Die Anerkennung als eigenständiges Mineral durch die International Mineralogical Association (IMA) erfolgte im November 2006 unter der vorläufigen Bezeichnung „IMA 2006-036“.
Die Publikation der Ergebnisse des Forscherteams, bestehend aus Christopher J. Stanley, Gary C. Jones, Michael S. Rumsey, Christopher Blake, Andrew C. Roberts, John A. R. Stirling, Graham J. C. Carpenter, Pamela S. Whitfield, Joel D. Grice und Yvon Le Page, und des offiziellen Namens Jadarit erschien neun Monate später im August 2007 in den Acta Crystallographica Section B. Structural Science.[6]
Auch wenn Jadarit schließlich nach seiner Typlokalität, dem Jadar-Tal in Serbien, benannt wurde, gestaltete sich die Suche nach einer passenden Benennung kurios: Chris Stanley, der mit der Klassifikation und Namenssuche für das neuentdeckte Mineral „sodium lithium boron silicate hydroxide“ (übersetzt: Natrium-Lithium-Bor-Silikat-Hydroxid)[7] betraut worden war, war erstaunt, im Internet auf eine ältere Meldung zu einem Mineral mit fast derselben Zusammensetzung unter der Bezeichnung Kryptonit zu stoßen, das aber aus den Superman-Geschichten im DC-Universum stammt und sich somit als fiktiv herausstellte.[8] Gegenüber der BBC äußerte Stanley:
“Towards the end of my research I searched the web using the mineral’s chemical formula – sodium lithium boron silicate hydroxide – and was amazed to discover that same scientific name, written on a case of rock containing kryptonite stolen by Lex Luthor from a museum in the film Superman Returns.”
„Gegen Ende meiner Recherchen durchsuchte ich das Internet nach der chemischen Formel des Minerals – Natrium-Lithium-Borsilikat-Hydroxid – und war erstaunt, denselben wissenschaftlichen Namen zu entdecken, geschrieben auf einer Kiste mit Gestein, das Kryptonit enthält und von Lex Luthor aus einem Museum im Film Superman Returns gestohlen wurde.“
Im Gegensatz zum fiktiven „Kryptonit“ enthält real-existierender Jadarit weder Fluor noch Spuren eines gleichfalls fiktiven Elements „Kryptonium“ mit der vorgeblichen Ordnungszahl 126[10] (das wäre das bisher noch nicht nachgewiesene chemische Element Unbihexium; zum Vergleich: Das bisher schwerste bekannte Element ist Oganesson mit der realen Ordnungszahl 118). Jadarit enthält auch keine Spuren des tatsächlich existierenden Edelgases Krypton. Nach den Regeln der internationalen Nomenklatur für Minerale[11] durfte es daher nicht „Kryptonit“ genannt werden.[12]
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Jadarit ebenfalls in die Abteilung der Inselsilikate, dort allerdings in die Unterabteilung der „Inselsilikate: Borosilikate und einige Beryllosilikate mit B in [4]-Koordination“, wo er zusammen mit Garrelsit und Okanoganit-(Y) die Gruppe „Howlith und verwandte Minerale“ mit der System-Nr. 54.02.04 bildet.
Jadarit ist löslich in kalten verdünnten Säuren, unlöslich aber in Wasser. Unter kurz- und langwelligem UV-Licht zeigt das Mineral rosa bis orange Fluoreszenz.
Außer seiner Typlokalität sind bisher keine weiteren Fundorte bekannt (Stand: 2019).[14]
Pläne der Rio Tinto Group, Jadarit abzubauen, wurden Anfang 2022 von den serbischen Behörden nach Umweltschutz-Protesten vorübergehend gestoppt[15] und 2024 gerichtlich wieder erlaubt.
Christopher J. Stanley, Gary C. Jones, Michael S. Rumsey, Christopher Blake, Andrew C. Roberts, John A. R. Stirling, Graham J.C. Carpenter, Pamela S. Whitfield, Joel D. Grice, Yvon Le Page: Jadarite, LiNaSiB3O7(OH), a new mineral species from the Jadar Basin, Serbia. In: European Journal of Mineralogy Volume. Band19, Nr.4, August 2007, S.575–580, doi:10.1127/0935-1221/2007/0019-1741 (online verfügbar bei rruff.info [PDF; 601kB; abgerufen am 19. April 2019]).
Glenn Poirier, Kim Tait, T. Scott Ercit, Ralph Rowe, Paula C. Piilonen: New mineral names. In: American Mineralogist. Band93, 2008, S.702–706, doi:10.2138/am.2008.508 (englisch, online verfügbar bei rruff.info [PDF; 908kB]).
Jadarite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 213kB; abgerufen am 19. April 2019]).
↑ abcd
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑David Barthelmy: Jadarite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 19. April 2019 (englisch).
↑ abc
Pamela S. Whitfield, Yvon Le Page, Joel D. Grice, Christopher J. Stanley, Gary C. Jones, Michael S. Rumsey, Chris Blake, Andrew C. Roberts, John A. R. Stirling, Gordon J. C. Carpenter: LiNaSiB3O7(OH) – Novel structure of the new borosilicate mineral jadarite determined from laboratory powder diffraction data. In: Acta Crystallographica Section B Structural Science. Band63, Nr.3, Juli 2007, S.396–401, doi:10.1107/S0108768107010130 (englisch, online verfügbar bei ResearchGate).
↑ abcd
Christopher J. Stanley, Gary C. Jones, Michael S. Rumsey, Christopher Blake, Andrew C. Roberts, John A. R. Stirling, Graham J.C. Carpenter, Pamela S. Whitfield, Joel D. Grice, Yvon Le Page: Jadarite, LiNaSiB3O7(OH), a new mineral species from the Jadar Basin, Serbia. In: European Journal of Mineralogy Volume. Band19, Nr.4, 13. September 2007, S.575–580, doi:10.1127/0935-1221/2007/0019-1741 (online verfügbar bei rruff.info [PDF; 601kB; abgerufen am 19. April 2019]).