Heiner Wemhöner

Heiner Wemhöner (2014)

Heiner Wemhöner (* 13. August 1950 in Herford) ist ein deutscher Unternehmer und Kunstsammler. Seit 1979 baute Heiner Wemhöner kontinuierlich die Firma Wemhöner Surface Technologies zum Weltmarktführer im Maschinen- und Anlagenbau zur Veredelung von Holzwerkstoffen aus. Das in der 3. Generation geführte Familienunternehmen begeht 2025 sein 100-jähriges Jubiläum. Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit tritt Heiner Wemhöner als Sammler und Förderer von Kunst und Kultur in Erscheinung. Die Sammlung Wemhöner umfasst rund 1700 Werke zeitgenössischer Kunst.[1]

Leben

Heiner (Rufname für Heinrich) Wemhöner ist eng verbunden mit der Stadt Herford, die Geburts- und Wohnort, Sitz des Familienunternehmens und Schwerpunkt des Engagements der „Stiftung Wemhöner“ ist.[2]

Nach Abitur, Wehrdienst und Wirtschaftsstudium mit Abschluss Diplom-Ökonom trat er 1979 in die Heinrich Wemhöner Maschinenfabrik (heute Wemhöner Surface Technologies) ein und wurde 1987 Geschäftsführender Gesellschafter.

Heiner Wemhöner ist verheiratet und hat drei Kinder.

Unternehmen

Die Wemhöner Surface Technologies ist ein in dritter Generation inhabergeführter Maschinen- und Anlagenbauer mit Spezialisierung auf die Bearbeitung von Holzoberflächen und Holzwerkstoffen. Gegründet wurde das Unternehmen 1925 von Heinrich Wemhöner. Durch die aufblühende Möbelindustrie im ostwestfälischen Raum entwickelte sich aus dem Handwerksbetrieb schnell ein Zulieferer für Spezialmaschinen und Anlagen.[3] Neben dem Stammsitz in Herford gründete Wemhöner 2005 eine weitere Firma Wemhoener (Changzhou) Machinery Manufacturing Co., Ltd. in der chinesischen Millionenstadt Changzhou. Im Mai 2024 wurde ein zweiter Standort in Changzhou[4] in der Provinz Jiangsu eingeweiht. Auf ihren Spezialgebieten gilt Wemhöner Surface Technologies als Weltmarkt- und Technologieführerin.[5][6]

Stiftung

Die Wemhöner Stiftung wurde im Jahr 2000 aus Anlass des 75-jährigen Firmenbestehens gegründet. Die Wemhöner Surface Technologies ist alleinige Stifterin und Heiner Wemhöner Vorsitzender des Kuratoriums. Die Stiftung förderte zunächst Wissenschaft und Forschung, insbesondere die Aus- und Weiterbildung des Ingenieurnachwuchses. Die Stiftungsziele wurden in Zusammenarbeit mit dem Marta Herford hin zur Förderung von Kunst und Kultur weiterentwickelt. Seit 2014 wird in zweijährigem Rhythmus der mit 25.000 Euro dotierte „Marta-Preis der Wemhöner Stiftung“ für zeitgenössische Kunst ausgelobt.[7] Das Preisgeld fließt in die Produktion eines neuen Kunstwerks, das in die Sammlung des Marta Herford übergeht. Die Auszeichnung erfolgt im Rahmen einer Einzelausstellung, zu der ein Ausstellungskatalog erscheint.[8]

Kunstsammlung

Die „Sammlung Wemhöner“ ist eine Privatsammlung internationaler zeitgenössischer Kunst und umfasst gegenwärtig rund 1700 Werke. Während zunächst der Fokus vorrangig auf Malerei, Skulptur und Fotografie lag, öffnete sich das Interesse des Sammlers zunehmend auch der Film- und Videokunst. Einen wichtigen Schwerpunkt innerhalb der Sammlung nimmt seit Mitte der 2000er Jahre die chinesische Gegenwartskunst ein.

Unter dem Titel „Einblicke in die Sammlung Wemhöner“ wurden vom 23. März bis zum 18. Mai 2014 in den Berliner Osramhöfen, den ehemaligen Galerieräumen von Max Hetzler, erstmals ausgewählte Werke öffentlich gezeigt.[9][10] Seitdem folgten weitere bedeutende Präsentationen, darunter die Deutschlandpremiere von Yang Fudongs 5-Kanal-Installation „New Women“ (2018), die Videoausstellung „Hypervisuality“ (2019) im Palazzo Dugnani in Mailand sowie „Focus China“ (2021) im Mönchehaus Museum in Goslar und „Isaac Julien: Playtime“ (2023) im Palais Populaire in Berlin. Im zukünftigen Ausstellungshaus der Sammlung Wemhöner, einem ehemaligen Ballhaus in Berlin, wurden während der derzeitigen Sanierungsphase die Ausstellungen Sehnsucht & Fall. Filme & Videos aus der Sammlung Wemhöner (2020) sowie Michael Müller – Schwierige Bilder (2021) präsentiert.

Die Sammlung Wemhöner ist nicht nur durch Ausstellungen präsent, sondern legt auch großen Wert darauf, die gesammelten Kunstwerke an Institutionen auszuleihen und durch Publikationen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zu den Künstlern zählen unter anderem Georg Baselitz, Tony Cragg und Secundino Hernández. Neben dem Schwerpunkt auf chinesischer Kunst und Videokunst etwa von Yue Minjun und Zhang Enli zeichnet sich die Sammlung durch bedeutende Werke von Künstlerinnen wie u. a. Alicja Kwade, Nevin Aladag, Jorinde Voigt, Bettina Pousttchi und Monica Bonvicini aus. Für die fachgerechte Magazinierung der umfangreichen Kunstsammlung entsteht derzeit ein Schaudepot in Herford, das ab Sommer 2025 für die Öffentlichkeit mit temporären Projekten zugänglich gemacht wird.[11]

Seit 15 Jahren wird die Sammlung von Philipp Bollmann kuratiert, der die bisherigen Ausstellungen sowie die zahlreichen Publikationen zur Sammlung Wemhöner konzipiert und umgesetzt hat. Gemeinsam mit Heike Höcherl, seit 2024 im Team, wird die Vermittlung der Sammlung an die breite Öffentlichkeit kontinuierlich weiterentwickelt.

Bauprojekt eines Kunst- und Kulturzentrums in Berlin

Nach langer Suche hat Heiner Wemhöner im Jahr 2018 ein historisches Gebäude in Berlin erworben. Das ehemalige Ballhaus in der Hasenheide 13 in Kreuzberg[12] wird seither von David Chipperfield and Architects[13] behutsam instand gesetzt. Im zukünftigen Ausstellungshaus wird nicht nur die Sammlung in Wechselpräsentationen vorgestellt, es werden neben temporären Ausstellungen zu relevanten Themen und künstlerischen Positionen auch Dialoge mit anderen Ausstellungshäusern sowie interdisziplinäre Veranstaltungen umgesetzt. Das ehemalige Ballhaus soll auf diese Weise zu einem lebendigen Kulturort werden, in dem ein interdisziplinärer Austausch, Partizipation und Begegnung ermöglicht werden.

Auszeichnungen

Im Jahr 2022 verlieh Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Heiner Wemhöner das Bundesverdienstkreuz am Bande für seine Verdienste um Kunst, Kultur und Völkerverständigung.[14] Im Oktober 2021 wurde Heiner Wemhöner, wie bereits sein Vater, zum Ehrenbürger der Stadt Herford ernannt. Als gebürtiger Herforder mit dortigem Wohnsitz sind er und seine Familie tief mit der Stadt verbunden. Heiner Wemhöner ist ebenfalls ein Ehrenbürger der chinesischen Stadt Changzhou und der Provinz Jiangsu.[15]

Einzelnachweise

  1. „About a Painting“, Buch und Ausstellung der Sammlung Wemhöner, Galerie Judin, 20.- 21. April 2016, in: Internetauftritt „Art at Berlin“, abgerufen am 18. Juni 2017
  2. „Lokalpatriotischer Weltbürger“, Neue Westfälische (Herford), nw-news, 13. August 2010, abgerufen am 17. April 2014
  3. Peter Steinert: Wemhöner stärkt den Standort Herford. In: Herford. (nw.de [abgerufen am 10. März 2018]).
  4. International - Wemhöner Surface Technologies. Abgerufen am 23. Mai 2024.
  5. Wer-zu-wem: Wemhöner, abgerufen am 17. April 2014.
  6. Uwe Marx: „Wir können in China viel lernen.“ In: Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland, Nummer 233 vom 7. Oktober 2024, S. 21.
  7. „Marta Preis der Wemhöner Stiftung“, auf kulturpreise.de, abgerufen am 25. Mai 2024
  8. „Marta-Preis der Wemhöner Stiftung“, auf marta-herford.de, abgerufen am 25. Mai 2024
  9. „Kunst will gesehen werden – Die Sammlung Wemhöner in den Osramhöfen“, art in berlin – online magazin vom 25. März 2014, abgerufen am 17. April 2014
  10. Christiane Meixner, 10 Jahre Gallery Weekend Berlin – Wellen und Werke, in: Der Tagesspiegel vom 3. Mai 2014, abgerufen am 1. Juni 2015
  11. Radio Herford / audio media service Produktionsg mbH & Co KG: Herforder Unternehmer plant Kunstdepot mit 1700 Objekten. 18. Januar 2023, abgerufen am 17. Oktober 2024.
  12. Hasenheide 13, auf: sammlung-wemhöner.com, abgerufen am 25. Mai 2024
  13. davidchipperfield.com, abgerufen am 25. Mai 2024
  14. Herforder Unternehmer und Kunstförderer erhält Bundesverdienstkreuz, westfalen-blatt.de, 21. Februar 2023
  15. Natalie Gottwald: Unternehmer Heiner Wemhöner ist Herfords neuer Ehrenbürger. Abgerufen am 2. Oktober 2021.