Um den schädlichen Konkurrenzkampf bei der Amerikafahrt zu begrenzen, wurde auf seine Anregung der Nordatlantische Dampferverband gegründet. Die ersten Doppelschraubendampfer wurden vom NDL in den Dienst gestellt, zuerst 1897 der Schnelldampfer Kaiser Wilhelm der Große, das damals schnellste und größte Passagierschiff. Der NDL erreichte einen Spitzenplatz unter den Nordatlantikreedereien. Es folgten weitere große Passagierdampfer der Kaiser-Klasse wie die Kronprinz Wilhelm, die Kaiser Wilhelm II. und die Kronprinzessin Cecilie.
1905 berief Wiegand den späteren Elektroautomobil-Pionier Sigmund Meyer (Ingenieur) nach Bremen.[2] Im selben Jahr richtete der NDL eine Frachtlinie nach Australien ein. 1907 hatte der Lloyd 93 Seedampfer und 51 kleinere Schiffe sowie rund 15.000 Mitarbeiter. 1908 veranlasste Wiegand die Gründung der deutschen Südseephosphat-Actiengesellschaft. Er war eine der treibenden Kräfte bei der Industrialisierung im Unterweserraum. 1901/02 bewirkte er die Gründung der NDL-nahen Norddeutschen Maschinen- und Armaturfabrik (ab 1911: Atlas-Werke). Weiterhin wurden durch ihn 1908 die Norddeutsche Hütten AG, 1907 die Norddeutsche Waggonfabrik und die NAMAG (später Hansa-Lloyd und Lloyd Dynamowerke) in Hastedt und 1906 die Superphosphatfabrik (ab 1908 Metallwerke Unterweser AG) in Nordenham gegründet. In diesen und weiteren Firmen war er im Aufsichtsrat vertreten.
Er war 1903 Mitgründer des Verkehrsvereins der Freien Hansestadt Bremen. 1904 wurde von ihm der Galerieverein gegründet, der die Anschaffung moderne Kunst für den Kunstverein in Bremen fördern sollte. Wiegand gilt auch als Anreger für Baedekers ersten Indien-Band, dessen Erscheinen 1914 der Norddeutsche Lloyd auch förderte.
Durch die Expansion der Reederei wurden erhebliche finanzielle Mittel als Kredite in Anspruch genommen. Bei einer internationalen Konjunkturkrise hatte der NDL ab 1907 mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Trotz finanzieller Nöte veranlasste Wiegand 1907 den Bau eines repräsentativen Verwaltungsgebäudes in Bremen nach den Plänen von Johann Georg Poppe. 1909, als Wiegand starb, steckte der NDL noch in seiner Finanzkrise. Sein Nachfolger war Dr. Philipp Heineken.
Wiegand war Gründer des Nautischen Vereins, und er unterstützte das Handelsmuseum, den Bürgerpark sowie den Fremdenverkehrsverein.
Ehrungen
Die Heinrich-Wiegand-Straße in Bremen, GVZ/Neustädter Häfen, wurde 2000 nach ihm benannt.
1984 entstand die Elisabeth-Wiegand-Stiftung als Witwen- und Waisenpensionskasse, benannt nach seiner Frau.
Quellen
Jörn Brinkhues: Kaiser Wilhelm II., Bremen und der Norddeutsche Lloyd. Die „Lebenserinnerungen“ des NDL-Direktors Heinrich Wiegand. Selbstverlag des Staatsarchivs Bremen, Bremen 2017, ISBN 978-3-925729-79-9.
Literatur
Arnold Petzet (Hrsg.): Heinrich Wiegand. Ein Lebensbild. Halem, Bremen 1932.