Seine Eltern Roderick Macleod (1786–1863) und Isabella Cunninghame waren Eigentümer des Invergordon Castle, in Ross and Cromarty,[1][2] das teilweise auch als Geburtsorts des jüngsten Sohns von fünf Kindern, Henry Dunning, angegeben wird.[3] Macleod wuchs in Edinburgh auf, wurde in Eton und am Trinity College in Cambridge ausgebildet und arbeitete als Rechtsanwalt (Barrister). 1853 wurde er Direktor der Royal British Bank. Weil er Berichte für die Bank schreiben musste er, begann er sich tiefer mit der Theorie des Kredits zu beschäftigen. Zwischen 1855 und 1896 schrieb er zahlreiche Bücher.[4] Das Dictionary of political economy (1863) blieb unvollendet.
Während die meisten zeitgenössischen Vertreter der klassischen Nationalökonomie Geld als neutrales Tauschmittel ansahen, war er einer der ersten Vertreter einer Kredittheorie, wonach die Geldschöpfungnicht voll ausgelastete Ressourcen (beispielsweise Unterbeschäftigung) mobilisieren könne. Kredit sei als eigenständiges Kapital neben dem Geld zu betrachten. Daher lehnte er die Beschreibung der Wirtschaft mittels allgemeiner Gleichgewichtstheorie ab.[5] Seine Geld- und Finanztheorien wurden zu seinen Lebzeiten wenig anerkannt.[5][6] Als Gründe dafür, dass er seinen Traum[7] von einem Universitätslehrstuhl nicht verwirklichen konnte, wird der Skandal[8][9] um den Zusammenbruch der Royal Scottish Bank genannt,[10] aber auch die Ablehnung der damals in Großbritannien verbreiteten, auf Mill, Ricardo und Smith zurückgehenden Arbeitswertlehre.[7] Stattdessen vertrat er eine auf individuellem Nutzen basierende Werttheorie.[7] Im 20. Jahrhundert wurden seine Ideen mit der Theorie der endogenen Geldschöpfung wieder aufgegriffen.[11][12]
Joseph Alois Schumpeter (1883–1950) schrieb über ihn: „der erste — wenn auch nicht ganz erfolgreiche — Versuch zur Ausarbeitung einer systematischen Theorie, die den Fakten des Bankkredits gerecht wird, hat nur wenig Beachtung gefunden, die zudem kaum als wohlwollend bezeichnet werden kann. […] Macleod war ein Ökonom, der sich viele Verdienste erworben hatte, jedoch aus irgendeinem Grund nicht anerkannt und nicht ganz ernst genommen wurde, weil er nicht in der Lage war, seine zahlreichen guten Ideen in eine fachlich akzeptable Form zu bringen.“[6] Auch Horace White kritisierte 1890, sein Buch The Theory of Credit sei eher suggestiv statt wissenschaftlich.[13]
The Results of the Operation of the Poorhouse System in Ross, 1851
The Theory and Practice of Banking; with the elementary principles of currency, prices, credit and exchanges, 2 Bände (1855–1856).
The Elements of Political Economy, 1858.
On the Definition and Nature of the Science of Political Economy, 1862.
A Dictionary of Political Economy: Biographical, bibliographical, historical and present – Volume 1 (A–C), 1863 (unvollendet)
The Principles of Economical Philosophy, 2 Bände, 1872–1875.
The Elements of Banking, 1876.
Economics for Beginners, 1878.
Elements of Economics, 2 Bände, 1881–1886.
The Theory of Credit, 2 Bände, 1889–1894.
Bimetallism, 1894.
Gresham's Law, 1895.
Bimetallism in France, 1895.
A History of Banking in all the Leading Nations, 2 Bände, 1896.
Fußnoten
↑ abS. E. Fryer, revised by John Maloney: Macleod, Henry Dunning (1821–1902). In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press, doi:10.1093/ref:odnb/34787.
↑John Maloney: The Professionalization of Economics: Alfred Marshall and the Dominance of Orthodoxy. Kapitel 6: Two economic outsiders: Macleod and Crozier. Transaction Publishers 1991.
↑Neil T. Skaggs: Henry Dunning Macleod and the Credit Theory of Money. In: Avi Cohen, Harald Hagemann, John Smithin: Money, Financial Institutions and Macroeconomics. Springer Science & Business Media, 2012, S. 110.
↑ abJoseph Alois Schumpeter: Geschichte der ökonomischen Analyse, Band II, S. 1354. Zitiert nach: S. Herbert Frankel: Die Ideologie des neunzehnten Jahrhunderts. Kapitel 4 in: Geld: Die Philosophie und die Psychologie des Geldes. Springer Fachmedien, Wiesbaden 1979, doi:10.1007/978-3-322-93795-7 4.
↑ abcdMurray Newton Rothbard: An Austrian Perspective on the History of Economic Thought, Band 2, Kapitel 14.7: The Scottish maverick: Henry Dunning Macleod. S. 461–463.
↑James Taylor: Company Fraud in Victorian Britain: The Royal British Bank Scandal of 1856. In: The English Historical Review 122(497), Juni 2007, S. 700–724, JSTOR:4493899.
↑Victoria Chick: Lost and Found: Some History of Endogenous Money in the Twentieth Century. In: G. Fontana, R. Realfonzo (Hrsg.): The Monetary Theory of Production. Palgrave Macmillan, London 2005, doi:10.1057/9780230523074 4.