Jagdkommando (Bundesheer)
Das Jagdkommando (JaKdo) ist die Spezialeinheit des österreichischen Bundesheers, die in Wiener Neustadt stationiert ist. Zu den Aufgaben gehören Geiselbefreiungen im Ausland, Terrorismusbekämpfung sowie Gebäudeschutz der österreichischen Botschaften und Einsätze in Kriegs- oder Krisengebieten. AuftragDas Jagdkommando stellt einen präsenten Einsatzverband der Spezialeinsatzkräfte, der rasch verfügbare Elemente für Einsätze im In- und Ausland bereithält. Jagdkommandokräfte werden im Regelfall in kleinen, unerkannten Einheiten eingesetzt und können dabei folgende Aufgaben wahrnehmen:
Außerdem können Jagdkommandokräfte mitwirken bei:
Der Personenschutz im Interesse der Republik wurde 2008 an das Kommando Militärstreife & Militärpolizei übergeben. Organisation
EinsätzeOperationen des Jagdkommandos unterliegen grundsätzlich der Geheimhaltung, bisher bekannt gewordene Einsätze fanden unter anderem im Tschad, Mali, Afghanistan, im Mittelmeer, Libyen, Ägypten, Rep. Zentralafrika, Dem. Rep. Kongo, Kosovo, Bosnien, Albanien und Mazedonien sowie im Rahmen verschiedener internationaler Beobachtermissionen statt.[2] Darüber hinaus waren Soldaten des Jagdkommandos an Evakuierungen unter anderem in der Ukraine, in Israel, in Nordafrika, der Türkei, in Peru und im Zuge der COVID-19-Pandemie auch in zahlreichen europäischen Ländern beteiligt, werden zur Schlepper-Bekämpfung an der österreichischen Staatsgrenze eingesetzt und nehmen immer wieder an internationalen Übungen und Ausbildungen in verschiedenen Ländern teil, unter anderem in Norwegen, Dänemark, Deutschland, Kroatien, USA und südamerikanischen Staaten.[3] Einsatz im TschadIm Dezember 2011 berichtete die Zeitschrift Profil von einem Gefecht zwischen Rebellen und Soldaten des Jagdkommandos, laut dem Bericht töteten die österreichischen Soldaten dabei mehrere Gegner nahe Guéréda.[4] Der Vorfall ereignete sich in der Nacht des 18. August 2008 als eine Einheit des Jagdkommandos etwa 140 Kilometer nordöstlich der Provinzhauptstadt Abéché ausrückte und gegen Mitternacht auf eine Gruppe von Einheimischen mit mehreren Verwundeten traf.[4] Nachdem die Jagdkommandoeinheit wenig später bei der Erkundung der Gegend, unter anderem mit Panzerabwehrwaffen, angegriffen wurde, entwickelte sich ein massives Feuergefecht.[4] Galerie
Rekrutierung und AusbildungAuswahl und QualifizierungJeder österreichische Staatsbürger ohne Vorstrafen kann sich zum Jagdkommando bewerben. Voraussetzung dafür ist ein abgeschlossener Grundwehrdienst mit absolvierter erweiterter Kaderausbildung, die Verpflichtung als Zeitsoldat. Zusätzlich ist für die Zulassung zum Jagdkommando-Grundkurs das Bestehen des dreiwöchigen Auswahlverfahrens Voraussetzung, das sich wie folgt zusammenstellt:
Weiters sind noch folgende Überprüfungen zu bestehen:
Das Bestehen des Auswahlverfahrens garantiert jedoch noch keine Aufnahme in den Jagdkommando-Grundkurs, sondern die Bewerber werden nach ihren individuellen Ergebnissen gereiht und nur die tatsächlich benötigte Anzahl an Soldaten zum Kurs zugelassen. AusbildungNach dem positiven Abschluss des Auswahlverfahrens gliedert sich die Ausbildung zum Jagdkommando-Soldaten in folgende Bereiche:[5] Allgemeine Jagdkommando GrundausbildungDauer 1 Monat: Hier wird das Wissen und Können der einzelnen Teilnehmer auf ein einheitliches Niveau gebracht um sie auf die bevorstehenden Kurse vorzubereiten. Ausbildungsinhalte sind unter anderem Gefechtsdienst, Scharfschießen und Sanitätsausbildung. Jagdkommando GrundkursDauer 5 Monate: Das Schwergewicht dieser Ausbildung liegt in der individuellen Ausbildung zur Herstellung der Überlebensfähigkeit im Gefechtsfeld der Spezialeinsatzkräfte. Ausbildungen im Bereich Sprengen, Gefechtstechniken, Nahkampf, Scharfschießen, Fernmeldewesen und Sanitätswesen für Spezialeinsatzkräfte sind Teil des Grundkurses. Am Ende des Kurses wird jedem Absolventen das begehrte schlammgrüne Jagdkommando-Barett überreicht. Einsatzausbildung 1 „EA1“Dauer 12 Monate: Diese Ausbildung dient der Erreichung der ersten Einsatzbereitschaft. Mit Beginn der Einsatzausbildung startet auch die Teamausbildung sowie die Spezialisierung der Jagdkommandosoldaten. Typisch sind Spezialisierungen in den Bereichen Waffentechnik, Sanitätswesen, Kommunikation sowie der Technik des Pionierwesens. Um in schwierigen Einsätzen erfolgreich zu sein, müssen die Jagdkommandosoldaten ein perfektes Team bilden. Außerdem ist ein hohes Maß an Fachwissen und Können erforderlich. Inhalte sind die international genormte und anspruchsvolle Überlebensausbildung (SERE), Ausbildungen zu Lande, zu Wasser und aus der Luft (Fallschirmsprungausbildung Rundkappe, Fast-Roping usw.). Schwergewicht sind jedoch die Einsatzarten Spezialaufklärung und Kommandounternehmen. Diese stellen die Schwerpunkte in dieser Phase dar. Am Ende dieses Abschnittes mit Erreichung der ersten Einsatzbereitschaft erfolgt die Verleihung des Jagdkommandoabzeichens sowie die Übernahme in die Einsatzorganisation des Jagdkommandos. Einsatzausbildung 2 und 3 „EA2, EA3“Individuelle Dauer: Die Einsatzausbildung 2 und 3 wird in Folge modulartig durchgeführt und dient der Erreichung der vollen Einsatzbereitschaft sowie der Spezialisierung. In diesen Abschnitten der Ausbildung erfolgen weiterführende Spezialisierungen im Verband Jagdkommando. Dazu gehören unter anderem:
Aufgrund der körperlichen und geistigen Anforderungen schließen nur etwa 15 % der Bewerber den Kurs ab.[6] Zusätzlich trainiert das Jagdkommando auch Spezialisten für andere Teile der Armee. Dafür ist die Abteilung Sondereinsätze zuständig. Diese Abteilung gliedert sich in verschiedene Lehrgruppen.
AusrüstungBei Informationen über die Ausrüstung hält sich das Jagdkommando in der Regel sehr bedeckt. Neben der beim Bundesheer eingeführten Ausrüstung verwendet es eine ganze Reihe von zusätzlichen Waffen und Ausrüstungsgegenständen, die anderen Einheiten nicht zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel das Steyr AUG A3 SF, das HK417, die FN P90 oder eine speziell für das Jagdkommando konfigurierte Glock 17 Gen 5 FDE. Weiters verfügt das Jagdkommando über Ausrüstung, wie sie auch bei anderen Spezialeinheiten üblich ist, wie z. B. moderne digitale Kommunikationsmittel, Empfänger zur Satellitennavigation, Nachtsichtbrillen und -zielgeräte der neuesten Generation sowie Sonderausrüstung für Fallschirmspringer, Kampftaucher, Personenschützer und Einsätze im Gebirge oder im verbauten Gebiet. Unter anderem wurde auch eine eigene, in Tagesportionen verpackte Verpflegung, eingeführt. Uniform und AbzeichenUrsprünglich trugen Angehörige des Jagdkommandos nach dem Abschluss des Grundkurses das bei Luftlandeeinheiten übliche weinrote Barett, seit 2003 ist die Farbe des Baretts schlammgrün. Nach dem positiven Abschluss des Jagdkommandogrundkurses tragen Soldaten (auch nach dem Verlassen der Einheit) das Kommandoabzeichen auf der Uniform über der linken Brusttasche und zusätzlich anstelle des üblichen Bundesadlers auf dem Barett. Zwischen- und TodesfälleTodesfall bei Tauchübung, 2006Im August 2006 galt nach einer militärischen Tauchübung ein Jagdkommando-Soldat als vermisst. In den darauffolgenden Tagen konnte die Leiche des 23-Jährigen nach einer Suchaktion, an welcher rund 550 Soldaten beteiligt waren, in der Donau bei Rossatz (Bezirk Krems, Niederösterreich) gefunden werden. Der Soldat war bei einem Manöver vermutlich durch die Strömung unter einen Schwimmkörper gezogen worden.[7] Todesfall bei Fallschirmsprung, 2010Im März 2010 stürzte ein Unteroffizier des Jagdkommandos bei einer Bundesheerübung beim Fallschirmspringen in den Tod. Laut der Kommission, welche den Fall untersuchte, dürfte der Soldat nicht jene Fluglage eingenommen haben, welche für das exakte Öffnen des Fallschirms notwendig ist. Der Hauptschirm wurde somit nicht vollständig aus seiner Verpackung herausgezogen und wickelte sich um den Soldaten. Vor dem Öffnen des Reserveschirms ist es dem Soldaten auch nicht mehr gelungen, den Hauptschirm vollständig abzutrennen, weshalb sich auch der Notschirm verwickelte.[8] Todesfall bei Fallschirmsprung, 2017Im Juli 2017 starb ein deutscher Bundeswehrsoldat bei einer Fallschirmsprung-Übung des Jagdkommandos. Der 34-Jährige Soldat habe zu Ausbildungszwecken als Sprunglehrer an der Übung des österreichischen Bundesheers teilgenommen. Laut einem Heeressprecher habe sich der Schirm normal geöffnet, allerdings soll sich der Soldat bei der Landung verletzt haben. Trotz sofortiger Rettungsmaßnahmen sei der Deutsche noch an der Unfallstelle verstorben.[9] Todesfall durch Militärhunde, 2019Im November 2019 wurde ein 31-Jähriger Jagdkommando-Soldat von zwei Militärhunden angefallen und getötet. Der Soldat war an jenem Abend für Betreuung, Auslauf und Fütterung von 5 belgischen Schäferhunden zuständig. Der Großteil der Jagdkommando-Soldaten der Flugfeld-Kaserne befand sich auf einer Übung in der Steiermark. In der Nacht bemerkte der diensthabende Offizier dann zwei freilaufende Belgische Schäferhunde. Er weckte einen Hundeführer auf, der die beiden Tiere wieder einsperrte und den leblosen Kollegen vor dem Zwinger fand. Dieser hatte massive Bisswunden erlitten. Warum ihn die Belgischen Schäferhunde attackiert hatten, ist noch immer unklar.[10] Schusswechsel in Flugfeld-Kaserne, 2023Im Januar 2023 kam es zu einem Schusswechsel in der Flugfeld-Kaserne in Wiener Neustadt, der Kaserne des Jagdkommandos. Ein 20-Jähriger Wachsoldat des Militärkommandos Niederösterreich geriet im Zuge der Wachablöse in einen Streit mit seinem Vorgesetzten und gab dabei Schüsse ab. Der Vorgesetzte, ein 54-Jähriger Unteroffizier, erwiderte das Feuer und traf den 20-Jährigen tödlich, erlitt dabei allerdings selbst schwere Verletzungen.[11] Sonstiges
Kommandanten des Jagdkommandos
Ehemalige Jagdkommando-Soldaten
Literatur
Siehe auch
WeblinksCommons: Jagdkommando (Bundesheer) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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