Irreduzibilität ist ein Attribut für diskrete Markow-Ketten, welches vereinfacht aussagt, dass die Kette nicht in mehrere Einzelketten auf Teilmengen des ursprünglichen Zustandsraumes zerlegt (reduziert) werden kann. Irreduzibilität ist neben der Aperiodizität eine der wichtigen Eigenschaften von Markow-Ketten, die für die Konvergenz gegen eine stationäre Verteilung von Bedeutung ist. Da eine Markow-Kette stets durch einen Übergangsgraphen dargestellt werden kann, ist auch der äquivalente Begriff Transitivität gebräuchlich. Vereinfacht bedeutet Transitivität, dass es von jedem Zustand einen Weg in jeden anderen Zustand gibt.
Manche Autoren definieren zuerst die irreduzibilität einer Teilmenge des Zustandsraumes (auch über die obigen Kriterien) und nennen dann die Markow-Kette irreduzibel, wenn der gesamte Zustandsraum eine irreduzible Menge ist.[1]
Schwache Irreduzibilität
Außerdem gibt es noch den Begriff der schwachen Irreduzibilität. Eine Markow-Kette heißt schwach irreduzibel, wenn
Irreduzible Markow-Ketten sind entweder transient oder rekurrent, da diese Eigenschaft immer bei allen ihren Zuständen zugleich auftritt.
Ist der Zustandsraum endlich und die Übergangsmatrix der Markow-Kette, dann existiert folgendes Irreduzibilitäts-Kriterium: Existiert ein , so dass gilt, dann ist die Markow-Kette irreduzibel und aperiodisch. Dabei ist das Größer-Zeichen komponentenweise zu verstehen.
Im Falle eines endlichen Zustandsraumes folgt aus Irreduzibilität positive Rekurrenz.
Beispiele
Man betrachte die auf dem Zustandsraum durch die Übergangsmatrix
definierte Kette.
Diese Kette springt, wenn sie sich im Zustand i befindet, mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit nach i+1, sonst bleibt sie bei i (ist i=4, springt sie mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit zurück zu 1). Offensichtlich kann die Kette von jedem Zustand aus innerhalb von drei Schritten zu jedem anderen Zustand gelangen, also sind alle Zustände miteinander verbunden. Diese Markow-Kette ist demnach irreduzibel.
Ein weiteres Beispiel: Betrachte auf demselben Zustandsraum die Matrix
.
Hier gelangt man von Zustand 1 aus nur zu Zustand 3, und von diesem aus auch wieder nur zur 1 zurück. Die Zustände 2 und 4 sind von 1 und 3 aus auch in beliebig vielen Schritten nicht erreichbar und umgekehrt. S zerfällt hier also in die Äquivalenzklassen und . In diesem Beispiel lässt sich die Kette in zwei separate Ketten auf den beiden Äquivalenzklassen und mit Matrizen
sowie
zerlegen.
Literatur
Albrecht Irle: Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik: Grundlagen – Resultate – Anwendungen. Teubner, Wiesbaden 2005.
Kai Lai Chung: Markov Chains with Stationary Transition Probabilities. Springer, Berlin 1967.
Esa Nummelin: General Irreducible Markov Chains and Non-Negative Operators. Cambridge University Press, Cambridge 2004.