Cornarius immatrikulierte sich zunächst 1517 an der Universität Leipzig, betrieb vorwiegend medizinische Studien und erwarb am 13. September 1518 bei Petrus Mosellanus den Grad eines Baccalaureus. Am 30. Mai 1519 wechselte er an die Universität Wittenberg und erlangte am 24. Januar 1521 den Grad eines Magister artium. Im selben Jahr übernahm er an der Philosophischen Fakultät eine Professur für lateinische und griechische Grammatik. Am 9. Dezember 1523 erwarb er sich das Lizentiat der Medizin und wurde in den Senat der Medizinischen Fakultät aufgenommen. Dabei machte er sich einen Namen durch klare Übersetzungen der griechischen Autoren in die lateinische Sprache, besonders auf dem medizinischen Gebiet. Bald verließ er jedoch die Wittenberger Fakultät und begann ein stetiges Reiseleben.
Cornarius war in Zwickau, Nordhausen und Frankfurt am Main als Stadtphysikus tätig.[1]
Von 1542 bis 1546 war er Professor für Medizin in Marburg (Lahn), dort 1544 Rektor der Universität, und ging 1557 an die neugegründete (protestantische) Jenaer Universität, wo er der erste Dekan der Medizinischen Fakultät wurde. Als wichtiger Vertreter der philologischen Heilkunde (als sogenannter philologischer Mediziner[2]) übersetzte er zahlreiche altgriechische Handschriften in die lateinische Sprache. Damit trug er fast das gesamte medizinische Wissen seiner Zeit zusammen und machte es für die Ausbildung der Studenten nutzbar.
Demgemäß hatten seine Werke großen Einfluss auf die damalige Medizin, die sich vor allem auf die antiken Autoritäten Galen und Hippokrates stützte, sowie auf die mittelalterlichen Gelehrten Avicenna und Averroes. Zeitgenössische Gelehrte wie Vesal oder Paracelsus fanden weniger Beachtung, wohl hingegen das Studium der Botanik und der Heilkräuter.
Ein großer Teil von Cornarius’ Publikationen wurde in Basel gedruckt, wo er sich mit Erasmus befreundet hatte. Zur Philosophie trug Cornarius eine Übersetzung des Aristoteles-Kommentars von Pachymeres bei, die in einer Gesamtausgabe mit Schriften eines Platonikers 1553 in Paris erschien.
Plutarchi Chaeronei, philosophi & historici Gravissimi, Ethica sive Moralia Opera, quae in hunc usque diem de Graecis in Latinum conversa extabant … Michael Isengrim, Basel 1552 (Digitalisat), 1555 (Digitalisat)
D. Epiphanin Episcopi Constantiae Cypri, Contra octoaginta haereses opus, Panarium, sive Arcula, aut Capsula Medica appellatum, continens libros tres, & tomos sive sectiones nes toto septem. Una cum aliis eiusdem D. Epiphanii operibus … Hergavius & Oporinus, Basel 1560 (Digitalisat); Hieronymus de Marnef & Guliemum de Cavellat, Paris 1566 (Digitalisat)
Marcelli... De medicamentis empiricis, physicis ac rationabilibus liber. Froben, Basel 1536 (Digitalisat)
Hippocratis CoiMedici vetustissimi, et omnium aliorum aliorum principis, libri omnes … (Griechischer Text). Froben, Basel 1538 (Digitalisat)
Hippocratis Coi, medicorum omnium longe principis, opera quae ad nos extant omnia … Latina lungua conscripta. Froben, Basel 1546 (Digitalisat) 1558 (Digitalisat)
Macri. De materia medica : lib. V. versibus conscripti. Christian Egenolph, Frankfurt 1540 (Digitalisat)
Iani Cornarii Medici Physici Zuiccauiensis, De Conuiuiorum veteru[m] Graecorum, & hoc tempore Germanorum ritibus, moribus ac sermonibus: item de Amoris praestantia, & de Platonis ac Xenophontis dissensione, Libellus. Item, Platonis philosophi Athenensis Symposium, eodem Iano Cornario interprete. Et, Xenophontis philosophi Athenensis, Symposium, ab eodem latine conscriptum. Johann Oporinus, Basel 1548 (Digitalisat)
In den 1540er Jahren beteiligte Cornarius sich an einem Streit, der zwischen den Verlegern Christian Egenolff (Frankfurt) und Michael Isingrin (1500–1557) (Basel), sowie zwischen den Autoren Walther Hermann Ryff und Leonhart Fuchs ausgetragen wurde. Streitgründe waren verletzte Eitelkeiten und vermeintliche Verletzungen von Urheberrechten.[3] Nachdem Fuchs in Basel eine Streitschrift gegen den Frankfurter Verleger Egenolff drucken und verbreiten ließ[4], antwortete Cornarius 1545–46 mit drei Streitschriften aus dem Verlag Egenolff:
Orationes in Leonhartum Fuchsium, Sive Fuchseides III. I: Vulpecula excoriata, II: Vulpecula excoriata asservata, Sive Nitra ac brabyla, pro Vulpecula excoriata asservanda, III: Vulpeculae Catastrophe, seu qui debeat esse scopus, modus, ac fructus contentionum. (Drei Streitschriften 1545–46 einzeln, 1546 zusammen gedruckt.) Christian Egenolf, Frankfurt am Main, 1546 (Digitalisat)[5]
Noch 1548 antwortete Fuchs mit einer weiteren Streitschrift.[6]
Literatur
Friedrich Christian Lesser: Von denen Physicis der Stadt Nordhausen. In: Historische Nachrichten von der Käyserl. und des Heil. Röm. Reichs Freyen Stadt Nordhausen. Christoph Erhardt, Frankfurt am Main und Leipzig 1740, S. 345f (Google-Books).
E. Herzog: Zwei alte Physikat-Bestallungen aus den Jahren 1523 und 1546. In: Vereinte deutsche Zeitschrift für die Staats-Arzneikunde. Bd. 3 (1848), S. 194–200 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Hans Theodor Koch: Die Wittenberger Medizinische Fakultät (1502–1652). Ein biobibliographischer Überblick. In: Stefan Oehmig: Medizin und Sozialwesen in Mitteldeutschland zur Reformationszeit. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2007, ISBN 978-3-374-02437-7
Heinz Scheible: Melanchthons Briefwechsel. Bd. 11: Personen A–E. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2003, S. 305.
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 21.
↑W. L. Schreiber. Die Kräuterbücher des XV. und XVI. Jahrhunderts. Anhang zum Reprint desGart der Gesundheit. Verlag der Münchner Drucke 1924, S. XXXVII-XXXVIII
↑Leonhart Fuchs. Adversus mendaces et christiano homine indignas, Christiani Egenolphi typographi Francofortani, suique architecti calumnias, Leonharti Fuchsii medici responsio. Basel 1545 (Digitalisat)
↑Erste Einzelschrift: Janus Cornarius. Vulpecula excoriata. Christian Egenolf, Frankfurt am Main, 1545 (Digitalisat)