Ilse Hehn wurde im deutschsprachigen rumänischen Banat geboren. Die Vorfahren ihrer Mutter stammen aus Elsaß-Lothringen. Nachdem die Familie vor der russischen Roten Armee nach Österreich geflohen war, kehrte sie Ende des Zweiten Weltkriegs zurück ins Banat.
Ilse Hehn besuchte die deutsche Grundschule in Sânnicolau Mare und anschließend ein deutsches humanistisches Gymnasium in Timișoara. Nach dem Abitur studierte sie Bildende Kunst an der West-Universität Timișoara und schloss dieses Studium mit dem Staatsexamen ab. Von 1965 bis 1992 unterrichtete Ilse Hehn Kunst und Kunstgeschichte an den deutschen Gymnasien „Stefan Ludwig Roth“ und „Axente Sever“ in Mediaș/Siebenbürgen.
1973 debütierte Ilse Hehn mit dem Gedichtband So weit der Weg nach Ninive. Sie veröffentlichte regelmäßig in den deutschsprachigen Publikationen Rumäniens und war Mitglied des Timișoaraer Literaturkreises Adam Müller-Guttenbrunn. 1974 vertonte der Komponist und Schriftsteller Wolf von Aichelburg einen Gedichtzyklus der Autorin.
Seit 1976, als sie Mitglied der europäischen Autorenvereinigung „Die Kogge“ wurde, war sie im Fadenkreuz der rumänischen Sicherheitsbehörde Securitate. Einige Jahre später, nachdem sie für Die Kogge einen Beitrag zur Anthologie Das verfolgte Wort schreiben sollte, legte die Securitate ein „Dossier der informativen Verfolgung“ gegen sie an. Seitdem wurde das Umfeld der „Zielperson“ Hehn mit informellen Mitarbeitern besetzt, die sich im Auftrag der Behörde mit der operativen Umsetzung der Überwachung befassten. 2011 wurde vom „Nationalen Rat für das Studium der Archive der Securitate“ [„Consiliul naţional pentru Studierea Arhivelor Securităţii“] ihre Akte in Bukarest zur Einsicht freigegeben.
Nach der Rumänischen Revolution 1989 erhielt Ilse Guzun, mittlerweile verwitwet, die Ausreisegenehmigung und siedelte mit ihrem Sohn in die Bundesrepublik Deutschland über, wo sie ihren früheren Namen Hehn annahm. Sie lebt als Schriftstellerin, bildende Künstlerin und Kunstdozentin in Ulm.
In Rumänien erschienen zwei ihrer Kinderbücher. Ihre Gedichte wurden in die Rumänische, Französische, Russische, Serbische, Ungarische und Japanische Sprache übersetzt. Ilse Hehn ist Vizepräsidentin des Exil-P.E.N. – Sektion deutschsprachige Länder. Sie ist die Schwester der Kunsthistorikerin und Schriftstellerin Annemarie Podlipny-Hehn. Ilse Hehn ist Mitglied im Exil-P.E.N. und Rumänischen Schriftstellerverband, der Europäischen Autorenvereinigung Die Kogge, dem »European Writers’ Congress« sowie der Künstlergilde Esslingen.
Zuhause nur im Wort. Eine Anthologie der Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Exil Deutschsprachiger Länder. Pop Verlag, Ludwigsburg 2009.
Der Jaguar im Spiegel.Eine Anthologie der Europäischen Autorenvereinigung Die KOGGE. Pop Verlag, Ludwigsburg 2010.
Blickweisen. Eine Sammlung aktueller Lyrik und Kurzprosa aus Baden-Württemberg. Esslingen 2010.
Literaturzeitschriften: Neue Literatur, Volk und Kultur, Stafette, Orizont, Podium, Matrix, Spiegelungen, Kulturpolitische Korrespondenz, West-Ost-Journal, Levure littéraire.
Herausgabe
»Die Sehnsucht, die ist mir so leicht.« Schreiben im Exil. Anthologie des Exil-P.E.N. Sektion deutschsprachige Länder. Mit Heidrun Hamersky und Wolfgang Schlott. Pop Verlag, Ludwigsburg 2016.
Claus Stephani: Ilse, müssen Fragen angenehm sein? Gespräch mit der Lyrikerin und Malerin Ilse Hehn in Mediasch. In: Neue Literatur (Bukarest), 23. Ausgabe, Bukarest 1972, S. 78–81.
Magazin literar al asociatiei scriitorilor din Timisoara. 1982.
Peter Petri: Biographisches Lexikon. Deutschland 1992.
Aquilina Birăescu, Diana Zărie: Scriitori şi lingviști timișoreni. Timișoara, Editura Marineasa 2000.
Lexiconul scriitorilor germani. 2000.
Stefan Teppert: Donauschwäbische Literatur seit 1945. Hartmann Verlag 2004.
Paul Eugen Banciu, Aquilina Birăescu: TIMIŞOARA LITERARĂ – Dicţionar biobibliografic. Editura Marineasa, Timişoara 2007.
Ingmar Brantsch: Das Weiterleben der rumäniendeutschen Literatur nach dem Umbruch. Geest Verlag 2007.
Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 2006/07–.
Richard Brüx: Hehn, Ilse. In: Deutsches Literatur-Lexikon 20. Jahrhundert. 15. Band Hauptmann–Heinemann. Hrsg. von Lutz Hagestedt. De Gruyter 2010, Spalte 392.
Enciclopedia Banatului – Literatura. Academia Românǎ 2015.