I quattro libri dell’architettura (Die vier Bücher zur Architektur) ist ein Traktat über Architektur des Architekten Andrea Palladio (1508–1580), geschrieben auf Italienisch. Die vier Bände wurden im Jahr 1570 zuerst in Venedig veröffentlicht und mit Holzschnitten des Autors selbst illustriert. Das Traktat wurde in den darauffolgenden Jahrhunderten vielfach gedruckt, übersetzt und verbreitet, häufig als ein Band zusammengefasst.
Im Jahr 1663 veröffentlichte Godfrey Richards das erste Buch des Traktats erstmals in englischer Sprache in London. Die erste vollständige Edition auf Englisch gab der italienische Architekt Giacomo Leoni zwischen 1715 und 1720 ebenfalls in London heraus.[1]
Das erste Buch behandelt Materialien und Bautechniken. Es beinhaltet die fünf Säulenordnungen (dorisch, ionisch, korinthisch, toskanisch, komposit) und ihre einzelnen Bestandteile (Basis, Schaft, Architrav, Bogen, Kapitell, Gebälk), sowie weitere Bauelemente (Gewölbe, Böden, Türen und Fenster, Kamin, Dach und Treppen).
Kap. I: Was man bedenken und vorbereiten muss, bevor man sich ans Werk macht
Kap. II: Vom Holz
Kap. III: Von den Steinen
Kap. IV: Vom Sand
Kap. V: Vom Kalk und wie man ihn rührt
Kap. VI: Von den Metallen
Kap. VII: Von der Beschaffenheit des Bodens, in dem man die Fundamente legen soll
Kap. VIII: Von den Fundamenten
Kap. IX: Von den Arten der Mauern
Kap. X: Von der Art, welche die Alten anwandten, um Bauwerke aus Stein zu errichten
Kap. XI: Von der Verjüngung der Mauern und deren Teilen
Kap. XII: Von den fünf Säulenordnungen, welche die Alten benutzten
Kap. XIII: Von der Schwellung und der Verjüngung der Säulen, von den Interkolumnien und den Pfeilern
Kap. XIV: Von der toskanischen Ordnung
Kap. XV: Von der dorischen Ordnung
Kap. XVI: Von der ionischen Ordnung
Kap. XVII: Von der korinthischen Ordnung
Kap. XVIII: Von der kompositen Ordnung
Kap. XIX: Von den Sockeln
Kap. XX: Von den Fehlern
Kap. XXI: Von den Loggien, den Eingängen, den Sälen und Zimmern und von deren Form
Kap. XXII: Von den Böden und den Decken
Kap. XXIII: Von der Höhe der Zimmer
Kap. XXIV: Von den Arten der Gewölbe
Kap. XXV: Von den Maßen der Türen und Fenster
Kap. XXVI: Von den Ornamenten der Türen und Fenster
Kap. XXVII: Von den Kaminen
Kap. XXVIII: Von den Treppen und ihren verschiedenen Arten und der Anzahl und Größe der Stufen
Kap. XXIX: Von den Dächern
Das zweite Buch behandelt Entwürfe privater Stadtanwesen und Landvillen (villa suburbana) des 16. Jahrhunderts in und um Venedig herum, die Palladio zumeist selbst entwarf: neun Palazzi, 22 Villen (13 vollendet, fünf teilweise erbaut) und eine Reihe nie begonnener Projekte. Die illustrierenden Holzschnitte der abgeschlossenen Aufträge unterscheiden sich teilweise von den realisierten Gebäuden.
Kap. I: Vom Schmuck (decor) oder der Schicklichkeit, die man bei Privatbauten beachten soll
Kap. II: Von der Anordnung der Zimmer und anderer Räume
Kap. III: Vom Entwurf von Stadthäusern
Kap. IV: Vom toskanischen Atrium
Kap. V: Vom viersäuligen Atrium
Kap. VI: Vom korinthischen Atrium
Kap. VII: Vom gedeckten Atrium und vom Privathaus der alten Römer
Kap. VIII: Von den viersäuligen Sälen
Kap. IX: Von den korinthischen Sälen
Kap. X: Von den ägyptischen Sälen
Kap. XI: Von den Privathäusern der Griechen
Kap. XII: Vom Platz, den man für den Bau einer Villa wählen soll
Kap. XIII: Von der Anlage einer Villa
Kap. XIV: Von den Entwürfen der Villen einiger venezianischer Edelleute
Kap. XV: Über Entwürfe von Villenanlagen für einige Edelleute auf der Terraferma
Kap. XVI: Von der Villa der Alten
Kap XVII: Von einigen Entwürfen für unterschiedliche Bauplätze
Im dritten Buch geht es vor allem um Stadtplanung: Straßen, Straßenpflasterungen aus Stein, Brücken aus Stein und Holz, sowie öffentliche Plätze. Dafür führt Palladio sowohl antik-römische als auch zeitgenössische Beispiele an. Er nimmt die Basilika von Vitruv in Fano auf, genau wie die Basilica Palladiana in Vicenza.
Kap. I: Von den Straßen
Kap. II: Von der Anlage der Straßen in der Stadt
Kap. III: Von den Straßen außerhalb der Stadt
Kap. IV: Von dem, was man beim Brückenbau beachten, und von dem Platz, den man dafür aussuchen soll
Kap. V: Von den Holzbrücken und was man bei ihrem Bau beachten soll
Kap. VI: Von der Brücke, die Caesar über den Rhein zu bauen befahl
Kap. VII: Von der Brücke über den Cismon
Kap. VIII: Von drei weiteren Entwürfen, nach denen man Holzbrücken machen kann, ohne, wie sonst, Pfähle in den Fluss zu rammen
Kap. IX: Von der Brücke bei Bassano
Kap. X: Von den Steinbrücken und was man bei ihrem Bau beachten soll
Kap XI: Von einigen berühmten Brücken, welche die Alten bauten, und Abbildungen der Brücke von Rimini
Kap. XII: Von der Brücke in Vicenza, die über den Bacchiglione führt
Kap. XIII: Von einer Steinbrücke nach meinem Entwurf (Rialtobrücke)
Kap. XIV: Von einer weiteren von mir entworfenen Brücke
Kap. XV: Von der Brücke zu Vicenza über den Rerone
Kap. XVI: Von den Plätzen und den Gebäuden, die sie umgeben
Kap. XVII: Von den Plätzen der Griechen
Kap. XVIII: Von den Plätzen der Römer
Kap. XIX: Von den antiken Basiliken
Kap. XX: Über die Basiliken in unseren Tagen und über die Basilika in Vicenza
Kap. XXI: Von den Palaestren und Xysten der Griechen
Das vierte Buch beinhaltet zuerst fünf einleitende Kapitel und anschließend 26 Kapitel, in denen es um römische Tempel der Antike geht. Die einzige Ausnahme ist der zeitgenössische Tempietto in San Pietro in Montorio von Donato Bramante. Palladios Auswahl der Tempel erstreckt sich geografisch auf Rom, Neapel, Spoleto, Assisi, Pola und Nîmes. Die Illustrationen enthalten sorgfältige Messungen der Bauelemente, sowie Palladios eigene Rekonstruktionen und Interpretationen der Tempelfassaden in Fällen, in denen nur noch Ruinen vorhanden waren, wie z. B. der Tempel des Trajan.
Kap. VI: Von den Zeichnungen nach einigen antiken Tempeln in Rom und zunächst dem der Pax (Templum Pacis, Rom)
Kap. VII: Vom Tempel des Mars Ultor (auf dem Augustusforum)
Kap. XXVII: Von der Gestalt einiger Tempel außerhalb Italiens, zunächst von zwei Tempeln in Pola (Augustus-Tempel, Pula)
Kap. XXVIII: Von den zwei Tempeln in Nîmes und zunächst von dem, den man die Maison Quarrée nennt (Maison Carrée, Nîmes)
Kap. XXIX: Von anderen Tempeln in Nîmes (Tempel der Diana, Nîmes)
Kap. XXX: Von zwei weiteren Tempeln in Rom, zunächst von dem der Concordia (Tempel des Saturn, Rom)
Kap. XXXI: Vom Tempel des Neptun (Rom)
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Rezeption nicht belegt, dadurch Hang zur Theoriefindung
Palladio begründete eine Architekturbewegung, die nach ihm benannt wurde: der Palladianismus. I quattro libri dell'architettura beinhalten Palladios eigene Entwürfe, die die Reinheit und Einfachheit der klassischen Architektur verherrlichen. Einige dieser Entwürfe wurden nie realisiert, während andere vollständig oder zumindest teilweise ausgeführt wurden. Die klare Gliederung und Transparenz inspirierte zahlreiche Auftraggeber und Architekten. Palladios Architektur genoss eine hohe Popularität in ganz Europa und verbreitete sich zum Ende des 18. Jahrhunderts bis nach Nordamerika. Thomas Jefferson, Präsident der Vereinigten Staaten, war ein begeisterter Bewunderer Palladios und bezeichnete das Traktat als „Bibel“. Jefferson nahm sich Die vier Bücher der Architektur für das von ihm entworfene Wohnhaus in Monticello und für die Rotunde der Universität in Virginia zum Vorbild. Auch der englische Architekt William Buckland orientierte sich an Palladios Traktat beim Entwurf des Hammond-Harwood House in Annapolis, Maryland.
Unter Palladios Vorbildern sind vor allem Ruinen römischer Gebäude, antike Schriften (besonders von Vitruv) und zeitgenössische Architekten der Renaissance. Allerdings stellt Palladio eigene systematische Regeln und Grundprinzipien zum Bauen auf, die zu seiner Zeit kreativ und einzigartig waren. Die Regeln lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Regeln des Entwurfs (äußere Gestalt) und Regeln der Konstruktion (Aufbau einer Villa). Hinzu kommen mehrere Unterkategorien von Regeln und Richtlinien.
Architektonische Grundprinzipien
Ähnlich wie Leon Battista Alberti ein Jahrhundert zuvor, war es nie Palladios Ziel, die Architektur der Antike unverändert zu kopieren, sondern architektonische Prinzipien wiederzubeleben, wie z. B. Symmetrie, Harmonie, Proportionalität, Logik, eine hierarchische Anordnung von Räumen und Gebäuden, sowie ein Ordnungssystem einzelner Bauteile. Dafür studierte er antike Gebäude nicht nur im Detail, sondern in ihrer Ganzheit und ihrer Zusammensetzung. Größere Bauteile und Räume (wie z. B. den Viersäulensaal, die Säulenordnungen, das Peristyl) übernimmt Palladio in seinen eigenen Villenbauten, aber variiert sie und setzt sie in neue Kontexte. Er sieht die antiken Formen als Puzzleteile, die variabel sind und je nach Bedarf immer wieder neu zusammengesetzt werden können. Palladio bildet das Gegenstück zum Manierismus, das sich durch eine hohe Individualität, einen stärkeren Dekor und Regelbrüche auszeichnete.
Auch war sein Ziel die Vereinheitlichung und Standardisierung von Architektur durch simple Regeln und Prinzipien, die sich auf jede Bauaufgabe übertragen lassen. Diese Regeln sollen unkompliziert und für jeden Architekten praktisch anwendbar sein. Das Traktat nimmt damit die Stellung eines Lehrbuchs ein. Palladios Prinzipien genossen dadurch schnell eine kanonische Stellung und wurden jahrhundertelang aufgegriffen und rezipiert (Palladianismus).
Die Holzschnitte zeigen eine hohe Einheitlichkeit: häufig ein dreiteiliges Schema, Achsensymmetrie, eine große zentrale Sala, nach hinten kleiner werdende Räume und eine Tempelfassade mit Dreiecksgiebel, die den Eingang anzeigt. Nicht nur Palladios Grundrisse weisen ein proportionales System auf, sondern die Proportionen durchziehen den ganzen Entwurf in allen drei Dimensionen: Grundriss und Aufriss, Innenraum und Außenbau, Sala und anliegende Räume. Er koordinierte die Bauteile und Abschnitte eines Gebäudes auf eine Weise, die sie eng miteinander verbindet und eine Einheit schafft, die einer Hierarchie unterliegt.[2] Die zentrale Sala dominiert die anliegenden Räume und bildet den Höhepunkt der Komposition. Räume näher am Zentrum sind größer und wichtiger als weiter entfernte Räume.
Andrea Palladio: Die vier Bücher zur Architektur. (Originaltitel: I quattro libri dell'architettura). Hrsg.: Hans-Karl Lücke. 2. Auflage. maxiverlag, 2009, ISBN 978-3-86539-176-6 ( [1570]).