Nach dem Tod seines Vaters zog Jaume Huguet nach Tarragona zu seinem Onkel Pere Huguet, einem Maler. Mit ihm, seinem Lehrer, zog er 1434 nach Barcelona, wo er mit den neuen Stilrichtungen seiner Zeit in Berührung kam: flämische, spanische und italienische Einflüsse, insbesondere den in Barcelona wirkenden Bernat Martorell, dessen Temperatechnik er weiterentwickelte. In Barcelona malte er einige Altarbilder und Fresken, die gekennzeichnet sind von aufwendigem reliefartigem Goldhintergrund und individuell gezeichneten Personen.
Huguet ist ab 1448 in Barcelona nachweisbar (Auftrag für einen Jakobsaltar in Arceba) und zuletzt ist er 1486 mit einem Werk nachgewiesen. Vorher war er aktiv in Tarragona und Saragossa in Aragonien. Er beeinflusste die Malerei in Spanien über Katalonien hinaus auch in Aragonien. Huguet hatte eine große Werkstatt, in der auch sein Bruder Antonio und Mitglieder der Malerfamilie Vergós wirkten. Seine zahlreichen Aufträge hatten allerdings auch Einfluss auf die Qualität in seinem Spätwerk.[1] Das und die übertriebene Verwendung des durchaus dem Geschmack seiner Zeit entsprechenden Goldgrunds führten unter seinen Nachfolgern (Mitgliedern der Familie Vergós) zum Niedergang der katalanischen Malschule.
Ein hervorragendes Beispiel für die Qualität seiner Malerei ist der Dreikönigsaltar des Condestable Don Pedro de Portugal von 1464/1465 (Kapelle des Palacio Real Mayor in Barcelona). Im Zentrum steht die Anbetung der Heiligen Drei Könige – deutlich beeinflusst von Rogier van der Weyden. Interessant ist die faszinierend naturalistische Darstellungsweise der königlichen Gaben wie auch des Hintergrundes. Stall und Landschaft sind ebenso detailverliebt ausgestaltet, während der Himmel wieder vom traditionellen Goldgrund eingenommen wird.
Eine Auswahl seiner bedeutendsten Werke befindet sich im Museu Nacional d’Art de Catalunya in Barcelona. Neben den erwähnten Werken unter anderem:
Madonna ‚Mare de Déu de Vallmoll‘ mit Heiligen (um 1450)
Michaelsretabel (um 1455/60) für die Kirche Santa Maria del Pi
Vinzenzaltar (Ende 1450er Jahre) für die Kirche St. Vinzenz in Sarrià, Barcelona
Der Heilige Georg befreit die Prinzessin (1459–1460), Mitteltafel des Georgaltars. Zwei weitere Tafeln waren im Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin und sind verschollen (Stifter mit Heiligem Johannes d. T., Stifter mit dem Heiligen Ludwig von Toulouse)
Augustinusaltar (vollendet 1486) für das Kloster S. Agustin el Viejo in Barcelona
Weitere Werke:
Antoniusaltar (1454–1458), er war in der Kirche San Antonio in Barcelona und fiel 1909 einem Brand zum Opfer.
Benjamin Rowland: Jaume Huguet. A Study of Late Gothic Painting in Catalonia. Harvard University Press, 1932.
J. Gudiol, J. Ainaud: Jaime Huguet. Barcelona 1948.
Pablo Mercadé Queralt: Jaume Huguet. Su Patria y su Familia. In: Anales y boletín de los museos de arte de Barcelona 9 (1951), S. 19–66.
Gabriel Llompart: Aspectos folklóricos en la pintura gótica de Jaume Huguet y los Vergós. In: Revista de dialectología y tradiciones populares 29 (1971), S. 391–408.
J. Vaquero: Huguet Jaime (ca. 1414–1492). In: Kindlers Malerei Lexikon. Band 6: Hayez–Itten. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1982, S. 269–274.
Christian Klemm: Huguet, Jaume (Jaime), katalanischer Maler (um 1414-1492). In: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5. München u. a. 1991, Sp. 182 f.
Juan Ainaud de Lasarte: Jaume Huguet. 500 Anys. Barcelona 1993.
J. Sureda i Pons: Un cert Jaume Huguet, el Capvestre d’un somni. Tarrasa 1994.
Joaquín Yarza Luaces: Flämische Kunst und die Malerei im Königreich Aragon. In: Till-Holger Borchert (Hrsg.): Jan van Eyck und seine Zeit. Flämische Meister und der Süden 1430–1530. Stuttgart 2002, S. 128–141.
Robert Maniura: Valuing the Work of Jaume Huguet. A Painter and his Materials. In: The Oxford Art Journal 43 (2020), S. 445–468.