Hechel

Historische Hechel

Die Hechel ist ein kammartiges, aus spitzen Drähten gefertigtes landwirtschaftliches Gerät, durch das verschiedene Naturfasern wie Flachs- und Hanffasern, Jute, Kokosfasern u. a. zum Reinigen (Hecheln, Rupfen, Ausziehen; – früher auch Reffen[1]) gezogen werden. Das Wort leitet sich vom selben Wortstamm wie der Haken ab, was auf die zum Kämmen der Fasern angebrachten Haken hindeutet.[2] Moderne Faseraufschlussmaschinen bauen ebenfalls auf den traditionellen Prozessen auf, verwenden jedoch mechanische Aufschlussstrecken, in denen das Brechen, Schwingen und Hecheln in entsprechenden Arbeitsschritten mechanisch umgesetzt wird.

Hecheln

Foto einer von schräg hinten aufgenommenen Person beim Hecheln von Flachsfasern. Im Bildausschnitt sind von der Person nur Oberkörper und Oberschenkel zu sehen. Sie sitzt auf einer Bank. Vor ihr liegt ein Brett, aus dem auf einer Fläche von etwa 10 mal 20 Zentimeter Nagelspitzen ca. 10 cm hoch hervorragen. Diese bilden eine Art Kamm. Durch den Kamm zieht die Person mit beiden Händen in horizontaler Richtung ein Bündel Flachsfasern auf sich zu.
Hecheln von Flachs

Die Fasern werden nach dem Riffeln, Brechen (mit einer Breche) und dem Schwingen, bei dem bereits zerkleinerte Holzteile von den Fasern getrennt werden, gereinigt und für das Verspinnen vorbereitet.[3] Beim Hecheln werden sie parallelisiert, die Bastfasern längs aufgespalten und von Kurzfasern gereinigt. Diese beim Hecheln anfallenden groben Faserreste bezeichnet man als Werg.

Geschichte

Hecheln sind seit dem Neolithikum bekannt. Aus Schweizer Uferrandsiedlungen sind Hecheln aus gespaltenen Rippen überliefert. In einer Höhle im Wadi Murabba'at in der judäischen Wüste[4] wurde ein Kamm aus neun Splittern aus Myrtenholz gefunden, die mit Asphalt verklebt und dann mit Zwirn umwunden waren. Er wurde auf 10220±45 BP (uncal., ETH Zürich) datiert. Gebrauchsspuren machen eine Nutzung als Hechel wahrscheinlich. Die Technik hat sich im Familiennamen Hechler überliefert.

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Einzelnachweise

  1. Reffen. In: Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 7., verb. und verm. Auflage. Karl J. Trübner, Straßburg 1910, S. 368 (Scan beim Münchener Digitalisierungszentrum).
  2. F. Schmitthenner: Kurzes Deutsches Wörterbuch für Etymologie, Synonymik und Orthographie. Verlag von Friedrich Metz, Darmstadt 1834, S. 121.
  3. G. Holzmann, M. Wangelin: Natürliche und pflanzliche Baustoffe. Rohstoff – Bauphysik – Konstruktion. Vieweg + Teubner, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-8351-0153-1, S. 52.
  4. Tamar Schick (ת’ שיק): A 10,000 Year Old Comb from Wadi Murabba’at in the Judean Desert (מסרק בן שנה מואדי מורבעאת שבמדבר יהודה). In: Atiqot. 27, 1995, S. 199–202, JSTOR:23458202, abgerufen am 21. Oktober 2016.