Jakob Wilhelm Reichert wurde als Sohn eines Posthalters geboren.[1] Nach dem Besuch der Volksschule in Boxberg und von Gymnasien in Wertheim und Mannheim studierte Reichert Nationalökonomie an den Universitäten Heidelberg, München, Rostock,[2] und Berlin. 1908 schloss er sein Studium in Heidelberg mit einer Doktorarbeit über Das Sparwesen der Stadt Mannheim ab. Von 1908 bis 1912 arbeitete er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter für die Handelskammer in Duisburg. Anschließend wurde er Syndikus im Dienst derselben Institution.
1912 wurde Reichert Hauptgeschäftsführer des Vereins Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller in Berlin. Im Rahmen dieser Tätigkeit, die er bis zu dessen Gleichschaltung im Jahr 1935 ausüben sollte, fungierte er als Mittler zwischen der Schwerindustrie im Ruhrgebiet und Finanz- und Handelskreisen in Berlin. Publizistisch ergänzte Reichert seine Arbeit durch die Herausgabe der in Düsseldorf erscheinenden Zeitschrift ''Stahl und Eisen'': In dieser, und in anderen Organen, veröffentlichte er Aufsätze zu wirtschafts-, reparations-, verkehrs- und sozialpolitischen Themen. Für den Eisen- und Stahlbereich, aber auch darüber hinausgehend, erarbeitete er sich den Status eines Kartellexperten.
Von 1914 bis 1920 leitete Reichert die Zentralstelle für Ausfuhrbewilligungen für Eisen- und Stahlerzeugnisse. Während des Ersten Weltkrieges tat er sich insbesondere durch seine Unterstützung der Annexion der französischen Erzgruben in Longwy und Briey hervor, die er als für die deutsche Eisen- und Stahlindustrie unbedingt erforderlich erklärte.
Nach dem Krieg amtierte Reichert von 1920 bis 1924 als Reichsbevollmächtigter der Außenhandelsstelle für Eisen- und Stahlerzeugnisse in Berlin.
↑Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 8: Poethen – Schlüter. Saur, München 2007, ISBN 978-3-598-25038-5, S. 267.