Die Musikalität ist ihm wohl durch seine Mutter Francis in die Wiege gelegt worden, denn in Hollywood begleitete sie die Stummfilme im benachbarten Kino durch Live-Pianomusik. Bei ihr hatte er auch seine ersten Musikstunden am Klavier. Dann, als Achtjähriger kam er eher zufällig zum Altsaxophon: Weil der lokale Musikalienhändler, Saxophonlehrer und gleichzeitiger Freund der Familie das Instrument zum Verkauf hatte und in den Eltern von Herb dankbare Käufer fand. Nachdem Herb Geller als Vierzehnjähriger Benny Carter im Orpheum Theatre in Los Angeles hörte, beschloss er, das Saxophon zu seinem Beruf zu machen. Nur zwei Jahre später bekam er 1946 sein erstes professionelles Engagement in der Band des Violinisten Joe Venuti. Zu dieser Zeit entdeckte er die Musik von Charlie Parker, der neben Benny Carter zu seinem zweiten großen Idol wurde.
1948 reiste Herb Geller zum ersten Mal nach New York, wo er in den Bands von Jack Fina, Claude Thornhill, Jerry Wald und Lucky Millinder spielte. Während dieser Auftritte begegnete ihm die Pianistin Lorraine Walsh in Los Angeles, die nicht nur in New York seine Ehefrau, sondern gleichzeitig eine wichtige musikalische Partnerin wurde.
1958 starb Lorraine Walsh-Geller völlig unerwartet. Während einer Brasilientournee mit dem Benny Goodman Orchestra entschied Herb Geller sich, nicht wieder in die USA zurückzukehren. Er blieb sechs Wochen lang in São Paulo und spielte Bossa Nova, bis er ein Schiff nach Lissabon nahm. Schließlich landete er in Paris, wo er unter anderem mit Kenny Clarke und Kenny Drew sowie für den französischen Rundfunk arbeitete. Zeitweise war er Mitglied der legendären Kenny Clarke/Francy Boland Big Band, der wichtigsten europäischen Jazz Big Band der sechziger Jahre.
1962 wurde ihm von der Bigband des SFB in Berlin ein Vertrag angeboten. Er nahm das Engagement an und spielte dort neben anderen „Americans In Europe“ wie Benny Bailey, Joe Harris, Nat Peck und herausragenden europäischen Musikern wie Ack und Jerry van Rooyen. In Berlin begegnete ihm auch seine zweite Ehefrau Christine Rabsch.[3] Geller blieb dort drei Jahre, bis er einen Vertrag als Leadaltist der Bigband des Norddeutschen Rundfunks in Hamburg unterschrieb. Dort war er 28 Jahre fest engagiert. Während dieser Zeit entwickelte sich die NDR-Bigband von einem Nachkriegs-Tanzorchester zur NDR Bigband, einer der interessantesten Bigbands des zeitgenössischen Jazz. Die endlose Liste der an den Produktionen beteiligten Musikern reicht von Joe Pass und Chet Baker bis zu Avantgardemusikern und schließt viele große Namen des europäischen Jazz mit ein.
1985 komponierte er die Musik für den ersten Kinofilm von Otto.
Seit 1986 war Geller an der Hochschule für Musik in Hamburg bis zu seiner Pensionierung lehrend tätig. Danach gab Herb Geller Saxophonunterricht und hielt bei verschiedenen nationalen und internationalen Musik-Institutionen Jazz-Seminare ab. In Los Angeles führte er 1994 im Rahmen des West Coast Festivals sein Musical Playin' Jazz auf.
In seinen letzten Jahren trat Herb Geller regelmäßig im In- und Ausland als Solist auf Festivals und in verschiedenen Formationen auf. Ebenso fand man ihn als Gast bei Konzerten von verschiedenen (auch Amateur-) Bigbands sowie diversen Musikern wie zum Beispiel Knut Kiesewetter, Bud Shank, Louie Bellson, Lennie Niehaus, Jiggs Whigham, Tony Scott, Buddy DeFranco, André Previn und anderen. Noch 2011 trat er mit einer Rhythmusgruppe aus Pianist Paul Kirby, Bassist Martin Zenker und Schlagzeuger Rick Hollander auf. Im Dezember 2012 wurde bei Geller ein Hirntumor festgestellt, der im folgenden Jahr erfolgreich behandelt wurde. Letztlich ist er an einer Lungenentzündung gestorben, ausgerechnet an seinem und seiner Ehefrau Christine 51. Hochzeitstag.[4]
Preise und Auszeichnungen
Geller gewann 1955 als New Star den Critics' Poll des Down Beat. 1976 wurde er als Künstler des Jahres mit dem Deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnet. 1988 erhielt er für sein Album Birdland Stomp (1986) den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Am 26. November 2005 wurde er auf der Burg Ronneburg von Fürst Johann-Georg zu Ysenburg und Büdingen für seine Verdienste um den Jazz zum „Ritter der Ronneburg“ geschlagen. Bescheiden wie immer kommentierte Herb Geller diese Ehrung mit: „Meine Freunde sagen trotzdem Herb zu mir“.
Am 24. November 2008 erhielt Herb er den "Louis-Armstrong-Gedächtnispreis 2008" der Gesellschaft "Swinging Hamburg" für seine Leistungen im Jazz, die seine Unterstützung und Ausbildung von jungen Talenten und seine Dienste als Botschafter für swingenden Jazz in Hamburg würdigte.
Diskographie
Alben
1954 The Herb Geller Sextette – EmArcy
1955 Outpost Incident – EmArcy
1955 The Gellers - EmArcy
1957 Fire In The West – Jubilee
1959 Gypsy – Capitol
1963 Herb Geller – Altosaxophone – Josie
1975 Rhyme and Reason / Herb Geller Octet Featuring Mark Murphy & Earl Jordan – Atlantic
1975 American In Hamburg – Nova
1984 Hot House – Circle
1986 A Jazz Songbook – Enja
1989 Stax Of Sax – Fresh Sound – (reissue from 1958)
1990 That Geller Feller – Fresh Sound – (reissue from 1957)
1993 Herb Geller Quartet – V.S.O.P.
1996 Birdland Stomp – Fresh Sound
1996 Herb Geller Plays (Import-Japan Remastered-Limited Edition) – Verve
1996 Plays The Al Cohn Songbook – HEP
1997 Playing Jazz – Fresh Sound
1998 You're Looking At Me – Fresh Sound
1998 I'll be back – HEP
1999 Hollywood Portraits – HEP
2002 To Benny And Johnny – HEP
2005 The Herb Geller Sextette – Membran Music – (reissue from 1954)
2005 The Gellers – Membran Music – (reissue from 1955)
2006 Herb & Lorraine Geller: Two Of A Kind – Complete Recordings 1954–1955 – (reissue)
2006 Plays The Arthur Schwartz Songbook – HEP
2007 Herb Geller At The Movies – HEP
2010 Herb Geller – Wolfgang Köhler Duo: Moon Mist – Phonector
2011 Herb Geller in concert with Charlie Mariano and Thomas Biller & Burkhard Braune - Halle Opera House 2002 - HEP
2013 An American in Hamburg - Herb Geller - The View from Here - Tramp Records - (reissue from 1975)
2014 An Evening With Herb Geller & The Roberto Magris Trio – Live In Europe 2009 - JMood