Die italienisch-österreichischen Beziehungen sind das zwischenstaatliche Verhältnis zwischen Italien und Österreich. Nachdem die Beziehungen durch die Ereignisse von zwei Weltkriegen belastet wurden, haben die beiden Nachbarstaaten nach 1945 freundschaftliche Beziehungen aufgebaut. Beide Länder sind gemeinsam Mitglieder der Eurozone und der Europäischen Union. Sie arbeiten auch eng im Rahmen der Alpenländer und der Europaregion Tirol–Südtirol–Trentino zusammen. Das Außenministerium Österreichs bezeichnet Italien als einen der „wichtigsten Partner auf wirtschaftlicher und kultureller Ebene“.[1]
Das heutige Staatsgebiet Österreichs gelangte um ca. 15 v. Chr. unter die Herrschaft des Römischen Reiches (siehe Römisches Österreich). Die Römer trieben die Kulturentwicklung voran und gründeten zahlreiche Städte in Österreich. Mit dem Niedergang Westroms im 5. Jahrhundert wurden die kulturellen und wirtschaftlichen Kontakte zwischen beiden Gebieten für eine Zeit lang gestört und weniger intensiv.
Teile Italiens (Reichsitalien) und Österreich waren über Jahrhundert nominell Teil des Heiligen Römischen Reiches, agierten allerdings schon früh weitgehend eigenständig. Seit dem Mittelalter hatte Österreich großen Einfluss auf die italienischen Staaten, vor allem auf die im Norden des Landes. Auf der anderen Seite beeinflusste Italien die österreichische Kultur, Architektur und Küche und viele Künstler und Architekten wie Antonio Salieri, Martino Altomonte, Nikolaus von Pacassi oder Vincenzo Scamozzi trugen zum Barock in Österreich bei, vor allem in der Stadt Salzburg.[2]
Die österreichische Herrschaft in Norditalien führte zu den drei italienischen Unabhängigkeitskriegen zwischen 1848 und 1866, die schließlich zum Sieg Italiens und zum Anschluss von Lombardo-Venetien an das vereinigte Königreich Italien führten. Der italienische Kampf gegen Österreich wird in der italienischen Nationalhymne aus dem Jahr 1847 erwähnt. Die Spannungen hielten bis in die 1870er Jahre an, als die fortgesetzte österreichische Herrschaft über die von Italienern bewohnten Gebiete wie Trentino und Istrien den italienischen Nationalismus entfachte, der wiederum die österreichische Einheit bedrohte; infolgedessen verstärkten die Österreicher die Befestigungen entlang der italienischen Grenze.[8] 1876 befürwortete der österreichische Erzherzog Albrecht einen Präventivschlag gegen Italien.[8]
Trotz des Abschlusses des Dreibundes von 1882 (zusammen mit dem Deutschen Kaiserreich) gab es weiterhin Interessenskonflikte. Die sich verbessernden Beziehungen Italiens zu Frankreich, die italienischen Interessen auf dem Balkan und der anhaltende Nationalismus der Italiener in Österreich-Ungarn beunruhigten Wien. Das Festhalten Italiens am Dreibund im Falle eines Krieges wurde angezweifelt, und ab 1903 wurden vom österreichischen Generalstab erneut Pläne für einen möglichen Krieg gegen Rom aufrechterhalten. Das gegenseitige Misstrauen führte zu einer Verstärkung der Grenze und zu Spekulationen in der Presse über einen Krieg zwischen den beiden Ländern bis ins erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.[9][10]
Nach 1945 wurde ein langwieriger Prozess der Normalisierung und Versöhnung zwischen Österreich und Italien eingeleitet. Ein Streitpunkt zwischen beiden Ländern blieb der Status von Südtirol, dem die Italiener 1948 einen autonomen Status gewährten. Allerdings blieben die Umsetzung des Gruber-De-Gasperi-Abkommens und Auslegung dieser Autonomie unzureichend. In den 1950er und 1960er Jahren kam es zu einer Eskalation der Gewalt, die bis hin zu terroristischen Anschlägen reichten. Aufgrund der Missachtung der Südtiroler Autonomie reichte Österreich eine Beschwerde bei den Vereinten Nationen ein.[13] Der Durchbruch in der Lösung des Südtirolkonflikts wurde 1969 durch das sogenannte Südtirol-Paket erreicht, das eine Reihe von Maßnahmen zur Erweiterung und Vertiefung der Südtiroler Autonomie vorsah. Es trat 1972 in Kraft und Österreich zog 1992 seine UN-Beschwerde gegen Italien zurück, wodurch sich die Beziehungen verbesserten.
Die Beziehungen zwischen Österreich und Italien wurden durch den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union im Jahr 1995 weiter gestärkt. Die beiden Länder wurden zu Partnern in der europäischen Integration und profitierten von der Beseitigung der Grenzkontrollen, der Schaffung des Binnenmarktes und der Einführung des Euro. Durch die europäische Integration eröffneten sich auch neue Möglichkeiten für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Österreich und Italien, insbesondere in den Grenzregionen wie innerhalb der Europaregion Tirol–Südtirol–Trentino.
Wirtschaftsbeziehungen
Mit einem Handelsvolumen von knapp 23 Milliarden Euro (2021) war Italien für Österreich der zweitwichtigste Handelspartner. Die Handelsbilanz ist weitgehend ausgeglichen und die beiden Länder tauschen vor allem Maschinen, Metalle (vorwiegend Eisen und Stahl), Fahrzeuge, Kleidung und Nahrungsmittel aus.[14] Zahlreiche Touristen aus Österreich bereisen jährlich Italien.
Österreich und Italien verbindet eine knapp 400 Kilometer lange gemeinsame Grenze entlang der Alpen. Zwischen den beiden Ländern bestehen trotz der gebirgigen Grenzlandschaft eine Reihe von Verkehrsverbindungen, darunter u. a. der Brennerpass, der beide Länder per Straße und Schiene verbindet.
Diplomatische Standorte
Österreich hat eine Botschaft in Rom und ein Generalkonsulat in Mailand
Italien hat eine Botschaft in Wien und ein Konsulat in Innsbruck
Palais Metternich in Wien, Sitz der italienischen Botschaft
↑MAPS. In: The United States Holocaust Memorial Museum Encyclopedia of Camps and Ghettos, 1933–1945. Volume IV. Indiana University Press, 26. April 2022, S.XXV–I, doi:10.2307/j.ctv22fqbjk.7.