Jakob Awender war der Sohn von Johann Awender und der Christine geb. Bohn und hatte acht Geschwister. Er war verheiratet mit Eva, geb. Saier (14. April 1925 in Graz),[1] mit der er drei Kinder hatte.
Leben
Awender hatte in Deutschland studiert und sich dort für die nationalsozialistische Idee begeistert, die er bei seiner Heimkehr in das Königreich Jugoslawien in sich trug.[2] Er praktizierte als Zahnarzt in Pančevo (deutschPantschowa).[3] Hier etablierte er sich 1933 als Gründer und Führer der nazistischen „Erneuerungsbewegung“,[4] welche die Politik der „volksdeutschen“ Minderheit Jugoslawiens inhaltlich und ästhetisch am Nationalsozialismus[5] und Deutschen Reich auszurichten trachtete.[6]
Als Leiter des örtlichen „Kulturbundes“ und „Herausgeber des Erneuerer“-Presseorgans Pantschowaer Post,[3] später Volksruf, verbreitete er nationalsozialistische Ideen in den deutschen Siedlungsgebieten Jugoslawiens.[4][Anmerkung 1] Er versuchte, durch eine Politik der „Auswechselung“ führender Persönlichkeiten des Schwäbisch-Deutschen Kulturbunds wie Stefan Kraft, Georg Grassl und Bundesobmann Johann Keks[3] maßgebenden Einfluss auf die Führung des Kulturbundes zu gewinnen.[7] Die „Erneuerer“ beschuldigten die Kulturbundführung der Korruption und Ämterhäufung, womit sie große Aufmerksamkeit erregten.[5]
Die Leitung des Bundes verfügte 1935 zeitweilig den Ausschluss Awenders und seiner engsten Mitarbeiter Gustav Halwax und Hans Thurn.[8] Jedoch gewann Awender unter dem Eindruck der „politischen und wirtschaftlichen Erfolge“ des nationalsozialistischen Deutschlands vor allem in der jüngeren Generation zahlreiche Anhänger.[9] Nach dem Rücktritt des Bundesvorstandes 1939 beanspruchte der freimütige Awender den Posten des Bundesobmanns.[10]
Nachdem die Rote Armee die Karpaten überschritten hatte, erhielt Awender von Janko den Auftrag, die Evakuierung der deutschen Bevölkerung vorzubereiten. Nach Kriegsende begab er sich in die Vereinigten Staaten und entzog sich so einer Strafverfolgung.[4] Hier war er als Schriftleiter der Nachrichten für die Donauschwaben in Nordamerika, Chicago tätig.[13] Er unterstützte Sepp Janko bei der Abfassung seines Buches Weg und Ende der deutschen Volksgruppe in Jugoslavien.[14]
Awender verstarb 1975 in Freeport, Illinois, wo er auf dem Friedhof Oakland Cemetery beerdigt wurde.[15]
Veröffentlichungen
Das serbische Banat wirtschaftlich gesehen 1941–1943. In: OST-DOK. 16/4.
Anmerkungen
↑Heinrich Reister berichtet unter dem Datum vom 26. März 1958 über die Erneuerungsbewegung (Sammlung Ost. Dok. 16 Jug. Sig 177 im Bundesarchiv in Koblenz): „In den Jahren 1937 und 1938 war ich bei der Schriftleitung der in der südbanater Stadt Pantschewo erscheinenden Wochenzeitung »Volksruf« (Organ der Erneuerungsbewegung) tätig. Die Zeitung war damals bereits mehrere Jahre alt. Die Hauptschriftleiter waren Dr. Jakob Awender und Gustav Halwax. Die Redaktion war im Hause Dr. Awenders untergebracht. Die zwei Räume waren zugleich Wohn- und Schlafzimmer für die Mitarbeiter. … Dr. Awender widmete sich der Zeitung oft mehr als seinem Beruf als Arzt. Die natürliche Folge davon war ein Rückgang seiner ärztlichen Praxis.“
↑Mariana Hausleitner: Vom Faschismus zum Stalinismus: deutsche und andere Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1941–1953. IKGS, 2008, ISBN 3-9811694-0-9, S. 44
↑ abcJohann Böhm: Die deutsche Volksgruppe in Jugoslawien 1918–1941: Innen- und Außenpolitik als Symptome des Verhältnisses zwischen deutscher Minderheit und jugoslawischer Regierung. Peter Lang, 2009, ISBN 3-631-59557-3, S. 203
↑Michael Schwartz, Michael Buddrus, Martin Holler, Alexander Post: Funktionäre mit Vergangenheit: Das Gründungspräsidium des Bundesverbandes der Vertriebenen und das „Dritte Reich“. Oldenbourg Verlag, 2013, ISBN 3-486-71626-3, S. 195
↑Josef Beer: Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Jugoslawien: Ortsberichte über die Verbrechen an den Deutschen durch das Tito-Regime in der Zeit von 1944–1948, Band 1. Donauschwäbische Kulturstiftung, 1992. S. 391
↑Hans-Ulrich Wehler: Nationalitätenpolitik in Jugoslawien: die deutsche Minderheit 1918–1978. Vandenhoeck & Ruprecht, 1980, ISBN 3-525-01322-1, S. 35ff.
↑ abJozo Tomasevich: War and Revolution in Yugoslavia: 1941–1945. Stanford University Press, 2002, ISBN 0-8047-7924-4, S. 202. In englischer Sprache.
↑Josef Volkmar Senz: Das Schulwesen der Donauschwaben im Königreich Jugoslawien. Verlag des Südostdeutschen Kulturwerkes, 1969. S. 118.
↑Mariana Hausleitner: Vom Faschismus zum Stalinismus: deutsche und andere Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1941–1953. IKGS, 2008, ISBN 3-9811694-0-9, S. 61