Über die Existenz und Lebensumstände Jörg Lederers gibt es nur etwa ein Dutzend Erwähnungen. Sie finden sich
als frühester Existenznachweis die Bürgeraufnahme zu Füssen vom 12. Juni 1499
in den in Neuburg an der Donau verwahrten Registern der Stadt- und Landkanzleiprotokolle Kaufbeurens, die für die Jahre von 1531 bis 1546 aber fehlen
in einer Zunftbuchkopie des Kaufbeurer Stadtarchivs
in Akten des dortigen evangelischen Pfarrarchivs
in Urkunden, in denen meist nur der Name Jörg Lederers mit Namen seiner Nachbarn in der „Hintern Gasse am Eck“ aufscheint
auf einer 35 cm langen Schriftleistenkopie auf dem Schreinkasten eines ehemaligen Altares zu Serfaus in der Nähe von Landeck im Inntal (der aber mit Argwohn begegnet wird, weil Lederer seine Arbeiten nicht zu signieren pflegte)
in einer Nennung für Hindelang 1654/91 bzw. 1828/29
in einer Nennung im Pfarrarchiv von Partschins bei Meran aus dem Jahre 1780[1]
Für Füssen als Geburtsort würden Details im Dokument der Bürgeraufnahme und Lederers Beziehungen in den Vinschgau sprechen, denn das Kloster St. Mang in Füssen besaß dort Weingüter. Die Lehrjahre vermuten die Experten eher in Kaufbeuren, wo der Pildschnitzer Konrad Köppel oder der in der Nachbarschaft lebende Jakob Bentelin mögliche Meister gewesen sein könnten. Die Stilkritik lenkt seine Wanderjahre nach Ulm, das damals durch die Ulmer Schule in der Holzplastik führend war, und wo das Münstergestühl von Jörg Syrlin d. Ä. und die Schreinbilder Jörg Syrlins d. J. in Bingen einen bleibenden Einfluss auf ihn ausgeübt haben. Nicht dafür in Frage kämen die Arbeiten der Künstlerfamilie Strigel aus Memmingen, eine viel gefragte Künstlerdynastie seiner Zeit.
1499 wird er als „Meister“ Füssener Bürger. Er wäre zu diesem Zeitpunkt mindestens 25 Jahre alt und verheiratet gewesen. Danach geht Lederer nach Kaufbeuren, wo er sich zwischen 1500 und 1507 in die Kramerzunft einkauft und eine florierende Schnitzwerkstatt mit mehreren Gesellen und nachrangigen Meistern betreibt. Er liefert bis nach Südtirol und Savoyen. 1513 wird er zunftmaister der bildhawer, 1529 ehrend alter Zunftmeister genannt.
Aus den letzten zwei Lebensjahrzehnten sind nur noch wenige Werke überliefert. Man nimmt an, dass dies von der Beanspruchung durch seine öffentlichen Ämter herrührt.
Nach Jörg Lederer ist in Kaufbeuren eine Volksschule benannt, sein Wohnhaus in der Kaufbeurer Ludwigstraße in der Nähe des Kappenecks gilt heute als Sehenswürdigkeit.
Flügelaltar in Schlanders 1513, von dem nur mehr Einzelfiguren existieren
Flügelaltar in Hinterkirch bei Reschen 1515, heute in Budapest
Geburt Christi aus der Werkstatt Lederer, um 1515, heute Museum Ulm[2]
Flügelaltar in der Martinskirche in Göflan bei Schlanders 1517, Schrein erhalten, Predella verloren, die oberen Flügelbilder im frühen 17. Jahrhundert neu gemalt[3]
Flügelaltar in der Spitalskirche von Latsch, Südtirol, um 1518, komplett erhalten
Flügelaltar für die Pfarrkirche von Partschins, um 1523, von dem sich Reste in der Spitalskirche von Meran befinden
Hildebrand Dussler: Jörg Lederer, Ein Allgäuer Bildschnitzer der Spätgotik, Verlag für Heimatpflege, Kempten/Allgäu 1963
Theodor Hampe: Allgäuer Studien zur Kunst und Kultur der Renaissance – III. Der Kaufbeurer Bildschnitzer Jörg Lederer und seine Werke. In: Germanisches Nationalmuseum (Hrsg.): Festschrift für Gustav von Bezold. Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. Nürnberg 1918/1919, S. 50–76. (Digitalisat).
↑Jahrbüchlein des Pfarrers Ladurner: …dass Meister Jörg Lederer, Bürger zu Kaufbeuren in Schwaben im Jahr 1524 um 752 Gulden den Hochaltar in Partschinsaufgesetzt hat
↑Erwin Treu (Hrsg.): Ulmer Museum, Katalog I: Bildhauerei und Malerei vom 13. Jahrhundert bis 1600, Ulm 1981, S. 207
↑Leo Andergassen: Die Kirchen in Göflan, St. Martin und St. Walburg, Tappeiner AG, Lana, 2007