Ungar wurde 1893 im mährischen Boskowitz als Sohn des Branntweinfabrikanten und Bürgermeisters Emil Ungar und seiner Frau Jeannette, geb. Kohn, geboren. Er studierte ab 1911 in BerlinOrientalistik, danach Rechtswissenschaften in München und Prag. 1913 absolvierte er die juristische Staatsprüfung in Prag und promovierte 1918.
Von 1914 bis 1916 war er Soldat im Ersten Weltkrieg und erlitt eine schwere Kriegsverletzung. Danach arbeitete er als Rechtsanwalt und Theaterregisseur. 1922 wurde er Legationsrat an der tschechoslowakischen Botschaft in Berlin, später Ministerialkommissar im Außenministerium in Prag.
Hermann Ungar starb, sechsunddreißig Jahre alt, an einem zu spät behandelten Blinddarmdurchbruch in einem Prager Krankenhaus. Ungar hatte zwei Söhne. Seine Schwester konnte nach Tel Aviv auswandern, sein Bruder und seine Eltern wurden 1942 im KZ Auschwitz umgebracht.
Zitat
„Ungar ... schuf Menschen aus seiner heimlichsten Atmosphäre. Die war grausam und schwer. Das wollte man nicht, das verzieh man ihm nicht. Er war ein Dichter.“ (Rudolf Kayser in einem Nachruf in der Neuen Rundschau 1929.)
Die Klasse, mit Anmerkungen und einem Nachwort von Ulrich Weinzierl, Manesse, Zürich 2012
Der rote General, 1928 (Schauspiel, Revolutionsstück um Leo Trotzki und Walther Rathenau; 1928 in Berlin mit Fritz Kortner in der Titelrolle erfolgreich aufgeführt)
Colberts Reise, 1930 (Erzählungen und Skizzen, postum)
Die Gartenlaube, 1930 (Komödie, 1930 postum in Berlin aufgeführt)
Der Bankbeamte und andere vergessene Prosa. Hrsg. von Dieter Sudhoff. Igel, Paderborn 1989
Heidelore Riss: Ungar, Herrmann. In: Andreas B. Kilcher (Hrsg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02457-2, S. 510f.
Jürgen Serke: Böhmische Dörfer. Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft. Zsolnay, Wien / Hamburg 1987, ISBN 3-552-03926-0.