Dem Studium der Chemie an den Universitäten Marburg und Tübingen mit dem Abschluss als Dipl.-Chemiker folgte die Promotion 1953 in Heidelberg. Als Post-Doktorand war er bei Richard Kuhn am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg, wobei er gleichzeitig noch Medizin studierte und 1960 zum Dr. med. promoviert wurde. 1957 habilitierte er sich in Heidelberg. 1962 wurde er als Extraordinarius für Organische Chemie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelbergberufen. Ab 1963 wirkte Staab dort als Ordinarius und wurde 1974 Direktor der Abteilung Organische Chemie am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg. 1966 bis 1968 war er Dekan an der Universität und 1968 bis 1970 Prorektor. 1996 wurde er emeritiert.
Heinz A. Staab starb 86-jährig in Berlin und wurde auf dem dortigen Friedhof Zehlendorf (Feld 012-399) beigesetzt.
Wirken
Staab arbeitete auf dem Gebiet der heterocyclischen Chemie. Er beschäftigte sich mit kinetischen und spektroskopischen Untersuchungen dieser Verbindungsgruppe und mit Anwendung in der präparativen organischen Chemie. Weitere Forschungsschwerpunkte waren die physikalische und synthetische organische Chemie sowie die bioorganische Chemie, im Besonderen waren es Untersuchungen der Molekülstruktur und deren Beziehungen zu physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften.
In den 1950er-Jahren führte er Carbonyldiimidazol (auch Staab-Reagenz) als Phosgen-Ersatz in die organische Synthese ein und speziell die Peptidchemie, wo es weite Verwendung fand.[1]
1978 gelang ihm mit seinem Doktoranden François Diederich die Synthese eines Rings aus 12 Benzolringen, Kekulen,[2] und daran und anderen benzannelierten Verbindungen untersuchte er die Aromatizität (benzenoide und annulenoide Aromatizität). Sie waren auch erste Beispiele formversteifter Makrozyklen. Anfang der 1970er Jahre synthetisierte er Cyclophane (Aromate mit Brücken) und untersuchte mit ihnen Ladungstransfer- und Elektronentransferreaktionen. Unter anderem synthetisierte und untersuchte er so Modelle für den photochemisch induzierten Elektronentransfer bei der Photosynthese (unter früher Verwendung von Laserspektroskopie mit kurzen Pulsen in der organischen Chemie).
Bekannt ist er auch durch sein 1959 erstmals erschienenes Lehrbuch Theoretische Organische Chemie, in der er auch die damals neuen spektroskopischen Methoden wie NMR-Spektroskopie für Organische Chemiker darstellte. Er veröffentlichte über 340 wissenschaftliche Arbeiten.
Als Max-Planck-Präsident kümmerte er sich besonders um Beziehungen zu Israel und förderte die Aufklärung der Verstrickung deutscher Wissenschaft in den Nationalsozialismus.
1976 bis 1979 war er Mitglied des Wissenschaftsrats der Bundesrepublik Deutschland.
Schriften (Auswahl)
Heinz A. Staab: Einführung in die theoretische organische Chemie. Verlag Chemie, Weinheim 1959 (zahlreiche Neuauflagen und Nachdrucke, z. B. 1975 der 3. Nachdruck der 4. Auflage von 1966, ISBN 3-527-25277-0).
Heinz A. Staab, Helmut Bauer, Karin M. Schneider: Azolides in Organic Synthesis and Biochemistry. Wiley-VCH, 1998, ISBN 978-3-527-29314-8.
Heinz A. Staab: Zur Entstehung des Neuen in den Naturwissenschaften – dargestellt an einem Beispiel der Chemiegeschichte. Sitzungsberichte Heidelberger Akad. Wiss., Math.-Naturwiss. Klasse, 1985.
Ernst Guggolz: Heinz A. Staab: „Für mich stand die wissenschaftliche Arbeit immer im Mittelpunkt.“ In: Nachrichten aus Chemie, Technik und Laboratorium . Band 47, 1999, S. 942–944. Reihe: Zeitzeugen im Porträt.
↑Heinz A. Staab: Synthese, Eigenschaften und präparative Verwendung von N,N′-Carbonyl-di-imidazol. In: Angewandte Chemie. Band 68, Nr. 23, 1956, S. 754.
↑François Diederich, Heinz A. Staab: Benzenoidversus Annulenoid Aromaticity: Synthesis and Properties of Kekulene. In: Angewandte Chemie International Edition. Band 17, Nr. 5 1978, S. 372–374, doi:10.1002/anie.197803721.