Hermann Dreymann

Neugotischer Prospektentwurf Dreymanns (1858)

Hermann Dreymann (* 1. März 1824 in Mainz; † 15. September 1862 in Langenschwalbach) war ein deutscher Orgelbauer.

Leben

Hermann Dreymann erwarb im Jahr 1855 die Orgelbauwerkstatt seines Vaters Bernhard Dreymann in Mainz für 3000 Gulden.[1] Zwei Wochen nach der Einweihung seiner Orgel in Kirdorf am 31. August 1862 verstarb Dreymann an einer Lungentuberkulose und überlebte seinen Vater um nur fünf Jahre. Die Orgelbaufirma wurde von Finkenauer & Embach übernommen und im Jahr 1877 aufgrund des wachsenden Konkurrenzdrucks aufgegeben.[2]

Werk

Dreymann ist dem romantischen Orgelbau zuzurechnen. Er schuf seine handwerklich gediegenen Werke vorzugsweise hinter neugotischen Prospekten. Gegenüber dem eingeschränkten Pedalumfang seines Vaters konzipierte er bei größeren zweimanualigen Instrumenten Pedalklaviaturen mit 27 Tasten (C–d1). Als klangliche Neuerung führte er auf dem zweiten Manual das geteilte Register Basson/Hautbois ein. In den wenigen Jahren als selbstständiger Orgelbauer entstanden 17 Orgelneubauten, die insgesamt über etwa 218 Register verfügten.[2] Die hohe Produktivität erklärt sich durch standardisierte Gehäuse und Orgelteile sowie eine effiziente Arbeitsteilung in der Werkstatt. Schwerpunkt von Dreymanns Tätigkeit war der Mainzer Raum. Einzelne Werke entstanden in Frankreich (Fenain) und Belgien (Woubrechtegem).[3]

Nachgewiesene Werke

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1852–1853 Gau-Bickelheim Pfarrkirche St. Martinus II/P 19 Zusammen mit seinem Vater; weitgehend erhalten[4]
1856 Fenain Saint-André Zusammen mit seinem Vater
1856 Wackernheim Ev. Kirche I/P 9 1927 bei Orgelneubau wenige Dreymann-Register übernommen[5]
1856 Woubrechtegem Sint-Martinuskerk I/P 7
1858 Mainz St. Stephan II/P 29 1942 zerstört[6]
1859 Großholbach Heilige Dreifaltigkeit
I/P 10 Neubau; erhalten
1858–1860 Nieder-Saulheim Ev. Kirche I/P 10 1886 in neue Kirche übernommen; weitgehend erhalten[7]
1860 Bingen Ev. Kirche II/P 15 1960 ersetzt[8]
1860 Planig Ev. Kirche I/P 7 1913 Renovierungsumbau; erhalten[9]
1861 Mainz Dom I/P 9 zwei Jahre Notorgel für die Zeit der großen Domrenovierung, seit 1863 in Frei-Weinheim; Prospekt erhalten[10]
1861–1862 Bad Homburg-Kirdorf St.-Johannes-Kirche
II/P 30 Seine größte Orgel; 1965 restauriert und um ein Rückpositiv auf III/P/41 erweitert; weitgehend erhalten[11]

Literatur

  • Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 1: Mainz und Vororte – Rheinhessen – Worms und Vororte (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 6). Schott, Mainz 1967, ISBN 3-7957-1306-4.
  • Patrick Collon: Hermann Dreymann. In: Malou Heine, Nicolas Meeùs (Hrsg.): Dictionnaire des facteurs d'instruments de musique en Wallonie et à Bruxelles du 9e siècle à nos jours. Mardaga, Liège 1986, ISBN 2-87009-250-4, S. 146 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Achim Seip: Die Orgelbauwerkstatt Dreymann in Mainz. Mit einem Bildteil im Anhang. Orgelbau-Fachverlag Rensch, Lauffen am Neckar 1993, ISBN 3-921848-21-0.

Einzelnachweise

  1. Dreymann, Bernhard. Hessische Biografie. (Stand: 13. Februar 2013). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Die Mainzer Orgelbauerfamilie Dreymann
  3. Collon: Hermann Dreymann. 1986, S. 146 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Orgel in Gau-Bickelheim, abgerufen am 27. Juni 2016.
  5. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 1, 1967, S. 452–454.
  6. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 1, 1967, S. 204–205.
  7. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 1, 1967, S. 400.
  8. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 1, 1967, S. 254.
  9. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 1, 1967, S. 431.
  10. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 1, 1967, S. 306–308.
  11. Orgel in Kirdorf, abgerufen am 27. Juni 2016.