Italienische MusikchartsDie offiziellen italienischen Musikcharts werden von der Federazione Industria Musicale Italiana (FIMI), der italienischen Landesgruppe der IFPI, veröffentlicht. Sie werden seit 1995 ermittelt und umfassen heute Listen von Liedern, Alben und Schallplatten. GeschichteVorgängerIn Italien gab es seit den 50er-Jahren eine Vielzahl verschiedener Hitlisten einzelner Medien. Das wirtschaftsnahe Magazin Musica e dischi ermittelte seit 1959 auf Nachfrage von Billboard wöchentliche Singlecharts, die zunächst nur in den USA veröffentlicht wurden, ab 1963 auch in Italien; seit 1964 (wöchentlich seit 1970) erstellte das Magazin auch Albumcharts.[1][2] Daneben hatten auch die Hit Parade der RAI (Singlecharts, 1967–1994, ab 1976 unter wechselnden Namen) und die Superclassifica der Zeitschrift TV Sorrisi e Canzoni (Singlecharts seit 1963, Albumcharts seit 1971) größere Bedeutung.[3][4] Entstehung der offiziellen ChartsDie führenden Vertreter der italienischen Musikindustrie hatten sich 1948 zur Associazione Fonografici Italiani (AFI) zusammengeschlossen.[5] Von dieser lösten sich aufgrund interner Konflikte 1992 die multinationalen Konzerne und gründeten ihrerseits die FIMI.[6] Im September 1994 kündigte diese für das Folgejahr erstmals an, eigene Charts zu veröffentlichen. Die bis dahin maßgeblichen italienischen Hitlisten wurden als wenig aussagekräftig und nicht vertrauenswürdig erachtet und sollten daher durch die neuen Charts abgelöst werden,[4] von denen man sich zudem einen Werbeeffekt für die vertretenen Tonträger erhoffte.[7] Unter dem Namen Top of the Music erschienen im März 1995 schließlich die ersten Albumcharts, die die Verkäufe in der Woche vom 23. Februar bis zum 1. März (und damit die Neueinstiege der Teilnehmer des Sanremo-Festivals) dokumentierten.[8] Sie umfassten 25 Positionen, daneben wurde auch eine eigene Liste aus fünf Positionen für Kompilationen zusammengestellt.[9] Das erste Nummer-eins-Album war Greatest Hits von Bruce Springsteen.[8] Damals basierten die Daten auf stichprobenartigen elektronischen Erhebungen durch das Marktforschungsinstitut Nielsen in 130 von 1.586 berücksichtigten italienischen Musikgeschäften.[9] Die AFI als Verband der unabhängigen Musikproduzenten protestierte vehement gegen die Charts der FIMI, da diese Singles und Maxisingles nicht berücksichtigten, welche – unter Berufung auf Musica e dischi – zu 61,4 % aus unabhängiger Musikproduktion stammen würden.[9] Seit Januar 1997 veröffentlichte die FIMI daher in Konkurrenz zu Musica e dischi auch Top-10-Singlecharts, welche wiederum in Kritik gerieten, da sie nur CD-, nicht jedoch 12″-Vinyl-Singles umfassten, deren Marktanteil laut AFI damals deutlich größer war.[10] EntwicklungenZusätzlich zu den Charts für Alben und Kompilationen wurden im Oktober 2003 die Musik-DVD-Charts eingeführt; die erste Top-10-Wertung führte Sting mit Inside the Songs of Sacred an.[11] Im April 2006 erschien zum ersten Mal neben den Mix- und Singlecharts die Top 10 der Downloadcharts, nachdem im Vorjahr bereits über 14 Millionen Titel online gekauft worden waren.[12][13] Ab 7. Januar 2008 ersetzten diese als Top Digital Download die zu dieser Zeit bestehenden Top 50 der Singlecharts.[14] 2010 übernahm GfK Retail and Technology Italia (später: GfK Italia) die Chartermittlung von Nielsen. Die FIMI begründete den Wechsel damit, dass die Methoden von Nielsen den starken Veränderungen des Marktes nicht mehr gerecht würden.[15] Die Downloadcharts hingegen wurden noch bis 2010 durch Nielsen SoundScan International ermittelt, seit 2011 zeichnet hierfür ebenfalls GfK verantwortlich.[16] Seit der Woche vom 14. Oktober 2011 berücksichtigen auch die Albumcharts Musikdownloads.[17] Die Einzeltitel-Wertung hingegen wurde am 11. September 2014 um Streaming erweitert, wobei 100 Streams wie ein Download gewertet werden.[18] Eine weitere Neuerung erfolgte 2016: Aufgrund des stark wachsenden Schallplattenmarktes wurden eigene Vinyl-Charts eingeführt, die eine Teilerhebung der Albumcharts darstellen.[19] Gleichzeitig wurden die Musik-DVD-Charts eingestellt. Ab Woche 9/2017 wurde der Streaming-Konversionsfaktor aufgrund des starken Wachstums des Sektors angehoben: Ein Download entsprach nun 130 Streams.[20] Fast drei Jahre nach den Singlecharts berücksichtigten auch die Albumcharts der FIMI ab 7. Juli 2017 Streaming.[21] Ab Januar 2018 flossen nur noch Premium-, also bezahlte, Streams in die Chartberechnung ein.[22] Mit Anfang 2020 wurden aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen Album- und Kompilationencharts zu einer einzigen Liste zusammengeführt.[23] 2024 wurden die Vinyl-Teilcharts durch „physische“ Albumcharts ersetzt, für die Schallplatten-, CD- und MC-Verkäufe gezählt werden. Außerdem werden für die Streamingdaten (sowohl Single- als auch Albumcharts) nun neben den bezahlten Audiostreams auch werbefinanzierte Audio- und Videostreams mit einbezogen. Die Konversionsrate der unterschiedlichen Arten von Streams wird nach dem jeweiligen wirtschaftlichen Wert berechnet (Economic Weighting Model).[24] Übersicht über verfügbare ChartsOffizielle Chartsaktuelle
ehemalige
HitParadeItaliaDas Privatprojekt HitParadeItalia (auch Chartitalia) sammelt Daten aus allen verfügbaren italienischen Charts und erstellt daraus eigene Hitlisten. Verfügbar sind u. a. Jahreshitparaden der Singles seit 1947 und der Alben seit 1965 sowie wöchentliche Singlecharts seit 1959.[29] Zugehörig ist auch ein Blog.[30] Guido Racca, einer der Hauptbeteiligten, ist außerdem Betreiber der Chartwebsite www.it-charts.it und Herausgeber diverser Bücher, in denen Daten verschiedener Charts gesammelt sind.[31] Weitere Charts (Auswahl)
StatistikDie folgenden Statistiken beziehen sich nur auf die FIMI-Charts seit 1995/1997; für Gesamtstatistiken inklusive M&D-Daten seit 1960 siehe Liste der Nummer-eins-Hits in Italien! Singles und Alben mit den meisten Nummer-eins-Wochen
Interpreten mit den meisten Nummer-eins-Wochen
Interpreten mit den meisten Nummer-eins-Platzierungen
Weblinks
Belege
|