HindenburglindeDie Hindenburglinde (auch Große Linde genannt) ist eine solitäre Sommerlinde (Tilia platyphyllos) im Landkreis Berchtesgadener Land. Sie steht ca. 150 Höhenmeter oberhalb des Tals der Ramsauer Ache an der Deutschen Alpenstraße (B 305) in der Gnotschaft Taubensee der Gemeinde Ramsau bei Berchtesgaden und ist als Naturdenkmal unter Naturschutz gestellt. Zudem wurde sie im September 2022 zum Nationalerbe-Baum ausgezeichnet.[1] Trotz ihrer für diese Baumart untypischen Höhenlage auf etwa 850 Meter über Normalnull erreichte diese Sommerlinde eine Größe sowie einen Stammumfang, die sie bei einem zwischen 400 und 1000 Jahren gemutmaßten Alter zu den herausragenden Bäumen Europas zählen lässt. Das Deutsche Baumarchiv führt die Linde unter den national bedeutsamen Bäumen (NBB).[2] BeschreibungDer Stamm der Linde beginnt am Boden breit und wuchtig und verjüngt sich nach oben. Der Baum hat im Gegensatz zu den meisten alten Linden einen kräftigen, ungeteilten, hochreichenden Stamm. In etwa fünf Meter Höhe gehen mehrere starke Äste ab, die eine sehr große Krone bilden. Die Linde erreicht eine Höhe von über 30 und einen Kronendurchmesser von gut 35 Metern. Der Stamm ist ohne erkennbare Öffnungen. An der Stelle eines im Jahre 1997 herausgebrochenen Astes, des größten der Linde, ist erkennbar, dass der Stamm einst hohl war und ausgemauert wurde und die Öffnung infolge der auch heute noch enormen Vitalität der Linde komplett überwachsen wurde.[3] Aufgrund der Höhe des Standortes – in dieser Höhenstufe ist die Vegetationszeit aufgrund des später einsetzenden Sommers und des früher beginnenden Winters deutlich verkürzt – hat die Sommerlinde von Jahr zu Jahr eine um vier bis sechs Wochen kürzere Wachstumszeit als im Flachland. Dennoch weist sie enorme Ausmaße auf und hat eine gute Vitalität. In der näheren Umgebung zur Linde steht neben dem Hotel Hindenburglinde ein Weißdorn, der ebenso alt sein soll.[4] Die ersten genauen Beschreibungen der Linde stammen aus dem Jahre 1902 von dem Pionier und Baumfotografen Friedrich Stützer, der den Stammumfang der Linde in Bodennähe mit 14,75 und in einem Meter Höhe mit reichlich zehn Metern angab. Die Hauptäste erreichten Stärken bis zu 1,5 Meter. Den Umfang der Krone gab er mit 121 Meter, die beschattete Fläche mit 900 Quadratmetern an. Damit hatte die Linde, die nie abgestützt wurde, die mit Abstand breiteste Krone aller Bäume in Europa.[3] Das Deutsche Baumarchiv gab im Jahre 2001 an der Stelle des geringsten Durchmessers (Taille) einen Umfang von 10,26 und im Jahre 1988 in einem Meter Höhe von 11,30 Metern an.[2] Im Jahre 2015 hat der Stamm auf 1,3 Meter, der Höhe des sogenannten Brusthöhendurchmessers (BHD), einen Umfang von 10,90 Metern.[5] Sie zählt damit zu den stärksten und größten Linden in Europa. Das Alter der Linde wird in der Literatur unterschiedlich angegeben. Vergleicht man die Maße von 1902 von Friedrich Stützer mit den aktuellen Baumdaten, kommt man auf ein Alter von fast 750 Jahren.[6] Der Forstwissenschaftler Hans Joachim Fröhlich nahm 1990 ein Alter von etwa 1000 Jahren an.[7] Das Deutsche Baumarchiv gab 2009 400 bis 700 Jahre an.[2] Jeroen Pater, Forstwirtschaftler und Buchautor alter Bäume in Europa, gab im Jahre 2007 600 bis 700 Jahre an.[8] GeschichteDie Linde befand sich auf einer Freie oder Trade (Freifläche). Lehnsbauern durften diese Flächen zur Weide des Viehes und zum Laubsammeln nutzen. Aufforstung und die Rodung einzeln stehender Bäume war nicht erlaubt, was zur Erhaltung des Baumes beigetragen hat. Ab etwa 1850 wurde die Linde in verschiedenen Reiseführern und Beschreibungen des Berchtesgadener Landes erwähnt. Die Linde wird seit langer Zeit gepflegt. Im Jahre 1890 legte der Verschönerungsverein Ramsau einen neuen Weg zur Linde an und führte ein Jahr später Sanierungsarbeiten an der Linde durch. Seit 1875 befindet sich neben der Linde ein Gasthof. Der Baumfotograf Friedrich Stützer, Inspektor der Königlich Bayerischen Staatseisenbahn in München, schrieb in seinem Buch Die größten, ältesten oder sonst merkwürdigen Bäume Bayerns in Wort und Bild:[9]
– Friedrich Stützer: Die größten, ältesten oder sonst merkwürdigen Bäume Bayerns in Wort und Bild. 1902. In den 1930er Jahren wurde die Deutsche Alpenstraße direkt an der Linde vorbeigeführt. Im Rahmen der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Ramsau an den damaligen Reichspräsidenten Feldmarschall Paul von Hindenburg am 26. März 1933 erhielt der bis dahin unter dem Namen Große Linde bekannte Baum seinen heutigen Namen; der benachbarte Gasthof Lindenhäusl wurde 1950 zu einem Berggasthof und Hotel erweitert und in Hindenburglinde umbenannt. Als mit der Zeit mehrere morsche Äste des Baumes abbrachen, wurde im Jahre 1955 die in München ansässige Firma Volgger, die auf Baumsanierung spezialisiert ist, beauftragt, Baumpflegemaßnahmen durchzuführen. Im Jahre 1966 wurde die Linde ein zweites Mal behandelt. Dabei wurden tote Äste entfernt und morsche Stellen beseitigt. Die stärksten Äste wurden zur Kronensicherung mit Seilen miteinander verbunden. Beim Bau eines Parkplatzes verlor die Linde einen Starkast. 1997 brach der unterste, talwärts gerichtete stärkere Ast aufgrund hoher Schneelast ab, wobei die Krone in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Narbe am Stamm ist noch zu sehen. Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Hindenburglinde (Ramsau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 47° 36′ 59″ N, 12° 53′ 4″ O |