Intrusion (Psychologie)Als Intrusion bezeichnet man in der Psychotraumatologie das häufig durch einen Schlüsselreiz (Trigger) unkontrollierbar wiederkehrende, quälend ins Bewusstsein drängende Wiedererinnern und Wiedererleben von traumatischen Ereignissen und Situationen oder Beschäftigen mit damit in Verbindung stehenden, ungeklärten schmerzhaften Fragen und Gedanken, die durch die tiefe seelische Erschütterung durch das Trauma oder die dadurch zerstörten Grundüberzeugungen aufgeworfen wurden. Dabei werden in der Regel auch die mit diesem Ereignis verbundenen (assoziierten), belastenden emotionalen Zustände reaktiviert. Intrusionen können auch unerwartet und ohne bewusst wahrnehmbaren (‚subliminalen‘) äußeren Schlüsselreiz (Trigger) auftreten und entziehen sich der willentlichen Kontrolle. Intrusionen sind dadurch zumeist emotional und physiologisch sehr belastend und mit vegetativer Übererregung (Hyperarousal) und starker Stressbelastung, Herzrasen, oft auch Schweißausbrüchen, Atembeschwerden, Zittern bis hin zu Panikattacken und Angina Pectoris verbunden. Im Unterschied zur häufig unpräzisen Verwendung der Begriffe Intrusion und Flashback im allgemeinen Sprachgebrauch und auch in der Trauma-Literatur, sind die beiden Begriffe in der Psychotraumatologie genau definiert. Im Gegensatz zu einem
Intrusionen entziehen sich der willentlichen Kontrolle und überwältigen die betroffene Person, die so immer wieder in die traumatischen Ereignisse hineingezogen wird und diese vollständig oder in wesentlichen Teilaspekten mit vielen Einzelheiten quälend wiedererlebt. Dieses Wiedererleben kann Gedanken, Bilder, andere Sinneswahrnehmungen, wie Geräusche, Sprache, Schreie, Gerüche, Geschmack, Schmerzen und andere Körperempfindungen und Wahrnehmungen, sowie Emotionen umfassen, wobei die verschiedenen Sinnesmodalitäten unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Kinder können das traumatische Geschehen dabei im Spiel reinszenieren. Dabei kann der Betroffene das Auftreten und den Ablauf einer Intrusion nur sehr beschränkt beeinflussen. Häufig wechseln sich Intrusion und emotionale Taubheit ab.[1][2][3][4][5][6] Weitere Verwendung zur Bezeichnung intrusiver PTBS-SymptomeIntrusionen umfassen im allgemeinen Sprachgebrauch neben den
Auch folgende Gedankens- und Handlungsmuster können der Intrusion zugeordnet werden:
Weitere Bedeutungen als psychiatrischer FachbegriffZusätzlich zu den Formen intrusiver Symptomatik, die als Leitsymptome der Posttraumatischen Belastungsstörung auftreten können, werden im psychiatrischen Sprachgebrauch als Intrusionen auch andere Formen zwanghafter, unkontrollierbar ins Bewusstsein drängender oder plötzlich einschießende Gedanken und Vorstellungen bezeichnet (englisch: intrusive thoughts), die auch ein häufiges Symptom u. a. bei Angststörungen, Panikattacken, Depressionen und einer Reihe weiterer psychischer Störungen darstellen. Im Kontext anderer psychischer Störungen wird u. a. auch das sinnlose Gedankenkreisen (Grübelzwang), Zwangsgedanken, Obsessionen, sich verselbständigende negative Gedankenspiralen bei Angst- und Panikstörungen, intrusive Wahnvorstellungen, sowie weitere psychotische Formen (schizophrene Positivsymptome, Gedankeneingebung, Halluzinationen etc.) zuweilen mit dem Begriff Intrusion bezeichnet.[7] VorkommenIntrusionen gelten als typisches Leitsymptom bei Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), das für die Diagnose zwingend vorhanden sein muss, können aber auch bei Zwangsstörung, Angststörungen, Panikattacken sowie Depressionen und verschiedenen anderen psychischer Störungen auftreten. Intrusionen werden zumeist durch einen Schlüsselreiz ausgelöst („Trigger“) und dauern meist einige Sekunden bis Minuten; es können jedoch auch Intrusionsschleifen auftreten, die über mehrere Stunden anhalten. Häufig meiden an PTBS leidende Personen auslösende Situationen (Vermeidungsverhalten).[7] Einzelnachweise
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