Im Jahr 1985 erhielt er den Förderpreis für bildende Künstler der Stadt Mainz, im Jahr darauf den Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz. 1988 wurde er mit dem Förderpreis Junge Kunst der Saar-Ferngas AG, Saarbrücken, ausgezeichnet und im selben Jahr wurde ihm der Kunstpreis für Plastik der ESWE Versorgungs AG in Wiesbaden zuerkannt (3. Platz). Im Jahr 1990 wurde er ebenfalls von der ESWE Versorgungs AG mit dem Kunstpreis für Graphik (2. Platz) ausgezeichnet. 1998 war er Stipendiat der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur – Künstlerhaus Schloss Balmoral. Heiner Thiel ist Mitglied der Darmstädter Sezession und der Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler am Mittelrhein (AKM).
Werk
Heiner Thiel arbeitet mit einer Vielzahl bildhauerischer Materialien. War es in den 70er Jahren noch vor allem Bronzeguss, der ihn faszinierte, begann er in den 1980er-Jahren mit Stahlblechen zu experimentieren, die er in einem komplexen malerischen Verfahren vorbehandelte.[1]
Diese Stahlbleche formte er dann zu abstrakten Wandreliefs. Je nach Betrachtungswinkel sieht man scheinbar ein anderes Objekt, Teile des Reliefs treten in den Vordergrund oder verschwinden, bringen die Täuschungen der Wahrnehmung zum Vorschein und laden so zu Reflexionen über das Thema der Perspektive ein.
Ähnliches gestaltete Thiel in den 90er Jahren mit seinen würfelartigen Wandobjekten, die aus Metall gefertigt wurden. Auch hier ändert sich die Perspektive mit der Bewegung des Betrachters vor dem Werk: «Man kann während der Positionsverschiebung beobachten, wie sich der perspektivische Raum sukzessive entfaltet, bis er seine optimale Form und Tiefe erreicht hat.»[2]
Das Spiel mit den unterschiedlichen Perspektiven kreist um die zentrale Frage in Thiels Schaffen: «In meiner künstlerischen Arbeit interessiert mich besonders der 'Grenzbereich' zwischen Fläche, Raum und Farbe: wann wird eine Fläche räumlich und wann ein Körper flächig? Und welche Rolle spielt dabei die Farbe?»[3]
Farbe bildet eines der zentralen Themen in Thiels neueren Arbeiten und addiert zu dem Spiel mit Perspektiven die Dimension des Lichts bzw. Schattens und führt so zu neuen Wahrnehmungserlebnissen beim Betrachter. Ende der 90er Jahre entstehen Arbeiten aus Aluminiumblechen, die entweder konkav oder konvex geformt sind und mit einem Farbauftrag versehen werden. Der Farbauftrag erfolgt durch Eloxierung und ist nur 20 Tausendstel mm dick. Auch die Herstellung und Vorbearbeitung der Aluminiumbleche erfolgt industriell, es sind Teile von großen Kugelelementen, die für die Industrie benötigt werden.[4]
Michael Post charakterisiert diese Technik: «Die Methode des Eloxierens gestattet die Herstellung von Farbigkeit, ohne dass die materielle Substanz der Farbe sichtbar wird.»[5]
Erneut fokussiert sich Thiel in diesen Arbeiten auf die Wahrnehmungen der Betrachter: Aus der Distanz betrachtet, verliert sich das konkave oder konvexe Element der Arbeit und das Werk erscheint wie ein gewöhnliches Quadrat mit normalen Kanten. Wenn man allerdings von der Seite schaut, beginnt das Werk aus der Wand hervorzutreten und die Krümmung wird deutlich. Zudem hat auch die Beleuchtung der Werte Einfluss auf die Wahrnehmung, der Schatten, den die jeweilige Arbeit wirft, wird so Teil des Rätselbildes der Wahrnehmung. Hans Zitko schreibt dazu: «In diesem Geschehen gewinnen die Objekte verschiedentlich den Charakter von Phantomen, die ihre Form und Struktur unter den Blicken des Subjekts zu verändern vermögen.»[6]
2005: Wandbild Politeia im Foyer des Polizeipräsidiums Westpfalz, Kaiserslautern (zusammen mit Michael Post)
2006: Entwurf und Realisation einer zweiten Glaswappenwand im rheinland-pfälzischen Landtag, Salle d’Amitié, Wappen der Partnerstädte und Regionen von Rheinland-Pfalz, (mit Michael Post)
2021: Curated by… Heiner Thiel: Die Verkörperung der Farbe,[35] Galerie Renate Bender, München, Deutschland
Literatur
Michael Post, Heiner Thiel (Hrsg.): Embodying Colour. Mit Beiträgen von Matthias Bleyl, Invar-Torre Hollaus, Urs Bugmann, Hans Zitko u. a. Katalog zur Ausstellung in der Kunsthalle Wiesbaden, 18. Oktober bis 15. Dezember 2013. Ippenschied 2013, ISBN 978-3-00-043205-7.
Michael Post, Heiner Thiel (Hrsg.): Embodying Colour. Mit Beiträgen von Marcia Hafif, Dóra Maurer, Peter Fitz u. a. Katalog zur Ausstellung im Vasarely Museum, 9. Oktober 2014 bis 11. Januar 2015. Ippenschied 2014, ISBN 978-3-00-046982-4.
Ruth Martius (Hrsg.): Die krumme Wahrheit des Raums. Katalog zur Ausstellung Der krumme Raum, 5. November bis 22. Dezember 2007 im Kunstbüroberlin. Hachmannedition, Bremen 2007, ISBN 978-3-939429-37-1.
Michael Post, Carl-Jürgen Schroth, Hans Zitko: Heiner Thiel. Werkschau 40 Jahre. Stiftung für Konzeptionelle Kunst, Soest 2017, ISBN 978-3-00-055170-3 (englisch).