Jacques Brugnon

Jacques Brugnon Tennisspieler
Jacques Brugnon
Jacques Brugnon
Brugnon (1920)
Spitzname: Toto
Nation: Frankreich Frankreich
Geburtstag: 11. Mai 1895
Todestag: 20. März 1978
(mit 82 Jahren)
Größe: 175 cm
1. Profisaison: 1919
Rücktritt: 1939
Spielhand: Rechts, einhändige Rückhand
Einzel
Karrierebilanz: 407:106[1]
Karrieretitel: 21
Höchste Platzierung: 9 (1927, A. Wallis Myers)
Grand-Slam-Bilanz
Grand-Slam-Titel:00000 0
Australian Open AF (1928)
French Open VF (1927–1929)
Wimbledon HF (1926)
US Open VF (1926–1928)
Doppel
Grand-Slam-Bilanz
Grand-Slam-Titel:00000 10
Australian Open S (1928)
French Open S (1927, 1928, 1930, 1932, 1934)
Wimbledon S (1926, 1928, 1932, 1933)
US Open HF (1928)
Mixed
Grand-Slam-Bilanz
Grand-Slam-Titel:00000 2
Australian Open HF (1928)
French Open S (1925, 1926)
Wimbledon HF (1932)
US Open HF (1927)
Olympische Spiele
Olympische Medaillen:
Silber Paris 1924 Doppel
Quellen: offizielle Spielerprofile bei der ATP/WTA (siehe Weblinks)

Jacques Marie Stanislas Jean Brugnon (* 11. Mai 1895 in Paris; † 20. März 1978 in Monaco) war ein französischer Tennisspieler. Er gehörte zu den vier Musketieren, die den Tennissport in den 1920er und 1930er Jahren beherrschten. Als einziger von ihnen gewann er keinen großen Titel im Einzel, war mit zehn Grand-Slam-Titeln im Doppel und zwei Titeln im Mixed-Doppel aber der erfolgreichste außerhalb der Individualwertung. Darüber hinaus gewann er die olympische Silbermedaille 1924 und war Teil der französischen Mannschaft bei sechs aufeinanderfolgenden Titeln im Davis Cup.

Karriere

Jacques Brugnon mit Suzanne Lenglen

Brugnon trat 1919 das erste Mal häufiger bei Tennisturnieren in Erscheinung. Er erreichte in diesem Jahr etwa das Viertelfinale bei den Tennis-Hallenweltmeisterschaften sowie das Halbfinale bei den French Covered Court Championships. In den frühen 1920er-Jahren bildete er zusammen mit Suzanne Lenglen eines der stärksten Mixed-Doppel der Zeit. Sie gewannen zusammen die French Open in den Jahren 1921 bis 1923 sowie 1925 und 1926. Wegen der Teilnahmevoraussetzungen, die nur französischen Clubmitgliedern zum Turnier zuließ, gelten nur die Titel ab 1925 offiziell als Grand-Slam-Turniere. Die erfolgreichste Zeit als Einzelspieler hatte Brugnon in den Jahren 1926 und 1929, als ihm er bei allen vier Grand-Slam-Turnieren sein bestes Abschneiden gelang. Bei den French und US Open schaffte er es je dreimal ins Viertelfinale, bei den Australian Open 1928 schaffte er es das einzige Mal ins Achtelfinale. Sein bestes Ergebnis erzielte er 1926 in Wimbledon, als er Howard Kinsey im Halbfinale in fünf Sätzen unterlag. In den Jahren 1926 und 1927 wurde er von Arthur Wallis Myers vom The Daily Telegraph als Nummer 10 bzw. 9 der Welt bewertet.[2]

Als Teil der vier Musketiere war Brugnon vor allem für seine Dominanz im Doppel bekannt. Den ersten großen internationalen Doppeltitel gewann Brugnon 1923 bei den Hartplatz-Weltmeisterschaften an der Seite von Marcel Dupont. Mit selbigem Partner gewann er auch die Französische Tennismeisterschaften 1922, als ausländische Spieler noch nicht alle zugelassen wurden. In den Zeitraum von 1925 bis 1939 fielen 17 Grand-Slam-Finalteilnahmen, die Brugnon alle entweder mit Jean Borotra oder mit Henri Cochet absolvierte. Bei den Australian Open gewann er den einzigen Titel 1928 mit Borotra (als erste nicht-englischsprachige Sieger), in Wimbledon gewann er mit Borotra (1932, 1933) und Cochet (1926, 1928) je zwei Titel. Von seinen fünf Titeln in den Jahren 1927, 1928, 1930, 1932 und 1934 entfielen zwei auf Cochet und drei auf Borotra. Dreimal traten alle vier „Musketiere“ im Finale des Turniers aufeinander und jedes Mal mussten fünf Sätze zur Entscheidung herhalten. Den einzigen Sieg holte Brugnon in der Konstellation mit Cochet im Jahr 1927.

Brugnon nahm 1920 und 1924 an den Olympischen Spielen teil. 1920 schied er im Einzel gegen den Südafrikaner Louis Raymond aus, während er mit Jean-François Blanchy im Doppel nach verlorenem Halbfinale nicht zum Spiel um Platz 3 antrat. Vier Jahre später verlor er mit Cochet im Doppel gegen die US-Amerikaner Frank Hunter und Vincent Richards in fünf Sätzen und gewann die Silbermedaille. Im Team der französischen Davis-Cup-Mannschaft spielte Brugnon zwischen 1921 und 1934 in insgesamt 31 Begegnungen. Seine Bilanz war 26:11, wovon nur 4:2 auf das Einzel entfielen, während er hauptsächlich Doppel spielte und dort je elfmal mit Borotra und Cochet antrat. Mit René Lacoste bildete er achtmal, aber nur zu Anfang, eine Paarung. Als Team durchbrach Frankreich die Phalanx der US-Amerikaner, die von 1920 bis 1926 siebenmal in Folge gewonnen hatten. Frankreich gewann 1927 das erste Mal und seinerseits sechs aufeinanderfolgende Titel bis 1932. Brugnan kam bei vier der Finals zum Einsatz.

Seine aktive Karriere endete 1939, als er das letzte Mal bei drei der vier Majors an den Start ging. Danach folgte nur noch seltene Turnierteilnahmen im Doppel, zuletzt 1948 in Wimbledon.

Der Spielstil Brugnons wurde als unorthodox beschrieben. Da er die Rückhand meidete und die Bälle stattdessen für eine Vorhand umlief, fiel es den Gegnern schwer seine Schläge vorherzusehen. Sein Volley galt als sein Paradeschlag und hatte Tiefe und Genauigkeit. Das Doppelspiel profitierte vor allem von seinem Taktikverständnis und seinen Reflexen. Er traf selten falsche Entscheidungen.[3] Bill Tilden schrieb über den jungen Brugnon im Jahr 1920:

“Burgnon is brilliant, flashy, hard hitting, erratic, and inexperienced. He is very young, hardly twenty years of age. He has a fine fore-hitting style and excellent net attack, but lacks confidence and a certain knowledge of tennis fundamentals.”

„Burgnon ist brillant, auffällig, schlagkräftig, unberechenbar und unerfahren. Er ist sehr jung, kaum zwanzig Jahre alt. Er verfügt über eine gute Vorhand und einen ausgezeichneten Netzangriff, aber es mangelt ihm an Selbstvertrauen und einem gewissen Wissen über die Tennisgrundlagen.“

Bill Tilden: The Art of Lawn Tennis[4]

1976, zwei Jahre vor seinem Tod, wurden Brugnon und die anderen „Musketiere“ zeitgleich in die International Tennis Hall of Fame aufgenommen. Ein Jahr später trafen sich zu viert in London, anlässlich des 100-jährigen Geburtstags des Turniers in Wimbledon.

Brugnon (li.) und Cochet 1930 in Wimbledon

Nach ihm ist der Coupe Jacques Brugnon benannt, den bei den French Open die Sieger im Herrendoppel erhalten.

Erfolge (Auswahl)

Legende (Anzahl der Siege)
Grand Slam (12)
Olympische Spiele
Weltmeisterschaften (1)
Sonstige Turniere
Titel nach Belag
Hartplatz (1)
Sand (8)
Rasen (4)
Teppich (0)

Doppel

Turniersiege

Nr. Datum Turnier Belag Partner Finalgegner Ergebnis
1. 27. Mai 1923 Frankreich Paris Hartplatz Frankreich Marcel Dupont Italien 1861 Umberto De Morpurgo
Armenien Demokratische Republik 1918 Leonce Aslangul
10:12, 3:6, 6:2, 6:3, 6:4
2. 3. Juli 1926 Vereinigtes Konigreich 1801 Wimbledon (1) Rasen Dritte Französische Republik Henri Cochet Vereinigte Staaten 48 Howard Kinsey
Vereinigte Staaten 48 Vincent Richards
7:5, 4:6, 6:3, 6:2
3. 5. Juni 1927 Dritte Französische Republik Internationale französische Tennismeisterschaften (1) Sand Dritte Französische Republik Henri Cochet Dritte Französische Republik Jean Borotra
Dritte Französische Republik René Lacoste
2:6, 6:2, 6:0, 1:6, 6:4
4. 30. Januar 1928 Australien Australian Championships Rasen Dritte Französische Republik Jean Borotra Australien Edgar Moon
Australien James Willard
6:2, 4:6, 6:4, 6:4
5. 4. Juni 1928 Dritte Französische Republik Internationale französische Tennismeisterschaften (2) Sand Dritte Französische Republik Jean Borotra Dritte Französische Republik Henri Cochet
Dritte Französische Republik René de Buzelet
6:4, 3:6, 6:2, 3:6, 6:4
6. 7. Juli 1928 Vereinigtes Konigreich 1801 Wimbledon (2) Rasen Dritte Französische Republik Henri Cochet Australien John Hawkes
Australien Gerald Patterson
13:11, 6:4, 6:4
7. 1. Juni 1930 Dritte Französische Republik Internationale französische Tennismeisterschaften (3) Sand Dritte Französische Republik Henri Cochet Australien Harry Hopman
Australien James Willard
6:3, 9:7, 6:3
8. 6. Juni 1932 Dritte Französische Republik Internationale französische Tennismeisterschaften (4) Sand Dritte Französische Republik Henri Cochet Dritte Französische Republik Marcel Bernard
Dritte Französische Republik Christian Boussus
6:4, 3:6, 7:5, 6:3
9. 2. Juli 1932 Vereinigtes Konigreich 1801 Wimbledon (3) Rasen Dritte Französische Republik Jean Borotra Vereinigtes Konigreich 1801 Pat Hughes
Vereinigtes Konigreich 1801 Fred Perry
6:0, 4:6, 3:6, 7:5, 7:5
10. 8. Juli 1933 Vereinigtes Konigreich 1801 Wimbledon (4) Rasen Dritte Französische Republik Jean Borotra Japan 1870Japan Ryosuke Nunoi
Japan 1870Japan Jirō Satō
4:6, 6:3, 6:3, 7:5
11. 2. Juni 1934 Dritte Französische Republik Internationale französische Tennismeisterschaften (5) Sand Dritte Französische Republik Jean Borotra Australien Jack Crawford
Australien Vivian McGrath
11:9, 6:3, 2:6, 4:6, 9:7

Finalteilnahmen

Nr. Datum Turnier Belag Partner Finalgegner Ergebnis
1. 21. Juli 1924 Dritte Französische Republik Paris Sand Dritte Französische Republik Henri Cochet Vereinigte Staaten 48 Frank Hunter
Vereinigte Staaten 48 Vincent Richards
6:4, 2:6, 3:6, 6:2, 3:6
2. 6. Juni 1925 Dritte Französische Republik Internationale französische Tennismeisterschaften (1) Sand Dritte Französische Republik Henri Cochet Dritte Französische Republik Jean Borotra
Dritte Französische Republik René Lacoste
5:7, 6:4, 3:6, 6:2, 3:6
3. 14. Juni 1926 Dritte Französische Republik Internationale französische Tennismeisterschaften (2) Sand Dritte Französische Republik Henri Cochet Vereinigte Staaten 48 Vincent Richards
Vereinigte Staaten 48 Howard Kinsey
4:6, 1:6, 6:4, 4:6
4. 5. Juli 1927 Vereinigtes Konigreich 1801 Wimbledon (1) Rasen Dritte Französische Republik Henri Cochet Vereinigte Staaten 48 Frank Hunter
Vereinigte Staaten 48 Bill Tilden
6:1, 6:4, 6:8, 3:6, 4:6
5. 3. Juni 1929 Dritte Französische Republik Internationale französische Tennismeisterschaften (3) Sand Dritte Französische Republik Henri Cochet Dritte Französische Republik René Lacoste
Dritte Französische Republik Jean Borotra
3:6, 6:3, 3:6, 6:3, 6:8
6. 4. Juli 1931 Vereinigtes Konigreich 1801 Wimbledon (2) Rasen Dritte Französische Republik Henri Cochet Vereinigte Staaten 48 George Lott
Vereinigte Staaten 48 John Van Ryn
2:6, 8:10, 11:9, 6:3, 3:6
7. 7. Juli 1934 Vereinigtes Konigreich 1801 Wimbledon (3) Rasen Dritte Französische Republik Jean Borotra Vereinigte Staaten 48 George Lott
Vereinigte Staaten 48 Lester Stoefen
2:6, 3:6, 4:6
8. 17. Juni 1939 Dritte Französische Republik Internationale französische Tennismeisterschaften (4) Sand Dritte Französische Republik Jean Borotra Vereinigte Staaten 48 Charles Harris
Vereinigte Staaten 48 Don McNeill
6:4, 4:6, 0:6, 6:2, 8:10

Mixed

Turniersiege

Nr. Datum Turnier Belag Partnerin Finalgegner Ergebnis
1. 6. Juni 1925 Dritte Französische Republik Internationale französische Tennismeisterschaften (1) Sand Dritte Französische Republik Suzanne Lenglen Dritte Französische Republik Julie Vlasto
Dritte Französische Republik Henri Cochet
6:2, 6:2
2. 14. Juni 1926 Dritte Französische Republik Internationale französische Tennismeisterschaften (2) Sand Dritte Französische Republik Suzanne Lenglen Dritte Französische Republik Nanette le Besnerais
Dritte Französische Republik Jean Borotra
6:4, 6:3
Commons: Jacques Brugnon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BRUGNON, JACQUES'S career match record. The Tennis Base, abgerufen am 4. Januar 2024 (englisch).
  2. United States Lawn Tennis Association: Official Encyclopedia of Tennis. 1972, ISBN 978-0-06-014479-1, S. 424.
  3. Jacques Brugnon of Four Musketeers, Won Many World Tennis Titles in ‘22‐31. In: The New York Times. 21. März 1978, S. 38 (nytimes.com).
  4. Bill Tilden: The Art of Lawn Tennis. Hrsg.: Project Gutenberg. New York 1921, ISBN 978-1-58963-332-2 (gutenberg.org).