Jan Blahoslav besuchte ab 1540 das Gymnasium in Proßnitz und ab 1543 die evangelische Lateinschule in Goldberg in Schlesien, deren Rektor Valentin Trotzendorf war. 1544 immatrikulierte er sich an der Universität Wittenberg, wo er Martin Luther, Philipp Melanchthon und Caspar Peucer[1] kennenlernte. 1546 kehrte er nach Proßnitz zurück und 1548 begab er sich nach Jungbunzlau, wo er kurze Zeit das Archiv der Brüderunität ordnete. Ab 1549 studierte er in Königsberg und anschließend in Basel. 1552 kehrte er nach Jungbunzlau zurück, wo er ein Jahr später als Priester geweiht wurde. Im Auftrag der Brüderunität unternahm er mehrere diplomatische Reisen nach Deutschland sowie zum Landesherrn nach Wien, wo er sich um die Freilassung des Brüderbischofs Jan Augusta bemühte.
Nachdem Jan Blahoslav 1557 als Brüder-Bischof für Südmähren gewählt worden war, lebte er in Eibenschütz, wo er 1562 eine Priesterschule gründete sowie eine Druckerei, die im Geheimen arbeiten musste. In ihr wurde 1564 das von ihm aus dem Griechischen und Lateinischen ins Tschechische übersetzte Neue Testament gedruckt. Es erschien unter dem Titel „Nový zákon (z jazyku řeckého) vnově do češtiny přeložený Léta Páně 1564 v Ivančicích“. Vier Jahre später folgte die zweite Auflage (secunda editio diligenter recognita anno 1568). Diese Übersetzung bildete auch die Grundlage für den Band VI der Kralitzer Bibel, der 1593/1594 in Kralitz gedruckt wurde, wohin die Eibenschützer Druckerei 1578 verlegt werden musste. Als Blahoslav 1564 das Neue Testament ins Tschechische übersetzt hatte, schickte er ein Exemplar an Caspar Peucer, der ihn daraufhin ermunterte, auch das Alte Testament sowie weitere wichtige kirchliche Schriften ins Tschechische zu übertragen. Blahoslav ließ Peucer daraufhin eine deutsche und tschechische Fassung der Konfession der Brüder zukommen.[1]
Jan Blahoslav starb 1571 in Moravský Krumlov (Mährisch Kromau). Sein Leichnam wurde in Eibenschütz beigesetzt.
Werke (Auswahl)
O původu Jednoty bratrské a řádu v ní, 1547
Gramatika česká, 1551–71
Musica, to jest Knížka zpěvákům náležité zprávy v sobě zavírající, 1558 (Dieser Titel ist das älteste musiktheoretische Werk in tschechischer Sprache)
Kancionál šamotulský, 1561
Filipika proti misomusům, 1567
In der Liedsammlung Písně chval božských sind mehrere Lieder von Jan Blahoslav enthalten
Literatur
Marshall T. Brown[2]: John Blahoslav - Sixteenth-Century Moravian Reformer. Transforming the Czech Nation by the Word of God, Vorwort von Jan Hábl und Thomas K. Johnson (= Christian contributions to European identity, Vol. 2 ISSN2195-299X). Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 2013, ISBN 978-3-86269-063-3 (englisch).
Josef Janáček: Jan Blahoslav. Studie s ukázkami z díla Svobodné Slovo, Prag 1966, (Odkazy pokrokových osobností naší minulosti).
Jan Kouba: Blahoslavův rejstřík autorů českobratrských písní a jeho pozdější zpracování. In: Miscellanea musicologica 17, 1962, ISSN0544-4136, 1–175.
Rudolf Quoika: Die Musica des Jan Blahoslav 1569. In: Gesellschaft für Musikforschung Kongress-Bericht 1953, ZDB-ID 966845-7, S. 128–131.
Olga Settari: Blahoslav jako hudební teoretik a hymnograf. In: Z Kralické tvrze 5, 1971, S. 18–28.
Thomas Paul Sovík: Music Theorists of the Bohemian Reformation. Translation and Critique of the Treatises of Jan Blahoslav and Jan Josquin.[3] University Microfilms International, Ann Arbor MI 1987, (Zugleich: Columbus OH, The Ohio State University, Diss., 1985).
Astrid Winter: Bildungsdiskurs und rhetorische Sprachreflexion in den Acta Unitatis Fratrum. Sprachliche Tendenzen der konfessionellen Geschichtsschreibung Jan Blahoslavs (1523–1571). In: Joachim Bahlcke, Jiří Just, Martin Rothkegel (Hrsg.): Konfessionelle Geschichtsschreibung im Umfeld der Böhmischen Brüder (1500–1800). Traditionen – Akteure – Praktiken. Harrassowitz, Wiesbaden 2022 (Jabloniana; 11), ISBN 978-3-447-11709-8, S. 165–196.
↑ abMartin Roebel: Humanistische Medizin und Kryptocalvinismus. Leben und medizinisches Werk des Wittenberger Medizinprofessors Caspar Peucer (1525–1602),Centaurus Verlag Freiburg 2012, Neuere Medizin- und Wissenschaftsgeschichte, Herausgeber Wolfgang U. Eckart, Bd. 31, S. 96f. doi:10.1007/978-3-86226-845-0