auf Vorarbeiten von Jean Astruc und von Anne-Charles Lorry abstützen. Alibert gilt als Begründer der wissenschaftlichen Dermatologie in Frankreich. Bedeutend ist sein Versuch einer klassifikatorischen „Nosologie Naturelle“ der Hautkrankheiten.[2] Im Gegensatz zu seinem englischen Rivalen Robert Willan, welcher für sein System die pathologische Anatomie zur Basis genommen hatte, hielt Alibert sich vorzugsweise an die äußere Erscheinung. Wie er 1817 in einer Übersichtsarbeit die Krankheiten der inneren Organe nach Jussieus Methode eingeteilt hatte, so wendete er dieses System 1832 zur Klassifizierung der Hautkrankheiten an. Er teilte dieselben in Familien, Genera und Spezies.[3][4][5]
Materia Medica
Ein zweites großes Arbeitsgebiet fand er im Bereich der Materia medica. Seine Nouveaux éléments de thérapeutique et de matière médicale erschienen von 1803 bis 1826 in fünf überarbeiteten Auflagen. In diesem Werk fasste Alibert das zu seiner Zeit bekannte Wissen über die in der Praxis gebräuchlichen Heilmittel in klar strukturierten Monographien zusammen. Er referierte aus den drogenkundlichen Werken von Cullen, Hoffmann und Stahl, und er fügte eigene Beobachtungen aus der Praxis des Hôpital Saint-Louis an. Auch die neuen Erkenntnisse über die Chemie der pflanzlichen Drogen wurden berücksichtigt, so die neue Entdeckung eines Alkaloids (Narkotin) durch Charles Derosne.[6] Zu den blasenziehenden Mitteln („epispastiques“) zählte er neben der Kauterisation auch die Moxibustion.[7] In der 5. Auflage von 1826 behandelte er die durch Jules Cloquet im Hôpital Saint-Louis praktizierte Akupunktur.[8] Am Schluss der Monographien legte er jeweils seine Einschätzung des therapeutischen Nutzens der beschriebenen Droge bzw. des beschriebenen Verfahrens dar.
Ehrungen
Nach Alibert sind die Pflanzengattungen AlibertiaA.Rich. ex DC. 1830 und IbetraliaBremek. 1934 (Anagramm) aus der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae) benannt.[9]
Schriften (Auswahl)
Dissertation sur les fièvres pernicieuses ou ataxiques intermittentes. Crapart, Caille und Ravier, Thèse, Paris 1799; biusante.parisdescartes.fr; 3. Auflage 1804 gallica.bnf.fr
Description des maladies de la peau observés à l’hôpital Saint-Louis, et exposition des meilleures méthodes suivies pour leur traitement. Paris 1810–1818 (2. Ausgabe 1825 Band I (archive.org), Band II (archive.org))
Précis théorique et pratique sur les maladies de la peau.
Karl Maximilian Andree. Neuester Zustand der vorzüglicheren Spitäler und Armenanstalten in einigen Hauptorten des In- und Auslandes. J. A. Barth, Band I, Leipzig 1810, S. 159–176: St. Louis; Textarchiv – Internet Archive
Johann Heinrich Kopp. Ärztliche Bemerkungen veranlasst durch eine Reise in Deutschland und Frankreich im Frühjahre und Sommer 1824. Hermann, Frankfurt 1825, S. 105 ff. Hôpital St. Louis … Alibert digitale-sammlungen.de
E. Beaugrand: Jean-Louis Alibert. In: Amédée Dechambre. Dictionnaire encyclopédique des sciences médicales. Band 3, G. Masson und P. Asselin, Paris 1869. S. 7–9 parisdescartes.fr
Jean Hewitt, Pierre Huard, Michael Jänner: Dermatologie gestern und heute, mit Abbildungen aus der Zeit von Jean-Louis Alibert (1768–1837). Bad Oldesloe 1979.
Albrecht Scholz: Alibert, Jean-Louis Marc. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 39.
↑Nosologie naturelle ou les maladies du corps humain: distribuées par familles. Paris 1817
↑Monographie des dermatoses ou précis théoretique et pratique des maladies de la peau. Paris 1832
↑Ernst Julius Gurlt: Jean-Louis Alibert. In: Ernst Julius Gurlt, August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. Band I. Urban & Schwarzenberg, Wien / Leipzig 1884, S. 102–103; Textarchiv – Internet Archive.
↑Nouveaux éléments de thérapeutique et de matière médicale. Suivis d’un nouvel essai sur l’art de formuler. Band II. 1. Auflage. Crapart, Paris 1804/1805, S. 475 ff. digitale-sammlungen.de