Hedwig Tusar-Taxis war die Tochter von Josef Welzel und dessen Frau Adelheid.[7] Über Kindheit und Jugend ist wenig bekannt.
1917 heiratete Hedwig Welzel Vlastimil Tusar. Diese Ehe ermöglichte ihr den Zugang zu gehobenen Gesellschaftsschichten, vor allem in Prag, Berlin und Wien.[8] Der tschechische Historiker Petr Zidek beschreibt sie als repräsentative Ehefrau und frivole Partyliebhaberin.[9] Hedvika Tusarová war gesellschaftlich sehr präsent. Im Botschaftsgebäude in Berlin ließ sie unter anderen den Stargeiger Váša Příhoda auftreten.[10] Im Hotel Adlon war sie Mitorganisatorin von Wohltätigkeitsveranstaltungen.[11]
Vlastimil Tusar starb im März 1924 in den Armen seiner Frau.[12] Nach seinem Testament wurde Hedvika Tusarová Gesamterbin, den Töchtern aus Vlastimils erster Ehe mit Štěpánka Tusarová wurde lediglich ein gesetzlicher Pflichtteil zugesprochen, Hedvika erhielt als Stiefmutter sogar das Sorgerecht für die Töchter.[13]
Als Witwe pendelte Hedwig zwischen Wien, Berlin, Prag und ihrem 1924 gepachteten Schloss Hellerhof im niederösterreichischen Paudorf bei Krems.[14] Auf einer ihrer Reisen nach Wien am 11. Mai 1924 berichtete sie dem Biographen Franz Kafkas, Max Brod, wie unglücklich sie über den Tod Vlastimils wäre.[15] Doch im Juli 1924 – nur etwa 4 Monate nach Tusars Tod – heiratete sie Baron Emil Taxis von Bordogna.[16][17] Wenige Monate nach dieser Eheschließung kursierten erste Scheidungsgerüchte.[18] Baron Emil war ein Lebemann und finanziell bankrott.[19] Bevor es aber 1926 nach nur zwei Jahren Ehe tatsächlich zur Scheidung kam, sorgte ein zu Weihnachten 1925 auf Schloss Hellerhof verübter Mordversuch an Baron Emil Taxis durch Hedwigs Vater und Bruder international für Schlagzeilen, auch Hedwig selbst soll beim Anschlag involviert gewesen sein.[20][21][22][23][24][25] Hedwigs Vermögen war danach aufgebraucht. Sie lebte mittellos und gesellschaftlich sowie politisch zurückgezogen in Wien, bis September 1973 war sie in Wien-Alsergrund gemeldet.[26] Über ihre dritte Ehe mit dem Werbeunternehmer Robert Endlicher ist nichts Näheres bekannt. Ebenso unbekannt ist ihr Sterbedatum.
Literatur
Peter Zidek: Po boku – Třiatřicet manželek našich premiérů (1918–2012), ISBN 978-80-242-3694-0
Udo Fischer: Hellerhof, Der weite Weg vom versunkenen Dietmannsdorf zum Zentrum der Pfarre Paudorf-Göttweig, 1992
Max Brod: Franz Kafka, eine Biographie, S. Fischer Verlag, 1954
Erhard Riedel: Zur Geschichte der Freiherren und Grafen Taxis-Bordogna-Valnigra und ihrer Obrist-Erbpostämter zu Bozen, Trient und an der Etsch, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1955.
Christa Rothmeier: Die entzauberte Idylle – 160 Jahre Wien in der tschechischen Literatur, Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien (2004) ISBN 3-7001-3261-1. (Informationen über Hedwig Tusar-Taxis auf Seite 375 ff). Online
Einzelnachweise
↑Hedvika, geb. Wenzel Tusarová. Eintrag in Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis von 1917 bis 1929, Biographie Nr. 271. Stand 23. Februar 2017.