Während seiner Schulzeit auf einem Internat war Hoffmann Leiter der Internatsdruckerei. Nach dem Abitur 1967 war er zunächst Hilfsarbeiter in der Deutschen Zentral-Druckerei und begann ein Studium der Politologie und Publizistik.[1] 1968 brachte ihn der Zufall mit Kurt Mühlenhaupt zusammen, der damals noch Trödler in Berlin-Kreuzberg war und das Inventar einer aufgelösten Druckerei übernommen hatte. So kam es, dass Hoffmann Mühlenhaupts erstes Buch Die Drehgeschichte druckte.[2] In den folgenden Jahren wurde Hoffmann Drucker, Setzer, Lektor und Adlatus und Freund von Mühlenhaupt, mit dem er 1972 eine lange Reise durch Schweden, Norwegen und Lappland unternahm.[3] Im selben Jahr gründete Hoffmann eine eigene Druckerei, die Atelier-Handpresse in Berlin-Kreuzberg. Besonders enge Zusammenarbeit entstand auch mit Aldona Gustas und Günter Bruno Fuchs.[4] Es entstanden Handpressendrucke mit vielen weiteren Kreuzberger Autoren und Grafikern, eigene grafische und typografische Arbeiten, Auftragsarbeiten wie auch häufige Zusammenarbeit mit Berliner Kunstämtern (Kreuzberg, Wedding, Wilmersdorf und Charlottenburg) und Galerien.[1]
Nicht nur in seinem Verlag, sondern auch bei befreundeten Kreuzberger Druckereien hat Hoffmann zahlreiche Werke gesetzt, gedruckt, selbst illustriert, gebunden und verlegt. Seine Werke sind Kunstwerke in kleiner Auflage, bebildert mit Grafiken, handgebunden und handverlesen.[8] Bleilettern fasst Hoffmann als Brücken zur Lyrik, Prosa und Graphik auf. Immer wieder entdeckte er auch Künstler und Schriftsteller, die ohne ihn keiner breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden wären.[2]
Im Jahre 1975 gründete Hoffmann den Kreuzberger Künstlerkreis e.V. mit und übernahm dessen Leitung als erster Vorsitzender. Im gleichen Jahr organisierte er Ausstellungen Kreuzberger Künstler in den Partnerstädten des Bezirks (Porta Westfalica, Wiesbaden, Limburg, Heppenheim).[1]
2017 schloss Hoffmann sein Atelier und beendete damit auch die Arbeit an der Atelier-Handpresse, die zu einer Kreuzberger Institution geworden war.[9]
Im Jahr 2021 beteiligt er sich als Kurator an den Planungen zu Gedenkveranstaltungen zu 100 Jahre Kurt Mühlenhaupt in der Zossener Straße 2[10]
in Berlin-Kreuzberg mit der Ausstellung über die Galerie-Kneipe Leierkasten. Ein Übersichtsflyer zeigt die Zeiten und Stationen der geplanten Veranstaltungen.[11]
Ausstellungen (Auswahl)
Ausstellungen, u. a. In Frankfurt/Main, Nürnberg, Wiesbaden, Mainz[1]
1976: Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin[12]
1997: Büchergilde Buchhandlung & Galerie in Frankfurt am Main[13]
1998: Die unmögliche Art, Bücher zu machen, Kreuzbergmuseum[14]
2009/2010: Galerie Nierendorf Künstlergraphiken aus eigenem Verlag 371 Arbeiten von 47 Künstlern[15]
Bibliografie
Kataloge (Auswahl)
4 Kreuzberger in Osnabrück. Artur Märchen, Hugo Hoffmann, Heidrun Thiede und Roland Neumann stellen aus. Atelier-Handpresse, Berlin 1985.
Illustrationen (Auswahl)
Uwe Helfrich: Bienenstich. Atelier-Handpresse, Berlin 1976
Wolfgang Fehse: Das Loch in der Mitte des Kuchens. Drei Episoden, Atelier-Handpresse, Berlin 1994
(Mit-)Herausgeberschaften (Auswahl)
Kurt Mühlenhaupt: Kurt Mühlenhaupt stellt aus, was er für Kunst hält, als da wären Bücher, Bilder et Zeichnungen, anläßlich seines 50. Geburtstages. (Ausstellung vom 23. September bis zum 24. Oktober 1971), Verlag Fördererkreis Kulturzentrum, Berlin 1971.
Mensch Mühlenhaupt – Ein kurtsweilig Lesen vom Maler und Poeten Mühlenhaupt zum 70., zusammen mit Ulrich Bormann. Edition die ARTgenossen Nicolai Verlag, Berlin, 1991
Die unmögliche Art Bücher zu machen. 25 Jahre Atelier-Handpresse. Katalog zur Ausstellung im Kreuzbergmuseum vom 15. Februar bis zum 13. April 1998. Kunstamt Kreuzberg, Berlin 1998
Der gute Ratschlag, Herausgegeben als Privatdruck ohne kommerzielle Absichten in einer Auflage von 500 Exemplaren, Idee und Zusammenstellung: Chris Frey & Hugo Hoffmann, Gesamtherstellung: Graphisches Atelier Hugo Hoffmann, 13055 Berlin Alt–Hohenschönhausen, 2020/2021.
Literatur
Horst Rudolph, Robert Wolfgang Schnell, Heinz Ohff et al.: Handverlesen. Die Tradition des Büchermachens in kleinen Berliner Verlagen und Werkstätten. Hrsg.: Kunstamt Kreuzberg. Argon, Berlin 1988, ISBN 3-87024-160-8.
Librarium, Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft, Bände 24–25, 1981.
Heinz Stefan Bartkowiak: Kompendium Zeitgenössischer Handpressendrucke – Compendium of contemporary hand press printing, Verlag H.S. Bartkowiak, 1992.
Jan Klinkel: Im Zentrum – Ein Setzkasten. Die Atelier-Handpresse in Berlin-Kreuzberg, Bachelorarbeit, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, 2016.[16]
Hanno Hochmuth: Kiezgeschichte. Friedrichshain und Kreuzberg im geteilten Berlin. Wallstein-Verlag, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8353-3092-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Ulrike Schwartzkopff-Lorenz: Kurt Mühlenhaupt – eine Künstlermonographie. (Diss. Freie Universität Berlin) 2008,
↑Programm (Memento vom 22. August 2010 im Internet Archive) der Lettrétage, siehe Hinweis auf Sonntag, 6. Dezember 2009 zur Zusammenarbeit von Hoffmann mit Gustas und Fuchs.
↑Hanno Hochmuth: Kiezgeschichte. Friedrichshain und Kreuzberg im geteilten Berlin. Wallstein-Verlag, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8353-3092-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Susanne Ebeling (Hrsg.): Literarische Ausstellungen von 1949 bis 1985 – Bundesrepublik Deutschland - Deutsche Demokratische Republik. Diskussion, Dokumentation, Bibliographie. Literatur und Archiv Bd. 5, K. G. Saur/Walter de Gruyter, München 1991, ISBN 9783111539508.
↑Elmar Schütze: Hugo Hoffmanns Arbeiten im Kreuzberg-Museum: Bücher sind Kunstwerke. In: Berliner Zeitung. (Online [abgerufen am 22. Januar 2018]).
↑Ergün Özdemir-Karsch, Hugo Hoffmann: Künstlergraphiken aus eigenem Verlag – 371 Arbeiten von 47 Künstlern. Ausstellung 23. Oktober 2009 - 26. März 2010, Band 86 von Kunstblätter der Galerie Nierendorf, Verlag Galerie Nierendorf, 2009
↑Jan Klinkel: Im Zentrum: Ein Setzkasten: Die Atelier-Handpresse in Berlin-Kreuzberg. 2016 (Online [abgerufen am 22. Januar 2018]).